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Der dramatische Sci-Fi-Thriller „the Machine“ (2013) zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft, in welcher sich die „westliche Welt“ bereits seit mehreren Jahren in einem (sowohl wirtschaftlich als auch militärisch ebenso angespannten wie ausgeprägten) „kalten Krieg“ mit China befindet. Eine Eskalation scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein – und so bemüht sich jede Seite fieberhaft darum, möglichst reichhaltige Vorteile und Vorsprünge erzielende, potentiell Konflikt-entscheidende Kenntnisse und Technologien entweder zusammenzutragen oder (etwa dank immenser zugestandener Ressourcen) selbst zu entwickeln. In einer auf dem Gelände eines britischen Stützpunkts gelegenen unterirdischen Forschungseinrichtung ist Vincent McCarthy (Toby Stephens) der führende Wissenschaftler in dem sich mit künstlichen Gliedmaßen und Neuro-Implantaten beschäftigenden Fachbereich. Während offiziell (u.a. der Öffentlichkeit gegenüber) daran gearbeitet wird, schwer verletzte Veteranen auf jenem Wege zum Überwinden ihrer Beeinträchtigungen zu befähigen, liegt es jedoch im primären Interesse des Verteidigungsministeriums, sozusagen „optimierte Soldaten“ zu erschaffen: Zielgerichtet einsetzbare sowie perfekt zu kontrollierende Kämpfer mit „übermenschlichen“ Eigenschaften und Wirksamkeiten. Was aber keiner weiß, ist dass es Vincent eigentlich einzig bloß darum geht, mit dem zu Kreierenden seiner an einer Variante des „Rett-Syndroms“ leidenden jungen Tochter zu helfen. Nach einem neuerlichen (blutigen) Scheitern eines „Versuchsdurchlaufs“ erhofft er sich aktuell nun gerade das Erhalten neuer Ansätze und Impulse von dem Rekrutieren einer aufstrebenden amerikanischen Kollegin namens Ava (Caity Lotz), deren „Artificial Intelligence“-Programm beachtliche Fortschritte vorzuweisen vermag. Der Durchbruch steht unmittelbar bevor – doch plötzlich wird Ava eines Abends (auf der Heimfahrt) von einem Attentäter getötet. Vincent gelingt es daraufhin, ihre „digitalisierte Gehirn-Signatur“ mit ihren bisherigen (gemeinsam optimierten) Errungenschaften zu verknüpfen und genau damit dann wiederum einen nach ihrem Ebenbild gestalteten, voll funktionstüchtigen sowie über ein eigenes Bewusstsein verfügenden Androiden auszustatten. Erwartungsgemäß entbrennt nahezu umgehend die Diskussion um die künftige Verwendung dieser bahnbrechenden Technik...

Verfasst und in Szene gesetzt von Caradog W. James („Little White Lies“), entpuppt sich der zweite Abend-füllende Spielfilm des Walisers als eine ambitionierte wie sehenswerte kleine Veröffentlichung, die nicht allein nur „eingefleischten Freunden“ des Science-Fiction-Genres zu empfehlen ist. Der dystopische Kontext, in welcher die erzählte Geschichte angesiedelt wurde, mutet nicht unbedingt allzu weit hergeholt an – die entsprechende „Basis-Stimmung“ kommt von Dringlichkeit, bedrückender Anspannung sowie diversen Unsicherheiten gekennzeichnet daher. Vor dem betreffenden politischen und ökonomischen Hintergrund, ergänzt um die Auswirkungen des ihn seelisch schwer belastenden Gesundheitszustands seiner Tochter sowie wachsam und kritisch beäugt seitens seines für das Militär Schrägstrich die Regierung tätigen Vorgesetzten Thomson (Dennis Lawson), nähert sich Vincent einem signifikanten Ergebnis seiner klar fokussierten Überlegungen, Anstrengungen und Experimenten zunehmend weiter an. Doch sieht er sich wiederholt mit markanten Rückschlägen konfrontiert: Im Rahmen des Prologs gerät ein solcher „Testlauf“ beispielsweise außer Kontrolle und mündet kurzerhand in einem Gewaltausbruch bei einem der Implantats-Empfänger (John-Paul Macload) – welchem zuvor schon ein großer Teil seines Schädels fehlte und dessen verzweifelt auf Infos über den Verbleib ihres Sohnes hoffende Mutter (Helen Griffin) fortan draußen vor dem Gelände (ausharrend) Stellung bezieht, was Vincent´s ohnehin immer stärker anwachsenden Grad an Frustration, Wut und Abscheu hinsichtlich seiner Arbeit nur noch zusätzlich anreichert. Die vergangenen Eingriffe hatten bei einigen der „Patienten“ u.a. den Verlust ihres Sprachvermögens zur Folge: Diese werden nun vorrangig als Sicherheitskräfte innerhalb der Anlage eingesetzt und unterstehen einer geheimnisvollen, Suri genannten Dame (Pooneh Hajimohammadi) aus ihren eigenen Reihen, welche die meisten der Vorgänge vor Ort überwacht sowie mit ihnen in einer Art „Sprach-Code“ kommuniziert – bei dem es sich „in Wahrheit“ übrigens um in der Post-Production stark „verfremdete“ Dialoge auf Farsi handelt, die den Beteiligten von der gebürtigen Iranerin Hajimohammadi direkt am Set beigebracht wurden. Die bloße Anwesenheit dieser Leute trägt ebenfalls mit zu der von Faktoren wie Bedrohung und Paranoia genährten Atmosphäre bei…

