Review

Nach vierjähriger Leinwandabstinenz kehrte Jean-Paul Belmondo wieder vor die Kamera zurück, um ein letztes Mal mit Regisseur Georges Lautner („Der Puppenspieler“, „Der Profi“) zusammenzuarbeiten. Von seinen einstigen Weggefährten ist hier nur noch Pierre Vernier als Richter zu sehen. Ansonsten erinnert hier nicht mehr viel an die typischen Belmondo-Filme der Achtziger.

In „Das unheimliche Haus“ ist ein inzwischen ergrauter und gereifter Bebel zu sehen, der sich auch seinem Alter entsprechend verhält und nicht mehr in einer, seine vorherigen Filme so prägenden Rolle des harten, Sprüche klopfenden Haudraufs glänzt. Mit nunmehr 59 Jahren kehrt er wieder zu seinen schauspielerischen Wurzeln zurück und strafte damit alle Kritiker, die ihm damals vorwarfen, dass er genau das nicht mehr kann, Lügen.

In der dritten Verfilmung des Romans „Les inconnus dans la maison“ von Georges Simenon spielt Bebel den ehemaligen Star-Anwalt Jacques Loursat, der nach dem Selbstmord seiner Frau sich völlig aus seinem Beruf und von der Außenwelt zurück zog, um ein Einsiedlerdasein in seiner Villa zu führen. Dort lebt er zusammen mit seiner Haushälterin, sowie seiner Tochter Isabelle (Cristiana Réali), die ihm die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt.

Nuanciert und ohne Allüren gibt Belmondo hier eine großartige Vorstellung als seit zehn Jahren in Selbstmitleid versunkener Witwer ab. Ungepflegt und mit einem 3-Tage-Bart säuft er langsam aber sicher nach einem von ihm festgelegten Plan systematisch den großzügig ausgestatteten Weinkeller leer. Die zerbrochene Beziehung zu seiner Tochter nimmt ihm jede Kraft. Als der nur nachts das Haus verlassene Loursat auf seinem Dachboden eines Tages aber einen sterbenden Freund seiner Tochter entdeckt, wird in ihm die alte Spürnase geweckt. An den vermeintlich schnell gefundenen Täter Manu (Sébastien Tavel), ein Außenseiter der Clique seiner Tochter, glaubt er zumindest nicht und beginnt nachzuforschen.

Zynisch, träge und mit leichtem Übergewicht manövriert sich Bebel, nicht ganz ohne Selbstironie (Ein Barbesitzer meint zu ihm sarkastisch: „Die Rolle des forschen Bullen passt zu ihnen wie die Faust aufs Auge“), durch diesen Film. Niemand nimmt den Säufer so richtig ernst. Der blitzgescheite Anwalt hält seine Fassade aufrecht, denn so unterschätzen ihn alle. Zu Gericht schläft er oder wirkt geistig abwesend, dank Skandalreportagen wird er nicht für voll genommen, sondern für voll gehalten. Doch sein Geist arbeitet und schließlich setzt er zu einem überraschenden Schlussplädoyer an, mit dem niemand mehr gerechnet hat.

„Das unheimliche Haus“ ist ein recht trockener Mix aus Krimi und Gerichtsdrama, der von einem zu großer Form auflaufenden Belmondo getragen wird. Genau genommen ist das auch der einzige Grund sich diesen Film anzugucken. Wer knifflige Analysen und spannende Enthüllungen vor Gericht erwartet, wird hier jedenfalls enttäuscht. Vielmehr stellt der geschickt vorgehende Loursat im richtigen Moment die richtigen Fragen und findet so zur Wahrheit. Mühelos spielt Bebel dabei die Schar jüngerer Darsteller an die Wand.


Fazit:
Spätwerk des gealterten Belmondos, das nur seine Fans ansprechen dürfte. Nach längerer Pause feierte er hier ein, sein Alter entsprechendes, Comeback, das natürlich auch voll und ganz auf ihn zugeschnitten wurde. Der Rest ist ein konventioneller Krimi, der weder vor Einfallsreichtum noch vor großen Überraschungen glänzt.

Details
Ähnliche Filme