Review

Staffel 12

---{«In liebevollen Andenken an den Franz, 2006-2016»}---

Der allgemeinen groben Ansicht zufolge, dem Vorurteil nah, wanderte die in der zweiten Hälfte der Achtziger und erste Hälfte der Neunziger immens erfolgreiche Krimiserie Mord ist ihr Hobby erst über die Jahre hinweg aus dem Küsten- und Fischereistädtchen Cabot Cove bis später komplett in die große weite Welt, stellvertretend auch durch einen Umzug in das hippe New York City hinaus. Ebenso wird angenommen, dass die in fortlaufenden Staffeln vermehrt versuchte Anpassung an die sich ändernden Zuschauergewohnheiten bzw. eine Art Verjüngung für die zahlungskräftige Baby Boomer Klientel für einen schleichenden Untergang verantwortlich war, was allerdings ebenso nicht stimmt.

Zwar wurde mittig in der Laufzeit tatsächlich versucht, durch allerlei Nebengeschichten mit anderen momentanen Hauptrollen [ein Privatdetektiv, ein Geheimagent, ein Polizist im Ruhestand, der als Kriminologiedozent seine eigene Ermittlungstruppe aus Studenten aufbaut etc.] die eigentliche Hauptdarstellerin zu entlasten und dennoch Zuschauer beizubehalten, was eben nicht gelang. Und gab es auch leichte Mißstimmungen hinter den Kulissen, die den Rückzug und Fortgang vom Kreativen Peter S. Fischer verursachte, und die Verstärkung des (familiären) Zusammenzuhalten und Schalten und Walten um Angela Lansbury mit Ehemann Bruce Lansbury und Sohn Anthony Shaw als auch Autoren und Regisseure und so gewonnener Beeinflussung und Meinungshoheit. Dass die Staffel 12 aber als Scheitern in die Annalen einging, verdankt die bis dato weiterhin erstaunlich fest in den Top Ten platzierte Serie nicht etwa einer fortschreitenden Ermüdung vom Publikum bzw. des Dreh- und Produzententeams oder einem vermeintlichen Anachronismus, der dem Zeitgeist nicht standhielt. Sondern der Verlegung des bis dato festen Sendeplatzes auf den Donnerstag Abend, wo man direkt gegen NBCs “Must See TV“ Sitcomschiene, damals vertreten durch u.a. Friends & Seinfeld, aber auch (die frischen und zu Beginn gleichwohl populären) Ein Single kommt immer allein & Boston College & Caroline in the City antreten sollte, durchschnittlich 6 Millionen Zuschauer auf einen Schlag verlor und in der Endabrechnung prompt komplett unterging. [Jahresendliste bei den Nielsen-Ratings plötzlich Platz# #58, wobei seitens der Produktion mit der hiesigen Folge “Die eiserne Lady“, Originaltitel “Murder among Friends“ auch eine humoristische Referenz zur damaligen Hitserie gemacht wurde und man ein analoges Setting für seinen Mordfall nimmt.]

Als Geschenk für die Fans und als Ausgleich für die (beabsichtigt?) missglückte Planung, die unnötig war und ein Experiment, dass reichlich daneben ging, umfasst die abschließende Staffel ganze 24 Episoden, inklusive einem Zweiteiler, an unterschiedlichsten Orten, neben der Großstadt und dem Ausland gar auch gerne mal die inländische Pampa, wo die Zeit wie zu anno dazumal von 1984 stillgehalten scheint (und der Einfallsreichtum der nun ja auch arg gebeutelten Drehbuchschreiber bzw ihre Fixierung oder auch die Vorgabenspanne auf Erfüllung der Zuschauerbedürfnisse gleich mit.)

