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Frühes 20. Jahrhundert, irgendwo in der Nähe von Boston: Der Student James Farrow schwängert unglücklicherweise seine Freundin Sarah und um der gesellschaftlichen Schmach zu entgehen, entschließt er sich, ihr eine Abtreibung zu finanzieren. Als die junge Frau jedoch an den Folgen des Eingriffs verstirbt, sieht er sich von dem Geist der Toten verfolgt und glaubt, dass sie ihn nun ebenfalls in den Tod treiben will. James nimmt Kontakt zu dem Universitäts-Professor Ambrose auf, von dem behauptet wird, dass er ebenfalls von übernatürlichen Erscheinungen verfolgt würde. Und tatsächlich: Vor Jahren hat Ambrose seine Tochter Lucy verstoßen und nun rächt sich diese an ihm, indem sie als Geist ein altes Küstenanwesen heimsucht und ihren Vater einmal pro Woche anreisen lässt, um ihn die überlebensnotwendige Miete kassieren zu lassen und ihn dabei mit den Sünden seiner Vergangenheit zu konfrontieren... Basierend auf einer Kurzgeschichte von Henry James gibt sich "Hell House" als stimmungsbewusster Geisterfilm, der fast völlig auf äußerliche Schock-Effekte verzichtet und aufgrund seiner filigranen Machart irgendwie gar nicht zu dem restlichen Output passen will, den Roger Cormans mit seiner Produktions-Firma Concorde sonst so auf die Leute losgelassen hat. Ob dieser Umstand nun allerdings tatsächlich positiv zu bewerten ist, muss jeder Zuschauer mit sich selbst ausmachen, denn für meine Begriffe ist das Ganze nämlich eher ein moralinsaures Schuld-und-Sühne-Stück, das sich viel zu selbstverliebt auf seine exzellente Fotografie stützt, statt ein dem Thema angemessener, echter Horrorfilm... und mit Sicherheit auch nicht das, was man sich unter einem Titel wie "Hell House" vorstellt. Das besagte Haus spielt eigentlich auch nur eine untergeordnete Rolle, weswegen man beinahe schon von einem astreinen Etikettenschwindel sprechen kann. Regisseur und Co-Drehbuchautor Mitch Marcus bemüht sich zwar um ein stimmungsvolles Zeitkolorit (mit den dazugehörigen, eindrucksvollen Sets und Kostümen), lässt die übernatürlichen Ereignisse der Story dabei aber fast zu reinem Beiwerk verkommen. So wirkt der Streifen im Endeffekt zerfahren, langatmig und aufgrund der geübten Zurückhaltung in Sachen Blut und Gewalt direkt handzahm. Nun ja, glücklicherweise hat man mit Michael York zumindest einen Darsteller von Format zur Hand, der mit seinem gekonnten Spiel ein wenig gegen das altbackene Ambiente, das sich wie ein grauer Schleier über den gesamten Film legt, aufmucken kann... und seine Performance ist dann auch ohne Frage das Beste an dem Streifen, der insgesamt doch zu unentschlossen zwischen den verschiedenen Sujets der Geschichte hin und her pendelt und dadurch die Fans reinrassiger Horror-Ware verprellt. Schade eigentlich, denn "Hell House" hätte wirklich besser werden können. Ansätze für eine genregerechtere Behandlung des Stoffes sind durchaus vorhanden, gehen aber oftmals in der melodramatisch verquasten Geschichte unter. Und die Schluss-Pointe ist jetzt auch nicht gerade das, was man als Knaller bezeichnen würde. Fazit: Sanfter Grusel vorm Einschlafen, mehr nicht.

4/10

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