"Der Spion, der mich liebte" endete mit den Worten "James Bond will return in 'For Your Eyes Only"" - dem ist nicht so. Produzent Cubby Broccoli wollte lieber auf neuartige Science-Fiction-Trends, ins Rollen gebracht durch den Erfolg von "Krieg der Sterne" und "Unheimliche Begegnung der dritten Art", setzen, anstatt altbackene Agentenkost zu servieren. Deshalb wurde es "Moonraker - Streng geheim".
"Moonraker" ist ein etwas lieblos zusammengeschustertes Remake von "Der Spion, der mich liebte". Wieder ist es ein wahnsinniger Millardär, der versucht eine neue Menschenrasse auferstehen zu lassen - diesmal nicht auf dem Meeresgrund, wie Stromberg es meinte, zu verwirklichen zu können, sondern im Weltall. Und auch ansonsten zehrt "Moonraker" arg von den Ideen seiner Vorgänger. Da wird die Dschunkenfahrt aus "Der Mann mit dem goldenen Colt" kopiert, genauso wie man sich an der Motorbootjagd aus "Leben und sterben lassen" bedient. Ausverkauf bei Bond. Selbst der hühnenhafte Beisser (Richard Kiel) aus "Spion, der mich liebte" darf reüssieren, wenn auch nur noch als Sidekick, denn einer wirklichen Bedrohung.
Wenn man diese herben Schwachpunkte, und das Unvermögen Michael Lonsdales, einen guten Schurken abzugeben, übersehen kann, bleibt ein guter Bond-Streifen. "Moonraker" wird zwar genau am Ende des Films zu einem sehr schwachen, selbstverliebten Videospiel, aber dafür ist die erste Hälfte eindeutig besser. Die Action ist okay, die Frauen nett, die Bösewichter belanglos. Nix haut einen wirklich um, nix ist wirklich schlecht, schlimmstenfalls fad. "Moonraker" leidet eher an einem schleppenden Tempo, als an Ideenlosigkeit. Das Versprechen, das die Pre-Title-Sequenz, ein furioser Kampf um einen Fallschirm im freien Fall, wird nicht gehalten: "Moonraker"'s Actionkurve ist eher tief anzusiedeln.
Dafür witzelt es wieder mächtig. Moores charmant-süffisantes Lächeln zieht sich durch den ganzen Film. Nette In-Jokes, wie das Wiederkehren von Victor Tourjankys Charakter - der wieder, wie schon in "Spion, der mich liebte" beim Anblick von Bonds kuriosem Gefährt (bei "Spion" war es der Unterwasser-Lotus, hier ist es seine fahrbare Gondel) geschockt seinen Alkoholpegel checkt, indem er ungläubig auf seine Weinflasche starrt, oder das Einsetzen fremder Filmmusik, versüßen den Genuß des Films. Gegen Ende darf sich dann sogar der Beißer verlieben, und mit seiner Freundin sogar im All auf ein Glas Sekt anstoßen.
Alles in allem ist "Moonraker" ein fröhlicher, heiterer, unterhaltsamer Bond-Film. Actionfreaks werden heillos enttäuscht sein, da wirkliche Spannung hier nie aufkommen mag. Bondpuristen werden Moores Darstellung als Frevelhaft betrachten, da er hier nun gänzlich jegliche Düsternis, die Connery so unvergleichlich machte, wegblies. Auch verloren gehen hier alle Bestrebungen aus der Bond-Reihe eine halbwegs realistische, echte, harte Krimiserie zu machen, ohne allzu abgedrehte Gadget uns Actioneinlagen. Bonds Urlaub im Weltall machte aus "Bond" nun endgültg eine Sci-Fi-Reihe. Es ist auch das letzte Mal, das wir das seit "Liebesgrüße aus Moskau" eingesetzte 007-Thema hören - von nun an werden wir nur noch das (eh viel bekanntere) James Bond-Thema zu hören bekommen. Und - viel trauriger - hier erleben wir den letzten Auftritt Bernard Lees. Sein immer genialer "M" war eine wahre Bereicherung für die Serie. Lee starb am 16. Januar 1981 an Krebs.
"Moonraker" ist ein netter Bondfilm für Zwischendurch. Nichts bahnbrechendes, nichts aufregendes. Nicht allzu schwerer Stoff, von den wirklichen politischen Statements früherer Filme keine Spur. Schauspielerisch auch nur auf mittlerem Niveau, und Drehbuch-technisch auch eher "medium", als "blutig". Aber diesmal wird glücklicherweise das Versprechen eingelöst: "James Bond will return in 'For your Eyes only'"...