An das, was befürchtet und gemunkelt wird, erinnert vor allem die Folge 1 "Ein Akt der Verzweiflung" mit seinem überaus hektischen, schon anstrengend wuselnden 5th Avenue Gebaren, wo ein dortiger Schönheitssalon mit einem äußerst gefragten Friseur, dem Mann der Stunde quasi hausieren geht; eine Örtlichkeit, die vom Treiben und dem stetigen Hin und Her mehr an eine Bahnhofshalle während der Rush Hour erinnert und alles Andere als entspannend für die aufgetakelten Kundinnen und den Zuschauer auch ist. Zudem ist die Handlung zwar mit einem Opener mit einem Fassadenkletterer, dem sogenannten Westend-Einbrecher und diesmal nach vollendeter Diebestour auch mit einem blutigen Messer und wild umhereilenden Streifenwagen der Polizei versehen, erzählt das folgende zwei Drittel der Geschichte vom Inhalt und der Präsentation her aber eher eine Seifenoper von Geschäftsintrigen, emotionalen Vergangenheit, weiteren Klüngeleien und Lug und Betrug allgemein, quasi ein Dert Denver-Clan in der Großstadt, dass auch so plakativ gespielt wird und im Grunde ideal dafür besetzt ist. Angela Lansbury ist noch die Ausnahme, aber in diesen 45min auch weniger anwesend und doch eher Zaungast, eine Kundin des Friseurs, die zwar hier und da auch andere beteiligte Leute kennt und irgendwo schon involviert, aber dies über drei Ecken vielleicht ist. Die Auflösung des später doch stattfindenden Mordfalls ist nicht gänzlich schlecht, aber wenn das Setting die gesamte Staffel so bleiben würde, hätte man doch ein Problem damit und nicht die nötige Ruhe im Geschehen.

Folge 2 "Versicherungsbetrug" wandert allerdings schon wieder heraus aus der Groß- und gar Hauptstadt, geht es über den Umweg Denver, Colorado und der dazwischen geschalteten Telefonkonferenz mit Chicago nach Aspen, Colorado, wo eine ein Monate alter und so zurückliegender Autounfall immer noch für Magenschmerz beim örtlichen Sheriff's Department und damit und den entsprechenden Unstimmigkeiten auch bei der Versicherungsagentur sorgt. Dazwischen kabbeln sich die Witwe, die auf den Erlös für sich und die Nichte zu gleichen Teilen wartet, und ihr Anwalt, sowie dessen Adlatus, der gerne mehr von der Nichte mögen wollte, diese aber einem fremdgehenden 'Künstler' aufgesessen ist.Sowie ein vermeintlicher Augenzeugen, der einen Unfall verneinen kann und für eine Mordanklage sorgt,sowie eine tatsächlich darum Wissende, plus ein Abgesandter der Versicherung, der ebenso wie noch eine Gestalt inkognito, aber befreundet mit der eigentlich wegen der Witwe anwesenden Jessica Fletcher ist. Eine Kunst des Geschehens, dass man niemanden im potentiellen Wirrwarr, dass aber keines, sondern logisch und stringent ist vergisst; eine annehmbare Wohltat mit Urlaubsansichten, prägnanten Darstellern wie Gerald McRaney, Scott Valentine, Kurt Fuller und getragenen Tempo, in der die Fletcher wegen mehrerer Bekanntschaften und dem offenen Verfahren eher zwischen den Stühlen statt wie gewohnt auf der Seite einer Partei und so mit in der Bredouille, nach dem ersten schnellen Decken der falschen Identität des Versicherungsdetektives nämlich ist. Der 'Autounfall' zu Beginn der Handlung macht den Zuschauer auch zum vorwissenden Beteiligten und wartet zudem mit einer Actionszene auf, in der der Sportwagen von der Straße abkommt und als Wrack und Feuerball Hunderte von Metern später in das Tal hineingeschleudert wird und ein furioser Einstieg für das Geschehen ist.

