Viel zu lang und moralisch fragwürdig...15.06.2011
John Grisham, der alte Vielschreiber, zeichnet in seinen Büchern fast immer den Kampf eines einzelnen, schlecht bezahlten Anwalts gegen eine Übermacht auf. Dabei ist es egal, woraus diese Übermacht besteht, ob es nun ewig viele Spitzenanwälte, Staatsanwälte oder Wirtschaftsbosse sind, eines ist sicher: der kleine, einsame Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit wird sich durchsetzen. Da sich Grishams Romane aufgrund einer recht übersichtlichen Erzählstruktur prima für die Verfilmung eignen, gibt es deren auch reichlich, darunter natürlich Perlen, Durchschnitt und Mist. Der hier besprochene Film gehört meines Erachtens klar zum Durchschnitt, daran ändert auch die illustre Besetzung nichts, geben sich doch hier die Herren Spacey, Sutherland sen., jun., Jackson und McConaughey die Hände, und sogar Frau Bullock darf mittun...
Deren Rolle aber ist ziemlich überflüssig und zieht den Film nur noch mehr in die Länge, was bei einem eh schon mehr als zweistündigen Film nicht unbedingt von Vorteil ist. Dabei ist die Story ganz einfach: ein Schwarzer erschießt die Vergewaltiger seiner Tochter und wird wegen Mordes angeklagt. Sein Anwalt und der Staatsanwalt versuchen, ihre Sicht vor Gericht durchzusetzen, und der Zuschauer darf sich fragen, ob er für Gaskammer oder Freispruch ist - wobei der Film natürlich tendenziös eine Richtung vorgibt. Das stößt mir sauer auf, denn natürlich ist die Selbstjustiz absolut nachvollziehbar und auch immer wieder gerne Sujet des Kinos, aber Doppelmord und Freispruch wegen...eines launigen, zudem sehr rührseligen Schlußplädoyers...nun ja, dazu mag ein jeder seine eigene Meinung haben.
Filmisch ist dem Streifen nichts vorzuwerfen, die Bilder fangen die heiße Südstaatenatmosphäre bestens ein, die Schauspieler machen ihre Sache gut, Frau Bullock ist einfach nett anzusehen, dazu noch ein wenig Nebenhandlung um Ku Klux Klan, Gerichtsgedöns und anderes, und fertig ist der dicke Eintopf, für jeden was dabei, sollte man meinen. Aber es ist einfach zuviel, und irgendwann erlahmt das Interesse des Zusehers, daran ist einfach nichts zu ändern. Weglassen wäre hier die Option der Wahl gewesen, das aber hat bei Grisham-Verfilmungen bis dato noch niemanden interessiert...ein ganzes Subgenre von "Langfilmen aus dem Gericht" ist hier über die Jahre entstanden, und das alles nur wegen der Firma...für diesen frühen Vertreter indes reicht es nur zu 6/10.