Ersprießlich lassen sich die technischen Entwicklungen Avas mit denen Vincents verbinden – und so meistern sie mit vereintem Wissen die verbliebenen „Hürden“ auf dem Weg zu ihrem anvisierten Ziel. Problematisch für die Auftraggeber des brisanten Projekts ist dabei jedoch die generelle Neugier der hochintelligenten Amerikanerin. Es ist nur wenig später, dass sie in einen nächtlichen Hinterhalt gerät und im Zuge dessen ermordet wird – allem Anschein nach von einem chinesischen Killer, wie es unmittelbar im Anschluss heißt. In Gestalt der Titel-gebenden „Maschine“ ermöglicht ihr Vincent dann allerdings eine Form von „Wiedergeburt“ – nach welcher sie eingangs den Eindruck eines fragilen, noch zu prägenden Kindes erweckt, während er den Part des „väterlichen Erziehers“ übernimmt, der sie fortan vor spezifischen Negativ-Einflüssen zu schützen sowie ihre „charakterliche Evolution“ hin zu einem moralisch verantwortlichen Wesen voranzutreiben versucht. Parallel dazu bemüht sie sich, eine ganze Fülle verschiedener Eindrücke, Erläuterungen und Emotionen zu verstehen, gewichten und zu verarbeiten: Ein vertrauensvoll-inniges Verhältnis entsteht. Angesichts ihrer Eigenschaften und komplexen Gedankengänge plädiert er verhältnismäßig zügig dafür, ihr dieselben Rechte wie einem Menschen zuzugestehen – inklusive jenes darauf, im Hinblick auf ihr „Leben“ eigene Entscheidungen treffen zu dürfen. Damit befindet er sich natürlich in einem gravierenden Konflikt mit seinen Befehlsgebern, die keineswegs an einem „freien Wille“ Avas interessiert sind, sondern in erster Linie an einem gehorsamen, ergiebigen, in hohen Stückzahlen produzierbaren „Angel of Death“. Zu diesem Zweck unterzieht Thomson sie jedes Mal einem fordernden Kampftraining, sobald Vincent die Einrichtung verlässt – z.B. um seine Tochter daheim oder auch im Krankenhaus zu besuchen. Neben diesem „Tauziehen um ihr Schicksal“ erhalten außerdem die u.a. einen Hauch an romantischer Zuneigung sowie verbreitete Empfindungen zwischen Mentoren und Schülern sowie Eltern und ihren Sprösslingen aufweisenden Gefühle Vincents und Avas eine offenkundige Aufmerksamkeit zugestanden – zwar unaufdringlich und nachvollziehbar dargereicht, nicht aber so „tiefschürfend“ wie eigentlich gewünscht bzw. erhofft…

In den Hauptrollen liefern Caity Lotz („the Pact“) und Toby Stephens (TV´s „Black Sails“) überzeugende Leistungen ab und warten dabei obendrein mit einer vortrefflichen Chemie auf. Angetrieben von einem belastenden privaten Motiv, fällt es Vincent im Laufe der Zeit immer schwerer, eine „schützende Distanz“ gegenüber seinem (meist in Schmerz, Leid und Gewalt resultierenden) Schaffen zu bewahren: Eine voranschreitende Gemüts- und Anschauungs-Veränderung, welche von Ava schließlich vollendet wird. Lotz portraitiert sie im Prinzip auf dreierlei (höchst unterschiedliche) Weise: Als sympathisch-charmante Forscherin, unerfahren-unschuldig-wissbegierige „neue Kreation“ sowie eiskalt-präzise „U(e)ber-Soldatin“. Auffällig in diesem Zusammenhang ist auch, wie glaubwürdig sie die damit einhergehende „physische Transformation“ (mitsamt jeweils angepasster Mimik und Körpersprache) von einer zierlich-selbstsicheren Wissenschaftlerin über eine neugierig ihre Umgebung studierende Androidin bis hin zu einer toughen Kriegerin meistert. Dank weit schlichter konzipierten Figuren wurden Akteuren á la Dennis Lawson („Star Wars“), Pooneh Hajimohammadi („Words with Gods“), Helen Griffin („Risen“) und Sam Hazeldine („the Raven“) indes deutlich eingeschränktere „Entfaltungs-Freiräume“ geboten – unabhängig dessen gibt es im Bereich ihrer Performances aber durchweg keinen nennenswerten Anlass zur Klage zu verzeichnen. Das Drehbuch greift diverse klassische Ansätze und Elemente des Sci-Fi-Genres auf – unter ihnen das Kreieren einer „künstlichen Intelligenz“ mit einem individuellen Bewusstsein sowie das damit durchaus verwobene Bestreben, es „Gott“ sozusagen gleichzutun – und verknüpft diese zu einer Story, die sich erneut mit einigen seit jeher überaus interessanten (in die Philosophie hinein reichende) Fragen beschäftigt, etwa nach den Merkmalen und dem „Wesenskern“ von Humanität. Es geht um teils diskrepante Dinge wie Fortschritt, Dominanz, Unterordnung, Manipulation und Selbstbestimmung sowie um etwaige Gefahren, die genau daraus erwachsen können. Wirklich originell ist nur arg wenig davon – siehe u.a. „Blade Runner“, „Metropolis“, „A.I.“, die „Terminator“-Franchise plus gleich mehrere Folgen „Star Trek“ – und dennoch weiß das Präsentierte (insgesamt) relativ annehmbar zufrieden zu stellen…

