Review

8 Jahre nach dem ersten Teil darf der hemdsärmelige Killer wieder auf Touristenjagd gehen - wie schon im ersten Teil tut er dies mit seinem ganz eigenen Sarkasmus. Wolf Creek 2 ist eine ganze Spur härter als der Erstling, die Splatter-Effekte deutlich derber und vor allem graphischer - auch die Kameraeinstellungen und die musikalische Untermalung sind deutlich ausgefeilter. Alles dreht sich um Mick Taylor, den Schweinejäger aus dem Outback, der seinen Opfern stets einen Schritt voraus ist und die Gegend um den titelgebenden Krater wie seine Westentasche kennt. Das macht den Film allerdings auch in gewisser Weise vorhersehbar und damit weniger spannend, da keines der Opfer nennenswerte Eigeninitiative zeigt oder ernsthaft Widerstand leistet/leisten kann.

Dabei spielt Wolf Creek 2 zu Beginn gekonnt mit der Sympathie der Zuschauer, wenn er den Schlächter zunächst als Opfer zweier gelangweilter Sheriffs vorstellt, die ihm aus reiner Bosheit Strafzettel verpassen - lange können diese allerdings nicht über den Hinterwäldler lachen, dann erwischt es sie nämlich buchstäblich "in voller Fahrt"...

Wenig Sympathie können die zweiten Opfer, das Backpacker-Pärchen aus Deutschland verbuchen, die Mick nachts beim Zelten aufstöbert und mit seiner immer gleichen Kumpel-Masche übertölpelt. Während der Mann schnell seinen Kopf verliert, darf die Frau sich auf einige "lauschige Nächte zu zweit" freuen, wie Mick sich ausdrückt, bevor er ihren Freund tranchiert... In dieser Tonart geht es weiter, auch wenn aus den lauschigen Nächten dann doch nichts wird, da es das "Fräulein" vorzieht, zu flüchten.
Während die Flucht sich dann in einem kleinen Geländewagen fortsetzt, hat man nie das Gefühl, daß es dem/den Opfern auch nur irgendwie gelingen könnte, sich zu retten. Zwar flucht Mick in seinen fortgesetzten Monologen und Selbstgesprächen das eine oder andere Mal, aber seine alte Mühle und seine genaue Kenntnis der Gegend machen alle Fluchtversuche zunichte. Da er nebenbei auch ein exzellenter Schütze ist und weder Selbstzweifel noch irgendein Unrechtsbewußtsein kennt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er seine Opfer erwischt - und wie er sie erwischt. Dass er sie erwischt, hat der geneigte Genrefreund schon nach der ersten Szene mit den beiden Highway-Polizisten begriffen. Und darin liegt auch der Hauptkritikpunkt an Wolf Creek 2: Zu vorhersehbar ist der Plot, zu wenig abwechslungsreich die Handlung. Mick Taylor spielt nur mit seinen Opfern, er läßt sie davonlaufen um sie dann zu jagen, und mit dem Töten hat er es gar nicht eilig, denn er erwischt sie ja doch alle und sollte tatsächlich mal etwas Unvorhergesehenes passieren, dann wid eben kurzer Prozess gemacht.

Ein Lob muß den vielen Splattereffekten gezollt werden, die zum Großteil überzeugend ausfallen: hier ist besonders ein  weggeschossener und ein durchlöcherter Kopf hervorzuheben, wie überhaupt alle Kills sehr direkt und blutig vonstatten gehen. Mit zunehmender Dauer allerdings werden genau diese Szenen, von einigen Auto-Verfolgungsjagden abgesehen (davon einmal mit deutlichen Anleihen an Spielbergs 1971er Duell) zu kleineren Inseln, auf die sich der Zuschauer flüchten kann, während die dazwischen angesiedelten Fluchtversuche, Verzweiflungstränen und sonstigen Befindlichkeiten der Opfer fast schon wie beiläufiger Füllstoff wirken. Auf die (getricksten) Szenen mit den haufenweise überfahrenen Känguruhs hätte man auch verzichten können, ebenso auf ein paar andere, anscheinend Humor (?) vermitteln wollende Einlagen.

Wegen der wenig Mitgefühl erzeugenden Protagonisten und der schon dadurch fehlenden Spannung (es ist beinahe unterhaltsamer, dem Killer bei seinen lakonisch vorgetragenen Kommentaren, die von belanglos über spießig bis reaktionär-dumm reichen, zuzuhören, als den planlos agierenden Opfern bei ihren sinn- und meist auch kopflosen Fluchtversuchen zuzusehen) ist Wolf Creek 2 daher trotz der vielen gelungenen Metzelszenen nur im Mittelfeld vergleichbarer Kost anzusiedeln: 6 Punkte.

Details
Ähnliche Filme