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Nachdem er einige Zeit vor allem als Fernsehregisseur gearbeitet hatte, drehte Ruggero Deodato zunächst 1975 den Erotikfilm "Ondata di piacere" und 1976 "Uomini si nasce, poliziotti si muore" ("Eiskalte Typen auf heißen Öfen" - eigentlich bedeutet der Filmtitel in etwa "Sie werden geboren als Menschen, sie sterben als Polizisten", was aber zu dem Film überraschenderweise weniger passt als der in seiner Plattheit erstaunlich zutreffende deutsche Titel). Zugrunde lag dabei ein Drehbuch von niemand Geringerem als Fernando di Leo, der mit seinen Gangsterfilmen den italienischen Film der 70er mitgeprägt hatte. Um so erschreckender sind die inhaltliche Leere und der verfehlte Humor des Films, der laut Rückentext der italienischen DVD sogar als brutalster italienischer Polizeifilm gilt, was aber vor allem angesichts der Werke von Umberto Lenzi auf diesem Gebiet wie "Milano odia" ("Der Berserker") oder "Roma a mano armata" ("Die Viper") nicht bestätigt werden kann.

Ray Lovelock und Marc Porel spielen Alfredo und Antonio, zwei Vertreter einer "Spezialeinheit" der Polizei, bei denen es sich de facto um staatsfinanzierte Auftragskiller handelt, die bei der Wahl ihrer Mittel gegen Vertreter der Unterwelt, die oft viel harmloser in ihrem Handeln wirken als die beiden "poliziotti", völlig freie Wahl haben. Die Auseinandersetzungen mit ihrem Chef, der solide von Adolfo Celi gespielt wird, haben dabei kein tatsächliches Gewicht mehr wie z. B. in Umberto Lenzis ebenfalls radikalen Polizeifilmen, sondern dienen nur noch als Feigenblatt, vielleicht um den Zuschauer daran zu erinnern, dass es sich hier überhaupt um Polizisten handelt.

Lovelock und Porel sind leider, um eine neben dem hanebüchenen Drehbuch weitere große Schwäche des Films zu nennen, absolute Fehlbesetzungen für die Rollen der harten Bullen. Sie wirken eher wie Boygroup-Sänger oder Unterhosenmodels, die sich mehr mit Hautkosmetik und Haarpflege als mit Waffenübungen und Einsatzplanung beschäftigen. Hier kann man natürlich von einer Besetzung "gegen den Strich" sprechen - wie man sowieso den ganzen Film als ironische Persiflage des Genres auffassen kann. Doch sollte dies beabsichtigt gewesen sein, wurde es nicht konsequent genug betrieben - der Film scheint den Zuschauern seine beiden Hauptfiguren bei all ihrer Skrupellosigkeit immer noch nahebringen zu wollen und gibt keine Antwort darauf, wie ernst die Figuren gemeint sind. Der ganze Zynismus und die Brutalität der Handlung verfehlen ihre Wirkung durch die nicht vorhandene Ausstrahlung dieser immer fröhlich lächelnden Milchbubis, die es nicht schaffen bzw. keine Möglichkeit erhalten, ihren Rollen irgendein Profil zu geben. Stattdessen wird versucht, Humor anhand hirnverbrannter Dialoge über das Sexualverhalten von Männern und Frauen zu erzeugen, die vom Drehbuch völlig unmotiviert in den Raum gestellt werden - ebenso wie dümmliche Softerotik-Szenen. Diese können nicht davon ablenken, dass zwischen den beiden Jungpoliziotti im Grunde einiges an homoerotischem Knistern stattzufinden scheint, was die von ihnen regelmäßig ausgetauschten Blicke doch recht überzeugend belegen.

Hier unter anderem hätte man natürlich ansetzen und ein handfestes Drama um Männerfreundschaft, Verrat, Eifersucht und ähnliche Konfliktpotenziale entfachen können. Aber der Film interessiert sich für nichts von alledem - Dramatik bleibt hier ein Fremdwort. Seicht und eigentlich ohne jegliche Spannung plätschert Deodatos Filmchen dahin, wenn es nicht gerade Actionszenen wie die eigentlich recht spektakuläre Motorradjagd zu Beginn präsentiert. Wie Deodato jedoch inzwischen selbst in einem Interview zu dem Film zugibt, ist diese Motorradjagd zu langgezogen. Zudem wirkt es etwas lächerlich, wenn Marc Porel ohne eigentlichen Grund erst mal ein paar Ladenauslagen umfährt. Da brennt nicht die Luft wie bei den Verfolgungsjagden in den Polizieschi von Lenzi, sondern Selbstzweckhaftigkeit macht sich breit und man fragt sich, wann sie die Gangster denn nun endlich mal kriegen werden - für eine solche Szene natürlich vernichtend.

Auch da, wo die meisten vergleichbaren italienischen Filme recht stark sind, nämlich auf dem Gebiet der Filmmusik, versagt dieser Streifen weitgehend und vergibt die Chance, durch treibende Rhythmen die fehlende Spannung ein wenig zu ersetzen. Meist viel zu fröhlich-nichtssagend und zum Großteil ohne pulsbeschleunigende Melodie- und Basslinien düdeln die 08/15-Kompositionen eines gewissen Ubaldo Continiello einher. Immer da, wo es gerade nicht passt, wird zudem auch noch ein nerviges Lied eingespielt, das Ray Lovelock höchstpersönlich zur gezupften Klampfe trällert.

Fazit: Zynisches, aber nie mitreißendes Polizeifilmchen ohne charismatische Hauptdarsteller und mit unsinnigem Drehbuch, das keine Dramatik entwickelt.

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