Review

Manche Leute verwenden im Zusammenhang mit jedem zweiten Film das Wort Trash. Ich bezeichne ein Film der vor vielen Jahren mit wenig Geld realisiert wurde – und der im Vergleich mit den teuersten neuen Genreveröffentlichungen beispielsweise unrealistische Gore-Effekte bietet – jedoch mit Sicherheit nicht gleich als Trashfilm.

Wenn man etwas über LA NOCHE DE LOS BRUJOS vom spanischen Kultregisseur Amando de Ossorio schreibt, ist ein Begriff wie Trash jedoch tatsächlich nicht unpassend.

Irgendwo in Afrika. Nach einem Voodoo-Ritual wird eine hellhäutige Frau ausgepeitscht, vergewaltigt und geköpft, ihr Blut wird getrunken. Britische Soldaten haben das schreckliche Ritual beobachtet und erschießen alle beteiligten Eingeborenen.
Viele Jahre später ist eine kleine Gruppe von Europäern in der Gegend unterwegs. Da erwacht der Voodoo-Priester mit seiner gesamten Gefolgschaft plötzlich zu neuem Leben...

Ich glaube kaum, dass Amando de Ossorio diesen Film unbedingt so drehen wollte, wie er schlussendlich veröffentlicht wurde. Tja, Jean Rollin war damals längst nicht der einzige Regisseur, der aufgrund des Drucks von Produzenten oder aus finanzieller Not immer wieder einmal Filme drehte, die er selber überhaupt nicht mochte.

In LA NOCHE DE LOS BRUJOS gibt es abgehackte Köpfe, Voodootänze, Soldaten, Zombies, Auspeitschungen, Hexen, Sex, Vampire und noch vieles mehr. Unglaublich. Die längere Voodoo-Sequenz (mit verwackelter Kamera) die man zu Beginn des Films sieht, könnte durchaus von Jess Franco stammen, eine Sexszene mit säuselnder Musik hat mich sofort an einige der damaligen Machwerke von Joe D'Amato erinnert usw.
Es scheint so, als wollte man möglichst alles in dies Filmchen integrieren, was Zuschauer in die Kinos locken könnte...

Mehrere Produktionen von Amando de Ossorio gefallen mir wirklich gut. Vergleichbar mit diversen italienischen Gothic-Horrorfilmen aus den 70er-Jahren, bieten einige seiner Filme eine tolle Atmosphäre, die ziemlich einzigartig ist.
Die Gesamtatmosphäre von WOODOO ist jedoch leider nicht ganz so gut. Der afrikanische Urwald ist halt kein düsterer Kerker. Besonders dann, wenn viele der Aufnahmen nicht in Afrika, sondern in einem europäischen Wäldchen entstanden...

Solche Szenen machen WOODOO – INFERNO DES GRAUENS zumindest teilweise zu einem enorm trashigen und kurzweiligen Filmvergnügen: Ein Patronengürtel wird auf eine sehr kleine Feuerstelle geworfen. Sekunden später töten erstaunlich gezielte Schüsse alle Voodoo-Zombies.

Was für eine solche spanische Produktion von damals keine Seltenheit war, ist auch bei LA NOCHE DE LOS BRUJOS der Fall: Manche Szenen wurden nacheinander in zwei verschiedenen Varianten gedreht. Je nach Filmversion trägt eine Darstellerin Kleider – oder halt nicht. Die recht blutigen Enthauptungen fehlen natürlich ebenfalls in einigen Videoveröffentlichungen.

Selbstverständlich gilt meine Benotung nur für die längste und insgesamt doch recht sleazige Fassung des Films...

6 Punkte

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