Folge 3 "Ein komplizierter Fall" wird dann von der Örtlichkeit her gänzlich unspektakulär, besucht man hier ein winziges, nahezu ausgestorbenes Provinzkaff namens Gila Junction, irgendwo bei Tuscon, Arizona, in der der Sheriff nur Teilzeitbeschäftigter und nebenbei noch Automechaniker ist und es ansonsten nur noch ein (dem Namen nicht gerecht werdendes) Grand Hotel/Saloon und eine Art Dorfladen mit auch Kaffeeausschank es gibt. Ein Ort, wo noch “Pilgervater“ und aufgrund nahegelegene Indianer-Reservation es auch noch den “Navajo-Häuptling“ gibt, wobei letzterer ebenso wie die gerade per Greyhound-Bus ankommende Fletcher aber nur auf Durchreise und nicht Stammgast in diesem konservierten, spießbürgerlichen Cowboyuniversum ist. Um aus dieser trockenen Einöde herauszukommen, benötigt man das nötige Kleingeld, was hier sicherlich nicht auf den staubigen Straßen liegt und deswegen das besondere Motiv der Geschichte ist. Ein legendärer Schatz will gefunden werden und ein Tankstellenräuber geschnappt, wobei als interessanter Punkt noch eine Verschwörungstheorien mit unkoscheren Versuchen auf einem stillgelegten Army-Stützpunkt hinzu kommt.

Bei Folge 4 "Ein Tropfen genügt" ist es vor allem die erst- und einmalige Beteiligung der ansonsten für In der Hitze der Nacht tätigen Stammautoren Cynthia Deming und William J. Royce, samt der dortigen Festbesetzung Anne-Marie Johnson, die Lokalität und der gefilmte Einstieg, die Eröffnungsszene, die viel Versprechen macht und zum vermeintlichen Cozy Mystery einlädt. Eine  nächtliche Flucht- und Verfolgungsszene in den Sümpfen vor New Orleans, die sichtlich nach Studio aussieht und erst den Gedanken an einen Film im Film, an altes gestelltes Kintopp aus Hollywood erweckt. Tatsächlich spielt die Geschichte auch in The Big Easy, allerdings dem von Heute, was nach Fletchers Ansicht aus Voodoo, illegalen Glücksspiel und natürlich auch noch Jazz besteht. Auftakt für eine Räuberpistole, in der abermals Familiengeheimnisse und vergangene Verstrickungen die Rolle spielen, die korrumpierte Macht des Geldes unheilvoll ihre Krallen und Fänge ausstreckt und auch noch ein wenig die Mär von Gangstern und Aberglaube erweckt wird und so vielerlei Personen und Motive ihre Kreise ziehen. Hervorstechend ist eine prominente Schar an Darstellern, über G.W. Bailey, Robert Forster, Mitchell Ryan, die dies Gemenge mit Klasse würzt, wo gerade anfangs trotz der genannten Eröffnung seltsamerweise eher Desinteresse und entsprechend auch Wirrwarr - es kann auch andersherum möglich sein - herrscht.

Folge 5 "Tödliche Injektionen" geht dann erstmals wieder zurück nach Cabot Cove, was nach den Worten des örtlichen Arztes Dr. Seth Hazlitt viel zu lang gedauert hat, und wo sich nach den Worten eines anderen personell Beteiligten in der Abwesenheit aber auch nichts großartig getan hat und sowieso alles wie gehabt so bleiben wird. In der Geschichte, die eine mysteriöse Einleitung im Parkhaus des Boston Memorials mitsamt einem dräuenden Todesengel in Schwesternkluft bekommt und dann alsbald den üblichen Dreh erhält, geht es um eine kränkelnde, aber schwerreiche Patronin, eine ziemliche Schreckschraube, die von eben jenen Wald-und-Wiesen Doktor Bettlägerigkeit auf Rezept verschrieben bekommen hat und so vom Schlafzimmer aus die lauernden Leute um sie herum am schikanieren ist. Ausgenommen ihre beste Freundin Jessica Fletcher, der sie kurz vorm Ableben noch durch die Blume den entscheidenden Hinweis auf ihren zukünftigen Mörder gibt, anstatt mit klaren Worten die Geschichte abzukürzen und das nun folgende hanebüchene Versteckspiel zu erlösen. Auffällig dabei ist nur abermals, dass die Männer in der Handlung wieder reichlich Luftnummern, Taugenichtse oder bestenfalls die Kumpeltypen zweiter Wahl, also die Verlierer auf ganzer Linie sind.

