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Nachdem nun „The Spy Who Loved Me“ der Franchise den Erfolg zurückbrachte, durften Regisseur Lewis Gilbert („You Only Live Twice“) und Autor Christopher Wood ein zweites und letztes Mal zusammenarbeiten.
Im Zuge des Science-Fiction-Booms kam auch Albert R. Broccoli nicht drum herum Ian Flemings Geheimagenten in den Weltraum zu schicken und produzierte mit „Moonraker“ wohl eines der in Bezug auf Charaktere und Story wohl schwächsten, gleichzeitig aber auch kurzweiligsten Abenteuer.

„Moonraker“ ist ein ganz wilder, teilweise sinnloser Mix beliebter Bond-Zitate, der einfach nur Spaß machen will und wenigstens das gelingt ihm auch.
Als einer der letzten traditionellen, größenwahnsinnigen Bösewichte vom alten Schlag will der amerikanische Industriemagnat Hugo Drax (Michael Lonsdale, „Der Name der Rose“) sich seinen Traum einer selbst gezüchteten Herrenrasse erfüllen, indem er die ganze Menschheit mit einem die Tier- und Pflanzenwelt ignorierenden Gas umbringt, während er mit seinen ausgewählten Schäflein vorübergehend frei nach dem Arche Noah – Prinzip auf seiner Weltraumstation ausharrt.

Bis James Bond das geschnallt hat, vergeht eigentlich der ganze Film. Fügung beschreit es ganz treffend, was ihm ständig wiederfährt, damit er nicht erschossen, gesprengt oder zerbrutzelt wird. Von kniffligen Ermittlungen und Fortschritten merkt man hier nicht mehr viel und das ist neben dem schwachen Michael Lonsdale und in keiner Weise in Erinnerung bleibender Bond-Girls (Lois Chiles, Corinne Clery) auch das Hauptmanko von „Moonraker“.

Roger Moore kaspert sich zwar mit trockenem britischen Humor auf der Höhe seines Schaffens mit einer Top-Leistung durch die Chose, aber eine spannende Mission kommt dabei nie herum. Das darf in diesem Fall allerdings verziehen werden, denn, auch wenn viel davon in den vergangenen Abenteuern schon einmal da war, rast man hier durch exotische Schauplätze (u.a. Rio de Janeiro, Venedig) und von einer erstklassigen Actionszene zur nächsten. Gleich anfangs gibt es in luftigen Höhen halsbrecherische Fallschirmstunts, später rasante Verfolgungsjagden per Boot mit MG und Mörsern, dann natürlich der riskante Stunt an der Gondel mit Herunterrutschen am Gondelseil, das tödliche Ringen mit der Riesenboa und last but not least der Kampf um die Raumstation im Weltall, der freilich nicht die Qualitäten des wegweisenden „Star Wars“ besitzt, aber ein prima Effektfest darstellt. Viele Ideen recycelte man nur, weswegen „Moonraker“ im weitesten Sinn auch ein kleines Best of darstellt, doch technisch sind die Sequenzen aller erste Sahne und kurzweilig sowieso.

Als kleines Extra und weil er im Vorgänger so gut an kam, spendieren die Macher darüber hinaus Jaws (Richard Kiel), der dieses Mal richtig sympathisch wird und damit leider auch seine Aura einbüßt, während Roger Moore wie gewohnt seine Mission für ein paar Stunden aus den Augen verliert und ein wenig die Lacken zu zerknittern. Nach wie vor gibt er hier natürlich auch den überlebensgroßen, unsterblichen Agenten, der den Tag schon retten wird. Die Q-Gimmicks benötigt er dazu fast kaum noch. Dazu stattet man ihn hier mit Filmzitaten (u.a. „The Magnificent Seven) aus, um ja vom schwachen Plot abzulenken.

Der oftmals kritisierte Science-Fiction-Einschlag ist kein unbedingter Schwachpunkt von „Moonraker“, hätte aber weniger naiv angegangen werden müssen. Allein das von Drax handverlesenes Jungvolk, das irgendwo zwischen „Star Trek“ und der Flower-Power der Siebziger hängen geblieben ist, wirkt unfreiwillig komisch. Von Laserwummen und sich tarnenden Raumstationen wollen wir gar nicht reden. Ab dem Aufstieg ins All geht dann leider auch der ohnehin kaum vorhandene Spannungsbogen über Bord. Schuster bleib’ bei deinen Leisten, möchte man hier fast schreien, denn dort oben in der Schwerelosigkeit kennen die Macher sich offensichtlich kaum aus, weswegen das letzte Viertel auch zu einer plumpen, effektreichen Materialschlacht verkommt, bevor James Bond dann noch fix beim Wiedereintritt die Menschheit rettet, während das Drehbuch sich noch kurzfristig ein paar Angelegenheiten zurechtstrickt.

Vielen Bond-Fans wird hier letztlich so einiges stinken, weil „Moonraker“ in erster Linie mit dem Modetrend mitgehen wollte und dabei einige Traditionen auf der Strecke lässt oder bis dato selbst in Flemings Universum gänzlich verpönte Ideen zum Besten gibt, die so nicht unbedingt zu James Bond gehören. Doch seine Schauwerte inklusive exotischer Schauplätze kann man diesem Abenteuer genauso wenig absprechen, wie ein gut aufgelegter Roger Moore. Das 11. Abenteuer war als spaßiges Abenteuer geplant und die Zielvorgabe erfüllt man dann auch, obwohl man komplett vom Boden abhebt und sich soweit wie noch nie von den ursprünglichen Connery-Bonds entfernte.


Fazit:
Fast sinnfreies Bond-Abenteuer mit vielen, sauber inszenierten Actionszenen und dafür ganz wenig Story. Roger Moore ist einmal mehr voll in Fahrt, wird vom Rest allerdings im Stich gelassen und hält „Moonraker“ fast im Alleingang mit britisch-trockenem Humor über Wasser. Lewis Gilbert Abschiedsfilm knausert nicht mit Schauwerten, fällt relativ kurzweilig aus, muss sich aber auch eingestehen, eine spannungsfreie Mission wiederzugeben. Spaß macht „Moonraker“ trotz dieser offensichtlichen Defizite dennoch immer wieder.

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