Review

Zunächst hat mich Ruggero Deodatos ("Cannibal Holocaust") Polizei-Actioner aus dem Jahre 1975 sehr verärgert, schien er mir doch an primitive Lynchjustiz-Gelüste des Zuschauers zu appelieren und Polizeigewalt zu verherrlichen. So bedienen sich die beiden Sunnyboys für ihre "Ermittlungen" brutaler Foltermethoden und ermorden jeden, den sie in die Finger kriegen, ganz gleich ob kleiner Straßendieb, unbewaffneter Bankräuber oder Mafia-Type. Darüber hinaus pimpern sie sich durchs Leben und haben immer einen Kalauer auf den Lippen, statt auch nur ansatzweise ihre Handlungsweise zu reflektieren oder über so etwas wie ein Gewissen zu verfügen.

Später zog ich aber in Erwägung, dass der für geschickte Zuschauermanipulation berüchtigte Deodato mit seinem inszenatorisch übrigens durch tolle Kamerafahrten hochwertigen Machwerk die seinerzeit genreübliche Selbstjustiz persiflieren und durch die überspitzte Darstellung dieser dem Zuschauer einen emfindlichen Schlag in die Magengrube verpassen wollte, indem er ihm den Spiegel vorhält, frei nach dem Motto: Übertreibung veranschaulicht. Dadurch hätte er mit seinem spekulativen Exploitation-Reißer Filmgeschäft, Polizeigewalt und Zuschauerneigungen gleichermaßen auf ungewöhnliche Weise kritisiert und zum Nachdenken angeregt. Im zeitlichen und filmischen Kontext erscheint mir das auch gar nicht so abwegig; aus ihm herausgerissen glaubt man allerdings tatsächlich, einen oberflächlichen, reaktionären, menschenverachtenden Actionfilm mit alberner Synchro vor sich zu haben, der niedere Instinkte bedient.

Details
Ähnliche Filme