Folge 6 und 7 ist dann der erwähnte Zweiteiler "Es spukt auf Schloss Bellyknock", geschrieben von Bruce Lansbury, gedreht von Anthony Shaw und in einer der Gastrollen mit Felicia Lansbury, neben u.a. Rod Taylor besetzt. Schauplatz ist diesmal Irland und die Geschichte als eine Art Best of in Szene gesetzt, mit einem alten Gruselschloss, dass neben einer Gruft auch einen Hausgeist besitzt, und von einem Hotelmagnaten übernommen werden soll, was zwar der Dame des Hauses finanziell passt, dem Sohn aber nicht. Außerdem gibt es eine rauschende Ballnacht, in der ein Taschendieb, eine Ehebrecherin, ein anonymer Anrufer, ein Ex-Sträfling, der Dorfpolizist, ein Inspector aus Dublin auf 'Urlaub' mit einer geheimen Geldwäsche-Mission, usw. neben Mrs Fletcher natürlich anwesend sind. Es gibt ein Unfall, der keiner war, und die Suche nach dem Cromwell-Schatz und dann noch ein richtiger Mord, so dass die 90minütige Laufzeit und das ausdauernde sich Aushorchen, Belauschen und Nachspionieren wahrlich gerechtfertigt ist.

Nach dem ausdauernden Kuddelmuddel im Hokuspokus-Schloss stehen "Dreharbeiten in Rom" an, zu einem Krimi von der Fletcher,der zwar in Chicago spielt, aber Traumfabrik und das Vortäuschen von der Wirklichkeit und wie das mit den Filmeleuten und ihrer eigenen Wahrheit eben so ist. Fletcher ist auch anwesend, allerdings etwas verzweifelt, wird doch ihr Buch und die besondere Atmosphäre dort hier zerrupft, trotz ihrer Mitwirkung am Umschreiben, nach das erste Skript so zerfleddert ist. Zudem.leider die Produktion nicht nur an chronisch klammen Kassen, sondern sind des Nachts die diebischen Elstern unterwegs, und die Macher vor und hinter der Kamera ein getrenntes Ehepaar, dass private Streitigkeiten nun in den Beruf mit überträgt. Zeit für einen zünftigen Mord in Cinecitta, dass so wie hier gezeigt sowieso nicht mehr traditionsreich und nur noch von Erinnerungen und alten Plakaten an der Wand und ein paar eingestreuten Postkartenaufnahmen von Rom lebend ist. Angenehm in dieser Episode die diesmalige Kürzung auf das Wesentliche und trotzdem die Bewahrung der Übersichtlichkeit sowie der Einblick in das (auch Stunt- und Second Unit)Geschehen am Set, wobei dies natürlich für Lieschen Müller und mit aller Verliebe für die Klischees geschrieben und gedreht ist.

Ein "Kunstdiebstahl in New York" wird folgend zum erzählerischen Mittelpunkt gewählt, bzw. eher die Rückerlangung eines bereits vor zwei Jahren geklauten und danach zur Tarnung übermalten Bildes, dass nunmehr in Verkleidung zur Aktion ansteht und von diversen die Verkleidung durchschauenden Parteien mit und hochgeboten wird. Am Ende von “Deadly Betting“, so der Originaltitel, liegt natürlich jemand ermordet am Boden, was die Polizei auf den Plan ruft und auch die natürlich und natürlich zufällig anwesende Mrs. Fletcher sowie ihren alten Kameraden Charlie Garrett, einen Privatdetektiv arg ins Schwitzen bringen. Bis dato mischen mit: Ein Auktionator, dem das Wasser bis zum Halse steht. Ein Kunsthändler, der sichtlich nicht koscher ist. Eine Witwe, die verdächtigt und ein Galeriemitarbeiter, der mysteriösen Stimmungsschwankungen unterlegen ist. Ein Hintermann mit Waffen und einer mit Geld, und noch allerlei Nebenfiguren, die die Geschichte auf Trab halten und alles mit zum dramaturgischen Interieur mit zählt.

