Review

Story :

Herr Lehmann ist im Familienbetrieb der "Lehmann & Sohn Versicherungen" tätig und deckt dort den Bereich "Tierhalter Haftpflichtversicherungen" ab.
Lehmann erfüllt dabei wohl die Grundvoraussetzunge, denn er mag Tiere.
Sein Lieblingstier ist der Hund und diese hat er im wahrsten Sinne des Wortes zum Fressen gerne.

Bei Joggen im Wald findet Lehmann einen Spaziergänger der bei der Kollision mit einem Mountainbiker verletzt wurde.
Anstatt erste Hilfe zu leisten oder die Ambulanz herbei zu rufen entführt der Hundefreund den Cavalier King Charles Spaniel des Spaziergänger und er hat auch schon einen kulinarischen Plan für den Spaniel "Nando".

Bei seinen routinemäßigen, täglichen Besuchen an den Haustüren potenzieller Neukunden wird er auf den belgischen Schäferhund "Orka" von "Frau Kurt" aufmerksam.
Beim surfen im Internet stößt Lehmann auf den indischen Koch "Crazy Cook Gora", der neben dem Rezept für knusprige Entenschenkel auch Tipps gibt wie einen Schäferhund am besteb zubereitet.
Obesessiv stalkt Lehmann "Orka" und "Frau Kurt", da er den Schäferhund schon seinem Menüplan hinzugefügt hat.
Als er ihnen in einem abgelegenem Waldstück auflauert, scheint sein Paln auf zu gehen - doch es kommt ja bekanntlich immer anders als man denkt.......


Bewertung :
Andere Länder, andere Sitten - diese Divergenz macht sich vor allem bemerkbar wenn es um das Kulinarische und Nahrungstabus geht.
Manch einem dreht sich der Magen um wenn er an den Verzehr von rohen Fisch in Form des in Japan so populären Suhi denkt.
Andere werden vom Ekel gepackt wenn sich an das deutsche Sushi-Pendant - das Mettbrötchen -denken und auch der Skandal um Pferdefleisch-Lasagne dürfte den meisten ein flaues Gefühl in der Magengegend bereitet haben.
Bei dem Gedanken an das genüssliche Verspeisen von Maden, Stierhoden, Surströmming, Affenhirn, Balut ( ein angebrütetes Hühner- oder Entenei das mitsamt Küken ausgelöffelt wird), Bambuswürmern, Grashüpfern oder Tiet Canh(eine vietnamesische Suppe aus rohem Entenblut) dürfte auch bei den ganz hartgesottenen Menschen die Gaumenfreude aufhören.
Bei ihrer zweiten Regiearbeit widmet sich die "extreme-scRIPt-crew" den Thema Nahrungstabu der pelzigen Art in der süß-sauren Variante.

Mit ihrem Kurzfilm BAD TRIP konnte die "extreme-scRIPt-crew" schon die Aufmerksamkeit der Indie-Fangemeinde auf sich ziehen und auf den Movie Days in Dortmund dieses Jahr auch den Preis für den "Scariest Shorty" einheimsen.
Nun legt die Crew aus Melle in Niedersachsen direkt noch einen nach und mit SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER haben sie sich einem Thema angenommen, welches eigentlich als recht kontrovers gilt.
Hätte Ruggero Deodato diesen Film realisiert, dann würden die meisten Filmliebhaber wohl einen großen Bogen um SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER machen.
Bei der "extreme-scRIPt-crew" braucht man sich aber keine Gedanken zu machen - anstatt sadistischem und grenzwertigem Tiersnuff über den Bildschirm flimmern zu sehen, wurde sich dieser Thematik auf eine wesentlich angenehmere Art angenähert.
Mit einer gehörigen Portion schwarzem, subtilen Humor und viel Ironie versehen weiß SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER zu überzeugen und stimuliert das Zwerchfell das Betrachters auf eine angenehme und clevere Art.

Im Vergleich mit BAD TRIP ist SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER nicht so experimentell geworden wie der Vorgänger, aber in der Laufzeit wesentlich Länger und bringt es auf fast 30 Minuten.
Auf die überzeugenden Stilelemente die in BAD TRIP dominierten, wurde hier aber nicht ganz verzichtet und auch bei SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER gibt es wieder einige wirklich trippige Bilder zu begutachten.Grundsätzlich ist bei SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER ein technischer Fortschritt zu bemerken - im Editing wurde alles erdenkliche wie Kamerafahrten, Gegenschnitte und Verfremdungen effizient genutzt um einen stimmigen Indie-Kurzfilm abzuliefern.
Mehr als gelungen sind bei SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER die Opening Credits die ein Kochbuch zeigen, welches mit Rezepten für Hundefleisch aufwartet in denen die Stabsangaben eingebettet wurden - schon allein diese Sequenz steht selbstredend für die hochwertige Qualität und ist in meinen Augen ein Referenzstück für innovative deutsche Indie-Filme.

