Der dritte Film der von CBS Productions und Warner Bros. Televisions gemeinsam initiierten Hercule Poirot - Reihe, im Original auch zufällig und dennoch treffenderweise Murder in Three Acts betitelt. Die Umbenennung der Quelle, des 1934 von Agatha Christie noch als "Three Act Tragedy" veröffentlichten Romanes entsprechend und nicht ungewöhnlich für eine Bearbeitung der Queen of Crime werden hier auch andere Zutaten der Geschichte mehr oder minder geringfügig verändert, eine genauere Adaption (des im Deutschen "Nikotin" betitelten) ist (ebenso typisch) durch die nächste Verfilmung innerhalb der sehr getreuen Agatha Christie's Poirot von 2010 gegeben. Ein Buch und zwei Kreationen, wobei die hiesige durch die Anwesenheit des gerade bei den Zuschauern sehr beliebten Ustinov und noch ein bis zwei weiterer Starschauspieler auch ihre Pluspunkte hat und die Atmosphäre aufgrund der Herstellung inmitten der Achtziger für mancherlei Zielgruppen auch eine favorisierte ist. Gedreht wird der Fernsehfilm nach den vorhergehend tätigen Lou Antonio und Clive Donner mittlerweile von Gary Nelson, der zuvor auch schon teilweise Kino inszeniert hat, die meiste Zeit aber doch für das Fernsehen anwesend war, gerne auch für Pilotfilme wie bspw. bei Die Lady mit dem Colt oder Die Fälle des Harry Fox genommen wurde und in dem Zeitraum auch zwei Fälle von Mike Hammer, namentlich "Mord auf Abruf" und "Ein Mord ist nicht genug" fabriziert:
Hercule Poirot [ Peter Ustinov ] wird wider besseren Wissens von seinem alten Freund Captain Arthur Hastings [ Jonathan Cecil ] dazu überredet, diesen auf Acapulco und gleichzeitig eine Wochenendparty bei dem sich aus dem Geschäft zurückgetretenen Filmstar Charles Cartwright [ Tony Curtis ] und dies mit weiteren Gästen wie Ricardo Montoya [ Fernando Allende ], Daisy Eastman [ Marian Mercer ], Freddie Dayton [ Nicholas Pryor ] und Angela Stafford [ Diana Muldaur ] zu besuchen. Dort geschieht zum Entsetzen des Gastgebers ein Todesfall, kippt doch einer der zahlreich Anwesenden nach dem Genuss des herumgereichten Aperitifs plötzlich aus den Latschen; Cartwright selber, sein Arzt und Freund Dr. Wallace Strange [ Dana Elcar ] und auch Cartwrights junge Muße Jennifer 'Egg' Eastman [ Emma Samms ] finden das sehr merkwürdig, die Polizei unter Col. Mateo [ Pedro Armendáriz junior ] und Poirot allerdings noch nicht.
"Jeder murmelte etwas; jeder war entschlossen, fröhlich und gleichmütig zu erscheinen, aber nur bei Poirot wirkte die Fröhlichkeit echt. Lustig plauderte er weiter: "Ich ziehe Sherry dem Cocktail und tausendmal dem Whisky vor. Mon dieu, quel horreur, der Whisky! Das Whiskytrinken verdirbt die Zunge. Um die delikaten französischen Weine werten zu könnne, darf man niemals..."
Ein seltsamer Laut hatte ihn unterbrochen - eine Art von erstickten Schrei. Aller Augen wandten sich Charles Cartwright zu, der mit verzerrtem Gesicht hin und her schwankte. Das Glas entfiel seiner Hand, polterte dumpf auf den Teppich. Blindlings machte er ein paar torkelnde Schritte und brach dann zusammen."
Hier ist das Böse übrigens wieder unter der Sonne, befindet man sich von der Location her doch direkt im Urlaub, im Reise- und Touristenparadies von Acapulco, welches anders als das klamme England (der Dreißiger Jahre im Originaltext) doch mehr hermacht und seine entsprechenden Postkartenaufnahmen und eine ganze Schar an Fernsehdarstellern auf bezahlten Ferientrip preisgibt. Die Aufnahmen sind auch fantastisch, grüne Wälder, blaue Gewässer, alles im Einklang und liebevoll von sowohl Natur als auch Menschenhand miteinander verstrickt; die schauspielerischen Leistungen der Fernsehleute sind so wie immer, ein paar davon sind gar entscheidend für die Handlung und die Qualität dieser, der Rest läuft einfach so durch's Bild.
Dafür ist neben Flora und Fauna auch der Schauplatz selber beeindruckend und wird auch entsprechend so eingefangen und in aller luxuriösen bis dekadenten Pracht präsentiert, eine Villa wie in Stein gehauen, auf der Anhöhe eines in das Meer hineinragenden Felsen, am Ende einer luftigen, von Palmen umfassenden Küstenstraße, die direkt zum langgestreckten Anwesen mit allen erdenklichen Annehmlichkeiten wie Pool etc. führt. Ein bisschen sehr windig ist es da nur, im sogenannten 'Krähennest', wird man ordentlich von der steten Boe und der steifen Meeresbrise erfasst und durchgeschüttelt, ein Vorbote der bösen Blicke und Gehässigkeiten, die auf der abendlichen Party passieren und bald zum Filmtitel der Tödlichen Parties kulminieren.
So lebhaft wie der Ort, an dem man sich befindet und so neugierig machend wie die Architektur ist auch der Hintergrund der Geschichte, nicht der erste Tote selber, sondern der Gastgeber, ein ehemaliger Hollywoodstar, der von einem ehemaligen Hollywoodstar (einer von einem Kaliber eines Hudson mal) gegeben und hier auch seltener Weise in einer durchaus würdigen Altersrolle verabreicht wird (wenn man von dem Auftritt in kurzen weissen Hosen absieht zumindest). Ein Mann auch auf der Flucht vor dem Alter und sich selbst, vor der Vergangenheit, die mit einer früheren Beziehung und den Leinwandfotos aus der Jugend an der Wand irgendwie stets noch anwesend ist, vor dem Jetzt, welches mit einer Liebschaft zu einer viel jüngeren und auch nicht monogam lebenden, sondern ihre Jugend auslebenden Frau nicht die erhoffte Wirkung hat, sondern auch nur Selbstbetrug und so voll Trauer ist. Auch Poirot sitzt schon an seinen Memoiren, also am Ende von Allem, an einem Ort, wo er sich fremd fühlt und sicherlich nicht hingehört.
Der Zuschauer gehört dafür umso mehr in das Programm, ist die Suche nach dem Mörder und dem Motiv auch abwechslungsreich und in seinen Details wie einem Geheimgang, einem verdächtigten und bald auch verschwundenen Butler als möglichen Mörder, einem zweiten Ermittlerteam mit eigenen Erkundigungen und viel Bewegung auf der Insel (und kurz auch nach Los Angeles) reichhaltig interessant und die meiste Zeit auch von Belang. Exotik und Erotik trifft auf britisches Understatement und amerikanische TeeVee-Expertise, die Inszenierung zweckdienlich gediegen, die Rätselei verzwackt-verzwickt.