Etwas weniger voll oder durch die große Weite von Wisconsin weniger voll wirkend ist der Personenkreis und ihre Konstellation in Folge 10 "Steif gefroren", in der eine Ben & Jerrys© ähnliche Firmenleitung für ein “Frozen Stuff“ Produkt gleich durch mehrere Komplikationen, darunter den Tod per Pistole eines ihrer Vorstände, eine verschwundene Viertelmillion Dollar, und die drohende Aufdeckung einer illegalen und geschäftsschädigende Zutat durch eine Aufsichtsbehörde belästigt werden. Bill Smitrovich und ein im Vorspann ungenannter Dirk Benedict spielen hier die Leitung vom “Gary & Larrys“, während ein sinnloser Nebenplot dem Einen ein bis dato unbekannten Sohn zum plötzlichen Kennen lernen an die Seite und zusätzlich noch die allgegenwärtige Mrs. Fletcher auf der gemeinsamen Suche nach dem verlorenen Geld (für eine Schreibreformstiftung) zur Unterstützung bereit stellt. Durch den ersten ungewohnt schnellen Todesfall und das folgende rasche Hickhack um Vermögen, Verlust und Kompetenzen eine überaus solide Angelegenheit, die gleichzeitig nur etwas zu trocken und Gewohnheitskost und ohne nennenswerte Geheimzutaten etwa ist.

Folge 11 "Unfreiwillige Zeugin" platziert sich in der Serie ungewöhnlicherweise eher als Finanz-/Koruptionsthriller, mit ähnlichen Spannungsmomenten (das versuchte Eintreten einer Tür, während der dahinter Befindliche einen rettenden Anruf zu tätigen versucht usw.), wobei Fletcher erst lange Zeit auch Spielball aller Beteiligten ist und zwischen die Stühle einer mit miesen Mitteln arbeitenden Investmentgesellschaft und einer resoluten, aber für ihr Ziel auch über die Grenzen hinaus schiessenden Staatsanwältinn gerät. Es geht um Krisenitzungen, um Anhörungen, Insidergeschäfte, falsche Buchführung, ungesetzliche Gewinnspannen, Betrug, und Razzien, wobei die Geschichte dahinter mit gewohnt viel Personal, aber dies auch übersichtlich weiterhin und natürlich auch einem Mordfall mittig angeordnet ist, und der (leichte) Wechsel der Gang- und Tonart erfrischende Akzente setzt, ohne die alte gestandene Klientel gleich komplett in das Verderben der Neuzeit zu jagen. Mit damals gerade aufkommenden Mobiltelefonen, aber immer noch der verlässlich guten 3,5"-Diskette, hier mit der verschwörerischen Aufschrift "Hong Kong" gesegnet wird zwischen den Zeiten gewandert und die Modernität ausprobiert. Schauplatz ist natürlich New York, wobei eine glorreiche Hubschrauberaufnahme auf die Skyline der Stadt eröffnet und dann alles Weitere seine flotten Gang geht.

Eine hübsche Eröffnung vom nächtlichen New York als Stadt, die niemals schläft und seinem Treiben hat auch Episode 13 "Der Todes-Hit" zu bieten, die allerdings ansonsten mit seiner lateinamerikanischen Calypso-Combo auf dem Weg in die Musikcharts ganz nach oben und einem skrupellosen Produzenten mit unsauberen Methoden nicht allzuviel Neues zu erzählen hat und mit Tony Plana als Ray Charles Verschnitt zuweilen auch recht albern wirkt. Besser funktioniert die zuvor geschaltete Episode 12 "Das Hitaki-Imperium", die in Osaka spielend die altbewährten Japan- und Yakuzaklischees und seine Vorbehalte der Amerikaner gegenüber den damals noch emsig intervenierenden Asiaten zum Tragen und selbst Paar Stunts und Action zum Zuge bringt. Die Wiege der Sonne, im dreiviertelstündigen Fernsehformat, wobei natürlich auch kein echter Japaner mitspielt (wenn man von den jeweils in Kalifornien geborenen japanstämmigen Pat Morita & Jim Ishida mal absieht), aber die Reige der Darsteller von Byron Mann, Vivian Wu, George Kee Cheung, und Maggie Han für die Unkundigen ja nun immerhin danach aussieht.

