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Wenn eine Profilerin einen Serienkiller dingfest machen soll, weil die örtliche Polizei seit Jahren im Dunkeln tappt und ihr eine schwer zugängliche Person, unter gefängnisähnlichen Bedingungen lebend, dabei helfen kann…
Clarice Starling und Hannibal Lecter? “Schweigen der Lämmer”?
Klingt so, wirkt oft auch so, ist aber ein Thriller der zwei Jahre nach dem Klassiker entstand und sich dabei nicht selten einiger Kniffe des Originals bedient.

Die Profilerin heißt Audrey (Ally Walker) und wird zu Rate gezogen, weil der örtliche Captain (Martin Sheen) beim Fund einiger Kinderhände nicht weiter kommt.
Audrey stellt einen Zusammenhang mit dem 16. Juli her, alle paar Jahre verschwanden genau an diesem Tag Kinder. Kurz darauf wird sie von einem Arzt in eine Psychiatrie gerufen, der autistische Junge Jordan (Tara Subkoff), der seit über zehn Jahren in einer geschlossenen Zelle lebt, malt jedes Jahr um diese Zeit Hände an die Wand und bekommt blutige Handgelenke…

Also dürfen wir mal wieder einer Profilerin bei der Arbeit zusehen in dieser Mischung aus Standard-Thriller und etwas Mystik.
So gibt es lange Zeit keinen Verdächtigen, keine näheren Anhaltspunkte, die die Aufklärungsarbeit für den Zuschauer spannend gestalten.
Die Schauplätze wechseln zwischen diversen Örtlichkeiten, an denen Audrey nachforscht und der Zelle, in der sie versucht, mit dem schweigenden Jungen in Kontakt zu kommen.
Der Junge weiß deutlich mehr, als er später per Stift und Papier zu verstehen gibt, obgleich niemand zu ihm Kontakt hat und er seit Jahren in diesem Raum sitzt. Muss also etwas Telepathisches im Spiel sein.

Aber auch bei Ermittlerin Audrey scheint einiges im Argen zu liegen, sie raucht auffällig häufig, ist unsicher, leidet unter Klaustrophobie und in einem kurzen Moment sieht man ihren nackten Rücken, der mit strichförmigen Narben übersäht ist, was auf Misshandlung in der Kindheit hindeutet und später auch verbal angedeutet wird.

So sind die Annäherungsversuche zwischen ihr und dem Jungen Jordan auch die besseren Momente des Streifens, die beiden sind sich nicht unähnlich, sie sind Außenseiter und haben dennoch ein besonderes Gespür. Während Jordan tatsächlich eine telepathische Veranlagung hat, ist Audrey spitzfindiger als die komplette örtliche Polizei und das wird in einigen Szenen auch reichlich übertrieben.
Die findet auf dem alten Video eines Tatortes nach kurzer Zeit einen hinweisgebenden Lieferwagen, kann aufgrund eines Fotos ein Haus in der Menge ausmachen und wenn ihr alles zuviel wird, macht sie eben ein Nickerchen in der Zelle des Jungen und lässt sich den Lippenstift aus der Handtasche klauen, den sie eh nie benutzt. Etwas merkwürdig ist diese Frau schon.

So kommt es dann auch, dass Audrey im Alleingang zum Domizil des Serienkillers gelangt und hier erstmal in aller Ruhe den Schauplatz erkundet, was im Zusammenhang mit der düsteren Sounduntermalung sehr, sehr deutlich an „Schweigen der Lämmer“ erinnert.
Das Finale wirkt jedoch etwas abrupt und unspektakulär und mit der schwachen Erklärung fühlt man sich ein wenig an „Augen ohne Gesicht“ erinnert, nur bleiben hier einige Fragen offen und der Bezug zu Jordan scheint eher Mittel zum Zweck zu sein, um eben etwas Mystik ins Spiel zu bringen, denn glaubwürdig ist der Zusammenhang nicht.

Dafür überzeugen die Darsteller auf ganzer Linie. Ally Walker spielt die unsichere Profilerin sehr souverän, in kleineren Auftritten glänzen Martin Sheen und Ron Perlman, aber den stärksten Auftritt hat mit Abstand Tara Subkoff.
Nicht nur die ausgezeichnete Maske sorgt dafür, dass man sie tatsächlich für einen Jungen hält, in Sachen Mimik und Körperhaltung verleit sie ihrer bisweilen anspruchsvollen Rolle auch die notwendige Intensität, ohne es zu übertreiben.

Wenn man denn den kompletten Film so loben könnte wie die Leistung der Jungdarstellerin.
Bisweilen wirken einige Szenen unnötig gestreckt, die Erzählweise ist die meiste Zeit sehr gemächlich und wirklich spannende Szenen finden sich leider recht selten, zudem tauchen gegen Ende einige logische Hückel auf.

Die Höhepunkte der Geschichte bilden eindeutig die zwischen Audrey und Jordan, wie auch einst die zwischen Starling und Lecter.
Storytechnisch insgesamt viel zusammengeklaut, aber zumindest die meiste Zeit unterhaltsam.
Ein brauchbarer Thriller mit wenigen Höhepunkten, aber sehr guten Darstellern.
Für Zwischendurch ganz nett,
6 von 10

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