Mit nur sehr eingeschränkten finanziellen Ressourcen (für nicht einmal eine Million Pfund) realisiert, konzentrierte sich James auf das „Herzstück“ der Geschichte: Die prekäre Weltlage wird bloß flüchtig thematisiert, das Geschehen spielt sich fast ausschließlich auf der Militär-Basis ab. An sich die absolut richtige Herangehensweise – allerdings wirken einzelne Sub-Plots in diesem Rahmen (leider) unvorteilhaft oberflächlich ausgestaltet, allen voran die sich um Vincent´s Tochter sowie die finale Auflehnung von Suri und ihrer Einheit rankenden. Als schade empfand ich es zudem, dass gegen Ende einfach zuviel Action (in Verbindung mit nur einem Minimum an Suspense) aufgeboten wird – was wohl als eine Art „Zugeständnis“ an die Shootouts und Fights herbeisehnende Fraktion der Zuschauerschaft betrachtet werden muss, jener Phase allerdings einen unschön konventionellen Eindruck verleiht. Untermalt von einem vordergründigen, eindeutig an Vangelis angelehnten Score Tom Rayboulds, mit erfreulich anständigen Spezial-Effekten ausgestattet sowie von Regisseur James und Cinematographer Nicolai Brüel („Unge Andersen“) sowohl kreativ als auch hochklassig arrangiert und bebildert, ist insbesondere die stylish-schicke Optik des Streifens eine herausragende Erwähnung wert: Der Kontrast zwischen ungemütlich-dunklen Settings und strahlend-hellen Lichtern und Lens Flares weiß zu gefallen, regelmäßig gibt es coole „visuelle Details“ zu erspähen (á la spezielle Farbgebungen, das generelle „Design“ Avas oder die leuchtenden Augen der Implantatsträger) – worüber hinaus einige fast schon als „albtraumhaft“ zu bezeichnende Momente (wie einer mit einem Clown) wahrhaft unbehaglich in Szene gesetzt wurden sowie manch andere geradezu fantastisch beizuwohnen sind. Aus letzteren Reihen gehört Vincent´s verzweifelter Versuch, einen Blut-beschmierten Touch-Screen zu bedienen, ebenso wie ein graziler Tanz Avas (bei dem sie fast nur als Silhouette zu sehen ist und die Bewegungen einer Ballerina vollführt) definitiv mit zu den Highlights. Der Ausklang des Verlaufs offenbart dann wiederum eine klare Hommage an Ridley Scott´s 1982er Meisterwerk, dessen Fans auf jeden Fall auch hier mal einen Blick riskieren sollten...

Fazit: Bei der Umsetzung von „the Machine“ ist es Caradog W. James gelungen, eine Menge aus (s)einem relativ geringen Budget herauszuholen: Gesegnet mit einem kompetenten Hauptdarsteller-Gespann, sieht der britische Science-Fiction-Thriller durchweg prima aus und vermag dabei einige echt beeindruckende Einstellungen vorzuweisen. Unglücklicherweise aber wird sein Skript dem grundsätzlich vorhandenen Potential etlicher seiner reizvollen Ideen und Leitgedanken alles in allem nicht umfassend gerecht – was verschiedenen evidenten Schwächen zuzurechnen ist, unter ihnen zu seicht ausgearbeitete, gelegentlich ein Stück weit „unrund“ kombinierte Inhalte und ein enttäuschend banaler Action-Showdown. Nichtsdestotrotz kann man von einer unterhaltsamen Genre-Veröffentlichung sprechen, welche dem in die betreffende Richtung geneigten Publikum zweifelsohne zu empfehlen ist...

knappe „7 von 10“

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