Von Osaka zu NYC und dann folgerichtig weiter in die nächste Metropole, nach Cabot Cove nämlich wieder geht es dann in Folge 14, wo "Der tödliche Stromschlag" das Ableben eines singenden Gitarristen während der Proben verursacht, aber zuvor auch schon der Spannungspegel auf Anschlag steht. Auch die Tage bis dahin wurde zweimal ein Mordversuch, diesmal mit dem Jagdgewehr auf den ehemaligen Rockstar (mit Alkoholproblemen) und nunmehrigen Popstar (in der Trockenphase und mit angeschlagener Stimme) ausgeübt; wobei es gleich mehrere Verdächtige natürlich wieder mal gibt. Dreh- und Angelpunkt und eigentlich auch einziger Grund für das Vorhandensein der Fletcher ist dabei eine Art Benefizkonzert, die den Wald vor Ort vor industrieller Rodung schützen und durch die Einnahme von Eintritts- und Spendengeldern bewahren soll; ein hehres Anliegen, auf das das fiktive Küstenstädtchen auf ewig weiterbesteht und immerwährend in seiner Konservierungsblase blüht.

In Folge 17 "Mord im Puppentheater" ist mit u.a. Bryan Cranston und Robert Knepper wieder ordentlich Prominenz und siehe Titel bei einem Mord in einer normalerweise für Kinder angelegten, aber von Erwachsenen produzierten Sendung dabei. Ein Hauen und Stechen hinter den Kulissen, der Kampf um Einschaltquoten und das eigene Überleben, in der wieder Massen an Intrigen und verworrenen Liebes- und Nutzenbeziehungen gespielt werden und freudianisch das Ganze über leblose Stofffiguren ohne eigene Existenz ausgedrückt. Folge 18 "Das belastende Indiz" hat mit u.a. Wings Hauser als Colonel A.D., der seine Special Forces Memorabilia wie die Knarre und das Rambo-Messer in der Eingangslobby vom “Starcrest Lodge“ seiner Frau ausstellt, zu militärischen Klängen auf der Tonspur vorfährt und darstellerisch völlig die Hosen herunterlässt, sowie Audrey Landers als gestalkte Ex-Freundin eines eifersüchtigen Mannes ebenso ihren persönlichen Bekanntsheitsgrad zu bieten, ist von dem ländlichen bzw. am Wald angrenzenden Hotel Nahe der Rocky Mountains allerdings von der Szenerie schöner und lässt auch keine kleinen Kinder an den Set (in der Vorgängerepisode ist der Sohn des Regisseurs und damit der Enkel der Hauptdarstellerin herumgerannt. Hier bloß ein Hund, der das Ganze aber viel besser macht und auch etwas zur Geschichte beiträgt). Die Schriftstellerin selber, die extra ihren Laptop 'vergessen' hat, weil ihr momentan nichts mehr so richtig einfällt, bekommt hier als übliche Rolle der Beobachterin die volle Breitseite der Unterhaltung geboten und hat bei der Abreise wahrscheinlich drei voll entwickelte Skripte im Gepäck.

In Folge 19 "In böser Absicht" hadert Mrs. Fletcher schon wieder (oder immer noch?) mit einem Buch; diesmal wird sie aber durch einen Todesfall in Cabot Cove, einen Mord direkt vor der Haustür quasi abgelenkt. Das Interessante hier und das Zeichen für willkommene Kreativität ist, dass der Tote gleich zu Beginn der Folge vom Sheriff auch noch persönlich gefunden wird und sich dann erst die Geschichte entwickelt, darunter die von einem reichen Dorfekel als Tatverdächtigen und einem Deputy vom Sheriff als Finder von auffallend vielen Indizien gegen diesen, wobei sich beide nicht nur aus der Schulzeit kennen und da schon nicht mochten. Sondern auch weitere Hindernisse zwischen ihnen stehen. Plus diverse andere Mauscheleien in der Firma vom derzeit noch Inhaftierten, so dass nur Mrs. Fletcher am Ende des Tages noch den Überblick behält.

