Nachdem Sean Connery den Dienst als Doppel-Null-Agent endgültig quittiert hatte (sieht man einmal von seinem Gastspiel in dem außerhalb der eigentlichen Bond-Reihe laufenden "Thunderball"-Remake "Never say never again" ab), begann mit Roger Moore eine neue Ära in der James Bond-Geschichte. Mit 12 Dienstjahren und sieben Abenteuern sollte er alle anderen Bond-Darsteller übertreffen und einen ganz eigen Stil kreieren - mehr britisch, mehr ironisch und mehr gentlemanlike.
Bereits das erste Abenteuer überzeugte nicht nur durch den Titelsong von Paul McCartney, sondern auch mit solider Action und einer ausgefallenen Story um Drogenhandel und Voodoo-Zauber. Die tödliche Beerdigung in New Orleans, die Brücke aus lebenden Krokodilen und die Motorbootjagd in den Bayous von Louisiana sind bereits zu echten Klassikern der Bond-Geschichte geworden. Noch bemerkenswerter ist heute in der Rückschau aus dem Zeitalter der Political Correctness allerdings die Tatsache, dass sämtliche Schurken von schwarzer Hautfarbe sind.
Damit wären wir bei den Schauspielern: Yaphet Kotto als schmieriger Gangsterboß und Oberhaupt einer Bananenrepublik ist zwar eine Nummer kleiner als Ernst Stavro Blofeld, doch steht ihm dafür gleich ein halbes Dutzend Handlanger mit unterschiedlichen Eigenschaften zur Verfügung, unter denen der eisenarmige Tee-Hee und der anscheinend unsterbliche Baron Samedi hervorstechen. Jane Seymour als Tarotkarten-legende Wahrsagerin Solitaire (Nomen est omen) verliert durch James Bond nicht nur ihre Unschuld, sondern auch ihre hellseherischen Fähigkeiten. Daneben erscheint mit David Hedison bereits derselbe Felix Leiter, der 16 Jahre später in "License to kill" von einem Hai angeknabbert werden sollte.
Was den besonderen Reiz des Fimles ausmacht, ist für mich vor allem die gelungene Symbiose aus düsterer Voodoo-Atmosphäre und humorvollen Momenten. Diese beginnen schon ganz am Anfang mit Bonds Bemühen, seine italienische Kollegin und Geliebte ("Oh James, schon wieder? Impossibile!") vor seinem Boss M zu verstecken und setzen sich über Solitaires düstere Prophezeiungen während Bonds Anflug auf die USA ("Er bringt Gewalt und Tod") bis zu dem Taschenspielertrick fort, mit dem er die naive Hellseherin schließlich herumkriegt. Lustig auch der Auftritt des fetten Provinzsheriffs J.W. Pepper und seines Schwagers Billy Bob. Die Szene, in der Bond den schlangenbewehrten Voodoo-Priester und seine machetenschwingenden Henkersknechte locker mit dem Colt in den Hades befördert, nimmt fast schon die berühmte Szene aus "Raiders of the Lost Ark" vorweg. Mein persönlicher Favorit ist jedoch die lakonische Antwort Bonds auf die besorgte Nachfrage der verräterischen Doppelagentin Rosie Carver, er werde sie doch nicht töten wollen, nachdem sie gerade noch Sex miteinander hatten: "Nun, vorher hätte ich dich bestimmt nicht ungebracht." Fazit : ein gelungener Einstand für Roger Moore und einer seiner besten Bond-Filme.