Review

Nach dem inszenatorisch sehr schwachen "Moonraker - Streng geheim" war es an Cubby Broccoli zu zeigen, dass noch Potential in der Bondserie steckte. Zwar war "Moonraker" weder künstlerisch, noch kommerziell der Totalreinfall, jedoch blieb er deutlich hinter seinen Erwartungen. Das Motto für den nächsten Bondfilm "In tödlicher Mission" war - einmal wieder - back to the Roots. Zurück zu der Härte, zu der Konzentration auf Story und Action, weg von alberner Witzigkeit und übertriebenen Science-Fiction-Gimmicks.

Und wieder einmal funktioniert diese Ursprungskonzeption, da sie wohl dem Fleming'schen Bond am Nähsten kommt. "In tödlicher Mission" ist ein guter Bondfilm, vielleicht nicht so abwechslungsreich und aufwendig wie "Der Spion, der mich liebte", und sicherlich mehr down to earth als alle bisherigen Roger Moore-Bondfilme. Es ist diesmal an Bond, ein gesunkenes Spionageschiff, das ein ATAC-System (ein Gerät zur Übermittlung von sehr niedrigen Frequenzen, die ein mögliches Abwerfen von Nuklearwaffen, sollte es zum Krieg kommen, ermöglichen) innehat, aufspüren. Seine Spur führt ihn zu einer griechische Schönheit namens Melina Havelock (Carole Bouqet), die Rache an den Mördern ihrer Eltern geschworen hat. Sie weiss nicht, dass genau ihre Eltern für den britischen Geheimdienst gearbeitet haben, und kurz vor der Bergung des ATAC-Systems waren. Nachdem der Mörder ausfindig und elimiert wurde, muss Bond nur noch seine Mittelmänner ausfindig machen. Letzten Endes gerät er zwischen die Froten zweier kolumbanischen Schmuggler, die sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben. Bond verbündet sich aber letzten Endes mit dem gutmütigen (und unschuldigen) Colombo (Topol), und versucht den Schurken, Drogen- und Mädchenhändler Aristotle Kristatos (Julian Glover) dingest zu machen.

Die Geschichte wird gut, schnell und besonders ausgewogen erzählt. Regisseur John Glen, der früher nur im Schneideraum für Bond saß, hat ein Gespür für gutes Storytelling, und lässt Bond nicht zu einem willkürlichen Spaß- und Effect-Overkill á la "Moonraker" verkommen. Bonds Gegner sind nicht over the top, sondern ziemlich "normal" im Vergleich zu den großen Wahnsinnigen der Bondreihe. Kristatos gibt sich sogar zunächst als Partner Bonds aus, geht mit ihm Essen. Und Emile Loque, der Handlanger Kristatos', ist kein überzeichneter Comic-Bösewicht, sondern ein recht düsterer Charakter ohne auch nur eine Zeile Text. Hinzukommen ein KGB-Wintersportler und ein griechischer Auftragskiller.

Dafür gibt es eine großartig überspannte Pre-Title-Sequenz, in der Bond-Konkurrenzler Kevin McClory vorgeführt wird. McClory konnte gerichtlich erwirken, dass die Spectre-Konzeption inklusive die Figur des Ernst Stavro Blofeld, auf seinem Mist gewachsen ist, und nur durch ihn verwendet werden darf - dennoch tritt in der ersten Szene des Films, nachdem Moore das Grab seiner Frau Tracy Bond besucht, genau dieser Blofeld (natürlich nicht namentlich erwähnt) auf. Ein wunderbarer Inside-Gag, und ein Geschenk für jeden aufmerksamen Bond-Seher.

Die Action in "In tödlicher Mission" ist besonders stark: Die toll geschnittene Überrumplung Bonds nach seiner Nacht mit Lisl von Shlaf ist ebenso positiv zu erwähnen, wie die Suspense-reiche Szene, in der Bond und Melina im Wrack angegriffen werden. Auch ihre vermeintliche Exekution ist spannend und nicht allzu abgehoben dargestellt. Und auch der halsbrecherische Sturm auf Kristatos' Versteck ist fantastisch und ohne Mangel gefilmt. Die lange Kletterpartie ist voller Thrill, und die Stunts wirken enorm gewagt. Klarer Höhepunkt jedoch: Die brillante Verfolgungsjagd in der Bobbahn (Bond auf Skiern hinter ihm Verfolger auf Motorrad) - leider forderte diese legendärem Stunts auch ihren Tribut: Stuntman Paolo Rigon starb beim Filmen der Bobbahn-Szene.

Vergessen sind die spinnerten Ausflüge ins Weltall, "In tödlicher Mission" ist schöne, altbackene Hausmannskost, so wie man es von einem altmodischen Bondfilm erwarten würde. Ungewöhnlich zwar, dass wir in der Titelsequenz die Sängerin Sheena Easton zu sehen bekommen, aber auch solche hirnrissigen Einfälle sind typisch für die 80er Jahre, und sind nach Genuss dieses Bondfilmes schnell vergessen. "In tödlicher Mission" ist sicherlich nicht der auffälligste Bondfilm, aber sicherlich einer der solidisten.

Details
Ähnliche Filme