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Deutschland 1939. Der Bauer Jonathan Friedberg versucht mit den Nazis einen Pakt zu schließen, um seine deportierte Familie wieder zu sehen. 75 Jahre später. Die junge Jennifer ist Psychologiestudentin, und sitzt im Rollstuhl, weil sie vor Jahren einen Unfall hatte. Sie arbeitet an einer Studie für die Uni und befragt dazu in einem Dorf wahllos Leute auf der Straße. Dabei stößt sie auf eine seltsame Geschichte, die ein altes, seit dem 2. Weltkrieg verlassenes Haus betrifft. Jennifer ist sehr neugierig und sucht das Haus trotz aller Warnungen auf. Sie gerät dabei in eine unglaubliche Situation. Es gilt ein Rätsel zu lösen, welches in direktem Zusammenhang mit ihr steht.

Mit den Filmen von Andreas Bethmann konnte ich bis dato wenig bis gar nichts anfangen und im Ranking der deutschen Independantfilmer lag er bei mir gerade mal so vor Jochen Taubert. Bekannt sind seine Filme ja durch die Verbindung von Porno und Horror (sowas wie der deutsche Joe D´Amato) triefen aber inhaltlich nun wirklich vor Qualität über. Da ist es schon relativ erstaunlich, das er nach fünfjähriger Schaffenspause mit Help me i am dead, doch deutlich erwachsener rüberkommt und wirklich auf Stimmung und Atmosphäre setzt, auch wenn er es mit seinem Schmuddelkram nicht ganz lassen konnte (immerhin ist aber kein GüFa Warnhinweis mehr nötig gewesen).
Die Story über das mit Schatten aus der Vergangenheit belegte Haus zieht zwar heutzutage keine Wurst mehr vom Teller, aber was man bei Bethmann eher selten gesehen hat ist, das er es wirklich schafft so etwas wie eine Atmosphäre aufzubauen und nicht von einer schlecht getricksten Schmodderszene zur nächsten zu hetzen. Dazu trägt natürlich auch die Wahl der Hauptdarstellerin Margarethe von Stern bei, die zwar noch nicht oft in Filmen gespielt hat, aber durchaus Ahnung von Schauspielerei hat. Der Rest vom Cast kann da überhaupt nicht annähernd mithalten, aber da wir es hier die meiste Zeit mit einem Ein-Personen-Stück zu tun haben, war eine gute Besetzung dieser Position ganz entscheidend.
Schade nur, das man das Tempo des Films völlig versemmelt hat. Mit zwei Stunden ist der Film ohnehin viel zu lang, aber es werden auch viele Füllszenen eingebaut oder unnötig gestreckt. Da fällt mir spontan die völlig neben der Spur liegende Sexszene zwischen Jennifer und ihrem Boyfriend ein. Bethmann Fans, sofern es sie gibt, werden sich sowieso wundern, denn die ersten vierzig Minuten sind reine Exposition ohne jeden Anflug von Horror, der erst dann EIntritt, als die Dame mit dem ausgestochenen Auge auf dem Dachboden mal kurz "Buh" macht (und Jennifer durch den folgenden Leitersturz beinahe zum zweiten mal in den ungeliebten Rollstuhl auch innerhalb des Hauses treibt).
Ab dort darf aber ein gewisser Herr Ittenbach seinem Hobby nachgehen. Die gezeigten FX, besonders wenn später die zwei Kriminellen mitmischen, sind da aber wirklich sehr gut ausgefallen. Splatter Jünger werden sich da speziell am rausgepuhlten Auge erfreuen. Wie gesagt, man kann Bethmann hier durchaus einen Reifeprozess attestieren, mal schauen was von da zukünftig kommt. Mit Help me i am dead macht er jedenfalls einen Schritt raus aus der Bullshit-Regisseure-Kategorie.
6/10

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