Bei SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER spielt auch die Musik eine nicht unerhebliche Rolle - diese potenziert das visuelle Geschehen und ist sehr mannigfaltig ausgefallen.
Im Indie-Film ist es ja grade im Bereich Horror üblich auf harten Metal zu setzen und auch dieses ist auch hier gegeben - mit ihrem innovativem Freak-Elektro-Metal kann die aus Basel stammende Band "RAISE 2 DERAISE" überzeugen.
"RAISE 2 DERAISE" ist übrigens die neue Band von Kurt Meinicke (Gesang) und dem ehemaligem Bassisten von "SECONDHAND CHILD" - "SECONDHAND CHILD" dürfte einigen bekannt sein, da sie schon Stücke zu CHROMESKULL : LAID TO REST 2 und dem Kurzfilm EINGESPERRT von Kai E. Bogatzki beigesteuert hatten.
Neben "RAISE 2 DERAISE" gibt es auch noch schnellen und schnörkellosen Punkrock von "THE SENTIMENTS" aus Osnabrück zu hören und "ALZIR" aus den UK verwöhnen die Ohren der Hundeliebhaber mit tollem Stoner Rock.
Darüber hinaus gibt es noch Kompositionen von "MUH SICK" - "Tochterunternehmen" der "extreme-scRIPt-crew" zu hören. "MUH SICK" haben sich auf Filmthemes, Score und freaky Sounds spezialisiert die nicht von dieser Welt sind und auf keine Kuhhaut gehen.
Einen Höhepunkt stellen bei SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER die Arrangements von Chan Walrus dar, welche den Film mit ihrer sublimen und bedrohlichen Art vor allem in den düsteren Passagen abrunden.
Chan Walrus ist zweifelsohne ein versierter Musiker der schon in Indie-Filmen wie MR. RAPES FIRST DATE, TERROR TELLY, PLANET OF HORROR (bei dem Chan auch Regie führte und für das Drehbuch verantwortlich war) oder RETURN TO BLOOD FART LAKE bewiesen hat das er sein Handwerk vollends beherrscht.
In der Joggingszene im Wald bekommt man übrigens ein Lied von "Franz Saarschleifer" zu hören, welcher DIE schillerndste Persönlichkeit im Saarland ist.
Seine Musik ist schwer zu umschreiben und ich selbst würde es deutschen Elektro-Schlager nennen und hoffe das Herr Saarschleifer mit dieser Beschreibung zufrieden ist.
Seine Musik ist aber auch einfach zu speziell und eigenständig als das man dieses musikalische Kleinod in Worte fassen kann.

War bei BAD TRIP die Story und das Dialogbuch eher rudimentärer Natur, kann die gesamte Crew bei SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER den Zuschauer auf mehreren Ebenen überzeugen, das mehr Potenzial in ihnen steckt als nur psychedelisch-trippige Filme abzuliefern.
Dies macht sich als erstes bei den Protagonisten bemerkbar und hier ist zu erkennen das wirklich Talent vorhanden ist.
Grade Pas van Deyck, der die Hauptrolle des Herr Lehmann bekleidet, überzeugt auf ganzer Linie - seine ironisch-obsessive Art ist erfrischend und so lässt er keinen Anlass zur Kritik offen.
Auch Julia Hippe als Junkie-Frau ist grandios und hier wäre sogar etwas mehr On-Screen Zeit wünschenswert gewesen.
Gabriel Decker wirkt hier zwar stellenweise zu Beginn seines Auftrettens im Film ein wenig befangen, doch man merkt das er sich gut in seinen Part einlebt und nach kurzer Zeit in seinem Performance wesentlich sicherer fühlt und auflebt.
Gaby Dieckmeyer als Frauchen von "Orka" wurde wahrscheinlich von ihren Söhnen Pascal und Fabien dazu überredet im Film mitzuspielen und auch wenig sie ein wenig unsicher wirkt stellt dies kein Manko dar - auch bei fällt auf, das sie mit zunehmender Laufzeit unbefangener und sicherer wirkt.
Als Gaststar konnte man für SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER den aus Kalkutta stammenden Gora Chand Saha gewinnen und dieser toppt in seinem Part wirklich alles.
Seine Leistungen sind total "Over-the-Top" und den Zuschauer erwartet ein wahres Freudenfest - mit seiner überzogenen Art könnte ich mir Gora bestens an der Seite von Lloyd Kaufman und Joel Fleishaker in einem Troma Film vorstellen!

In Anbetracht des Dialog- und Drehbuchs liefern die Deyck-Brothers den Beweis das sie wissen wie dieses auszusehen hat - hier wird alles bestens auf den Punkt gebracht ohne in unnötige Szenen oder gar Längen abzudriften.
Da ich selbst das Script gelesen habe, kann ich aus Erfahrung sagen das es keinen Zweifel gibt wenn es um die Umsetzung der geschriebenen Szenen geht - die "extreme-scRIPt-crew" hat das Script adäquat umgesetzt und ist im Stande dieses auch in die ihnen angestrebten Bilder zu packen.

Schon beim Erstling BAD TRIP wurde mit Kunstblut nicht grade zimperlich umgegangen und bei SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER wurde bei den Spezialeffekten nochmal eine Schippe draufgelegt.
Dies ist aber nicht auf die Exzessivität im Umgang mit dem roten Lebenssaft bezogen - das Blut fließt zwar eher dezent über die Mattscheibe, aber doch in genügendem Ausmaß um den Horror-Fan nicht zu enttäuschen.
Im Finale geht man aber nochmal in die Vollen und es wird auf die Blutpumpen gedrückt um einen explizit-blutigen Showdown zu zelebrieren.
Die FX sind allesamt authentisch ausgefallen und vor allem bei der Zubereitung des Spaniel macht es fast den Anschein als hätten die Jungs einem echten Hund das Fell abgezogen und in die Pfanne gehauen.

Der "extreme-scRIPt-crew" ist es auch mit SCHÄFERHUND SÜSS-SAUER wieder gelungen einen unterhaltsamen Indie-Film zu inszenieren, der durch seine kurzweilige, ironische, sarkastische, blutige Art das Auge des Fans mit qualitativen Bildern verwöhnt.
Ich freue mich schon auf den nächsten Film aus Melle in der den Weg in unsere heimischen Wohnzimmer finden wird - eventuell wird es ja diesmal "Dackel Kanton", "Yorkshire Terrier in Erdnusssoße" oder sogar "Pittbull Teriyaki".

8,5 von 10 Versicherungsvertrettern

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