Ohne Stars in der Besetzung, dafür mit einer Actionszene und damit einer Rarität startet Episode 20 "Eine unerwartete Erbschaft", wird doch ein Mann mit Aktenkoffer von einem Auto in der australischen Wüste verfolgt und letztlich dort auch gestellt. Die nicht nur, aber auch wegen einer möglichen Erbschaft in einer Provinz nahe von Brisbane weilende Jessica gerät bei ihrer Ankunft in dem kleinen Städtchen namens Kookaburra Downs (sic) wieder mal direkt zwischen zwei Stühle, will ein Teil der cowboylastigen, immer mindestens ein Bier am Hals habenden Gemeinde doch das Land weiterhin für die Schafzucht behalten, während die andere Hälfte auf eine Mine betrieben von einer Firma aus der Großstadt erpicht und entsprechend zerstritten ist. Lokalpolitik in Queensland mit Waffen und Mord, mit Strick und Lug und Betrug, dass sich die Balken biegen.

Episode 21 "Alles für den World Cup" spielt statt in der Weltgeschichte wieder daheim in Cabot Cove, dass plötzlich zu einem erbitterten Austragungsort für eine Qualifikation im Segel-Worldcup geworden ist und von zwei lokalen Platzhirschen entsprechend darum gestritten wird. Dabei geht es weniger um Ruhm und Ehre, sondern natürlich auch um das liebe Geld und darum, dass man den Gegenüber bis auf den Tode hasst und folgerichtig nicht nur gewinnen will, sondern alles dafür einsetzt. Mit Darstellern wie u.a. John Getz, Rick Rossovich oder Christopher Buchholz, die aber jeweils nicht die Hauptrolle in diesem vorbereitenden Kriminalstück spielen, sondern dieses ergänzen und begleiten; überhaupt ist hier viel los in der Woche, mit erzählerischen Nebenbuhlern wie einem drohenden Sorgerechtsstreit, (einer anderen) drohenden Scheidung, einer möglichen Urheberrechtsklage, einem verletzten Skipper und insgesamt kaputten Familien angereichert, so dass der Wettbewerb auch nicht auf dem Wasser austragen, sondern sich schon bereits an Lande gegenseitig an die Gurgel gegangen wird.

Auch Episode 22 "Ein Anruf in der Nacht" ist in Cabot Cove spielend und auch hier sind die Gemüter überhitzt, sowohl der jungen Personen in der Geschichte, wobei es zahlreiche davon und vor allem auch zwei innig verfeindete Burschen, einer namens Anthony Michael Hall gibt, also auch die älteren Charaktere, denen das ganze Schauspiel zwar etwas merkwürdig vorkommt, die aber auch zuweilen mit seltsamen Ansichten ausgestattet sind. In der Folge selber geht es um einen Motorradunfall in tiefster Nacht, wobei die Angetraute des Verstorbenen zwar von Anfang an von Mord, aber ohne Beweise und nur der schieren Vermutung wegens ausgeht. Folge 23 spielt eingangs in einem biologischen Forschungsinstitut in Atlanta, Darsteller wie Gregg Henry und Tony Todd werden in den Credits als Gaststars und ein reißerischer Titel namens "Killerviren" gezählt. Ein halber Spionageplot lässt sich an, mit Bestechung, mit Diebstahl eines Krankheitserregers im großen Stil, mit dem NSA, dem FBI, dem CIA als Schachfiguren in einem Spiel, in dem es viel zu verlieren gibt und Mrs. Fletcher als zufällig Anwesende bald die einzige Hoffnung unter all den sich gegenseitig die Kompetenz streitig machenden Männern im Anzug ist. Ähnliches Problem ist auch im Abschluss der Folge 24 "Der Kampf um die Einschaltquoten" vorhanden, Männer, die sich im Job gegenseitig ausschließen und gegenseitig auf den Schlips treten. Zusätzlich zu einer Generationen- und Kulturfrage, die aufgeworfen wird und beginnend mit der Übernahme einer Radiosendung und fast gleichzeitig auch des Senders selber und einem fast gleichzeitigen (Warn)Schuss auf den 'Angreifer' wird hier im vorläufigen Ende der Serie noch einmal gründlich Klüngel und Intrigen geschmiedet und dafür San Francisco als Schauplatz gewählt.

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