Review

James Bond, die erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten. James Bond immer ganz vorne dabei mit innovativen Stunts, gut aussehenden Frauen und mal mehr, mal weniger größenwahnsinnigen Schurken. Ja, die James Bond Reihe ist legendär, hat viele Fans und lockt einen immer wieder ins Kino. So auch mit "Moonraker", dem vierten Bond Film mit Roger Moore. In meinen Augen ist und bleibt Connery der beste Bond, aber Moore schlägt sich trotzdem sehr wacker, gerade da er der Reihe etwas Selbstironie verliehen hat. Und selten vorher tat das auch so sehr Not wie bei "Moonraker".

Achtung enthält Spoiler

Die Geschichte beginnt simpel mit der Entführung einer Moonraker Rakete, also einem Space Shuttle. Dem soll Bond aufgrund von gewissen Komplikationen, die die Engländer in die Sache verstricken, auf den Grund gehen. Wir brauchen gar nicht erst lange schauen um zu wissen, dass der Schurke der Großindustrielle Drax ist. Klingt soweit ja noch nach einem typischen Bond. Vor allem da der direkte Vorgänger "The Spy who loved me" (einer meiner liebsten Bonds muss ich gestehen) eine auffallend ähnliche Story hat: Großindustrieller (Stromberg) entführt zwei Atomraketen, einer Sache, die Bond untersuchen soll, da sonst zwei Regierungen aneinander rasseln würden.

Doch es bleibt nicht bei diesen Parallelen. Jaws/Beisser kommt erneut vor, es ergibt sich wieder die Zusammenarbeit mit einer Agentin einer anderen involvierten Macht, die Welt soll zerstört werden und so weiter und sofort. Nur wirkte das vom Prinzip her bei "The Spy who loved me" alles etwas bodenständiger und besser. Das fängt beim "Haupt-Bond-Girl" an. Lois Chiles ist in ihrer Rolle sicherlich alles andere als schlecht, aber Barbara Bach ist im Vorgänger in einer sehr ähnlichen Rolle einfach besser: Attraktiver, tougher, gewitzter, geradezu ein  weibliches Pendant zu Bond. In "The Spy who loved me" war Curd Jürgens in der Rolle des Schurken Stromberg kein dick aufgetragener Antagonist, aber er wirkte mit seinem, ich nenne es mal so, unterschwelligem Wahnsinn. Lonsdale als Drax ist anscheinend ähnlich angelegt, wirkt aber vor allem sehr steif, fast schon verklemmt. Und bedenkt man die Albernheit dieses Films, dann wäre ein etwas plakaiverer Wahnsinn sicherlich weniger lächerlich gewesen. Und auch Richard Kiel, dem hier vor allem auch das Drehbuch einige Schnippchen schlägt, ist nicht mehr so gut wie in "the Spy who loved me". Moore spielt hingegen wieder mit einer Leichtigkeit und Lockerheit, so dass er hier noch am besten wegkommt in einem Script, das vor Trash nur so strotzt.

Und Trash bezeichnet "Moonraker" ganz gut. Sicherlich gibt es die obligatorischen Stunts, auch wenn die schon mal spektakulärer waren (ausgenommen mal die Anfangsszene). Aber was hier an Humor geboten wird ist sicherlich ganz lustig (auf trashige Weise), hat aber oft mit dem doppeldeutigem Humor oder den coolen Sprüchen Bonds wenig zu tun. Da hüpft (!!!!) Beisser auf seine Allerliebste zu, als wären wir hier in der Verarsche einer Romanze. Bond fährt auf einer "Hovercraft-Gondel" durch Venedig und ein Kellner gießt das Bier über den Kunden, eine Taube guckt doof hin und her und allgemein reagieren alle Leute "komisch" drauf. Sicherlich muss man da durchaus schmunzeln (wenn man sich nicht die Hand an die Birne pfeffert), aber in einem Bond will ich sowas nicht wirklich sehen, da das nicht dem Stil den Bond sonst immer pflegt standhält (denn der Humor war bisher immer wenigstens etwas stilvoll).

Wem das schon reicht, der sollte hier aufhören zu lesen. Denn am Ende kommt es ganz dicke. Da gibt es eine Star Wars-ähnliche Weltraumschlacht, die den Trashgehalt eines 50er Sci-Fi B-Movies hat. Und das Drax seine eigene kleine Herrenrasse im Weltraum schaffen will, die, nachdem die Menschen (und nur die) auf der Erde von einem Nervengas, das Tiere und Pflanzen nicht beeinflusst, ausgerottet wurden, die Erde bevölkern soll... ja, das ist Trash in Reinkultur.

Da hilft es dann auch wenig, dass der Film an sich durchaus gut und kurzweilig unterhält (sofern man nichts gegen Trash hat) und andere Zutaten hat, die Bond ansonsten immer auszeichnen: Stunts, Action, hübsche Frauen, eine gelungene Titelmelodie (was auch nicht jeder Bond hat), gelungene Opening Credits und so weiter. "Moonraker" ist zu sehr over the top, bei Zeiten zu albern und zu spannungsarm, als das er wirklich überzeugen kann. Mal abgesehen davon, dass er fast wie ein Remake eines wesentlich besseren Bondfilmes anmutet, der zu allem Überfluss direkter Vorgänger ist.

Der Grund warum die Wertung noch so hoch ausfällt ist der, dass ich Trash durchaus nicht abgeneigt bin und daher doch gut unterhalten wurde. Da es aber ein Bondfilm ist und bleibt muss es einfach schwächer bewertet werden. Oder ist ein Pferd, nur weil es "Muh" macht auf einmal eine Kuh?

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