Auf eine Fortsetzung von „The President's Man“ hat der leidgeprüfte Genreallesseher nicht unbedingt gewartet, schließlich gehörte die TV-Gurke zu Chuck Norris („Missing in Action“, „Invasion U.S.A.“) Tiefpunkten. Nach den Terroranschlägen in Amerika ließ man ihn dann jedoch ein zweites Mal gewähren und Überraschung, „The President's Man: A Line in the Sand“ ist tatsächlich etwas besser als sein Vorgänger. Das hat man wohl vor allem Chucks Sohn Eric Norris zu verdanken, der hier die Nachfolge von Regieniete Michael Preece („Logan's War: Bound by Honor“) antritt.
Genau wie der Vorgänger ist auch der zweite Teil nahezu eine reine Familienangelegenheit, denn Bruder Aaron hat das Werk mitproduziert, während bekannte Kräfte aus Chuck Norris langlebiger Serie „Walker, Texas Ranger“ sich hier als Drehbuchautoren und Darsteller verdingten. Judson Mills gibt hier beispielsweise als Ziehsohn Deke Slater auch eine wesentlich bessere Figur als der unsympathische Dylan Neal. In der Schauspielermottenkiste wurde hier übrigens auch wieder gewühlt und der kurze Zeit später an Krebs verstorbene Robert Urich, bei uns hauptsächlich aus der Serie „Vega$“ bekannt, ausgegraben und als U.S. – Präsident besetzt.
An der Figurenkonstellation hat sich hingegen nichts verändert. Chuck Norris schlüpft wieder in die Rolle des Mentors, der als Tarnung immer noch an der Universität doziert und stets dann zur Stelle ist, wenn der Präsident den Mann für die Notfälle um Hilfe ersucht. Losgeschickt wird dann aber meist Deke, weil Chuck nun mal nicht mehr der Jüngste ist und sich hier zum Schluss in die Actionszenen traut, was dann den ausgiebigen und leider auch deutlich sichtbaren Einsatz von Doubles zur Folge hat.
„The President's Man: A Line in the Sand“ nervt, und daran konnte wohl auch Eric Norris nichts ändern, mit seiner billigen, verwaschenen TV-Optik, ist aber etwas abwechslungsreicher als sein Vorgänger gestaltet. In den wenigen Actionszenen, deren Akrobatik deutlich von Wirework unterstützt worden ist, macht sich Judson Mills zudem ordentlich. Man kann hier keine ausgefeilte Choreographie erwarten, eine Steigerung zum Vorgänger ist das hier Abgelieferte jedoch alle mal.
Weit weniger erfreulich ist da die Tatsache, dass hier nicht nur Explosionen aus dem Vorgänger wiederverwertet worden sind, sondern vom U-Boot, über Tomcats bis hin zum Stealth-Fighter viel zu viele Szenen aus irgendwelchen Werbearchiven der Army entliehen worden sind, was man leider sehr deutlich merkt, weil die Szenen sich überhaupt nicht in den Film einfügen.
Natürlich nicht ganz ohne Berechnung war seinerzeit der Plot, denn Angst vor Terroranschlägen islamischer Terroristen war seinerzeit allgegenwärtig und so lässt man hier eine Atombombe in einer Großstadt platzieren. Wer sich nicht am überschäumenden Patriotismus (vor allem der Präsident ist da eine schillernde Figur, die dann auch mal für die krebskranke Frau seines Angestellten betet) stört, dem dürfte zumindest die Darstellung der Islamisten sauer aufstoßen. Nicht nur, dass ihre wirklichen Ziele hier absichtlich verdreht und verfälscht werden, die werden hier auch alle als völlig verbohrte Turbanträger, die in ihrem grenzenlosen Hass auf Amerika Hasstiraden schwingen und Helme abgestürzter Soldaten als Trophäen bejubeln, abgestempelt. Nun ja, Völkerverständigung wird hier gewiss nicht betrieben.
Der Plot selbst bleibt sehr simpel. Man möge mir verzeihen, wenn ich zwischendurch mal frage, ob es in ganz Amerika auch noch jemand anders außer Joshua McCord gibt, der ansatzweise davon einen Plan hat, wie man gegen die Bedrohung vorgeht. Seine Analyse der Fernsehansprache, sein Spürsinn bezüglich der Standort der Bombe und das punktgenaue Eintreffen zum Schlussshowdown sind dann schon übermäßig zusammenkonstruiert. Ein kleines Highlight ist auch diese „Ich renn’ mal kurz in den Talibanbunker in Afghanistan und kidnapp’ den Oberterroristen“ – Aktion.
Für ein akzeptables Ergebnis der B-Güte reicht es final dann nicht. Der Humor seitens Judson Mills tut dem Film zwar gut, aber letztlich merkt man ihm sein Geldmangel und seine TV-Herkunft einfach zu deutlich an. Sämtliche mehr oder weniger spektakuläre Szenen sind geklaut, der Actionanteil ist doch sehr gering und dieser verwaschene Billiglook ist nun auch alles andere als attraktiv.
Fazit:
Zwar im Vergleich zu seinem Vorgänger verbesserter, aber immer noch klar zweitklassiger B-Actioner, dem man seine TV-Herkunft stets überdeutlich ansieht. Die wenigen Martial-Arts-Einlagen sind zwar soweit okay, die Klischees, die Verlogenheit und der Patriotismus werden allerdings zu dick aufgetragen. Allenfalls etwas für die Chuck Norris-Kompletttisten, denn ein zweites Mal muss „The President's Man: A Line in the Sand“ wirklich nicht sein.