Review

Moore die Zweite.

"Der Mann mit dem goldenen Colt" wartet mit einem noch jungen und frischen Roger Moore und dem sehr charismatischen Christopher Lee auf, die sich wortwörtlich ein Duell liefern.

Die interessante Grundidee eines Kampfes zwei gleichwertiger Profis bietet die Basis für den Plot, der aber natürlich noch um ein Thema von weitreichenderer Brisanz ergänzt werden muss. In diesem Fall soll nicht die Welt gerettet werden, wie es oftmals die Aufgabe des britischen Superagenten ist, sondern es geht um alternative Energiequellen, hier ein Verfahren Solarenergie im großen Rahmen nutzbar zu machen. Ein Ökothriller? Nein, denn dafür wirkt diese Energiegeschichte etwas zu uneingebettet und zu sehr als Grund, zum Schluss eine Insel in die Luft fliegen zu lassen, damit notwendige Schauwerte vorhanden sind. Die sehr gezwungene Verzahnung beider Handlungsstränge ist daher auch die größte Schwäche, die sich Bond Nummer 9 leistet.

Der Wettstreit zwischen Scaramanga und Bond bietet auch die größere Tragfähigkeit für den Film und steht eindeutig im Vordergrund, weswegen es auch viele kritische Stimmen gibt.

Angereichert wird der Film durch eine asiatisch geprägte Exotik, die auch dem Hong-Kong-Kino der 70er Tribut zollt. Das führt zu einigen witzigen Szenen, in denen zwei Kulturen aufeinanderprallen. Wie James Bond einen Bruce-Lee-Verschnitt auf die Matte schickt, zeigt von einer Schlitzohrigkeit, die Moore sehr gut steht und die er in späteren Filmen leider vernachlässigt.

Neben den Kampfszenen bietet der goldene Ballermann noch Verfolgungen mit Booten (wesentlich reduzierter als noch im Vorgänger) und die schon angesprochene explodierende Insel. Im Nachhinein fällt auf, wie wenig Action im Vergleich zu anderen Teilen eigentlich vorhanden ist.

Dafür gibt es aber einige auch heute noch überzeugende Stunts, die tatsächlich spektakulär sind. Die Schraube beim Autosprung ist doch ein Highlight der Serie, auch wenn die Albernheit mit der Untermalung durch ein lustiges Pfeifen Einzug hält. James Bond meets Pipi Langstrumpf.

Auch das fliegende Auto Scaramangas weiß den modernen Zuschauer noch zu verblüffen, standen damals eben noch keine Computereffekte zur Verfügung. Dieses Auto fliegt tatsächlich. Donnerwetter. Hier liegt die Lösung sämtlicher Verkehrsprobleme.

Der Höhepunkt ist dann das Duell auf einer abgelegenen Insel, die Scaramanga eigens für solche Dinge vorbereitet hat. Hier hält schon ein wenig der Zirkus kommender Bonds Einzug, wirkt aber noch berechtigt. Immerhin wirkt der Wettkampf auf Leben und Tod durchaus spannend.

Die Bondgirls Maud Adams und Britt Ekland bereichern mit ihren weiblichen Reizen auf gewohnte Art das Bild, wobei man sagen muss, dass die seltendämliche Mary Goodnight in ihrem Bikini schon ein heißes Jerät ist. So sexy wie dumm...

Ein Manko sämtlicher Moore-Bonds trifft auch hier zu: Ich habe die Filme bisher nur in der deutschen Synchronisationsfassung gesehen. Und schon früher fiel mir auf, dass das Tondesign so wirkt, als würde sich alles in einem schallisolierten Raum mit 20 qm abspielen. Das trifft auch auf Außenszenen zu. Meeresrauschen, Wind, Hall, andere Umwelteinflüsse, die zu hören sind? Fehlanzeige. Totes Tonstudio und ein Mikro mit Ploppschutz. Dadurch verliert auch dieser Film an Weite und Räumlichkeit. Als Beispiel soll hier der Sonnenspiegel genannt sein, der mechanisch auf einem Felsen ausfährt. Das ganze klingt dann so, als würde eine Miniaturausgabe aus dem Wohnzimmerboden fahren.

Zusammengefasst landet "Der Mann mit dem goldenen Colt" im Mittelfeld der Serie. Das Drehbuch ist sehr konstruiert und schafft es nicht, beide Plotlines miteinander zu verweben, die Musik ist eher im unteren Mittelfeld anzusiedeln und bis auf wenige Ausnahmen fehlt auch dem Bild die erhoffte Größe. Dennoch retten ein gut aufgelegter Roger Moore und ein überzeugender Christopher Lee die Produktion, indem sie ihre Charaktere mit Spielfreude aufeinanderprallen lassen und für spannende Momente sorgen. Im Nachfolger findet Roger Moore dann seine Höchstform und liefert seinen besten Beitrag, der diesen Film in vielen Belangen überragen wird.

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