In Gestalt seines 2005er Horror-Thrillers „Wolf Creek“ bescherte Regisseur und Skriptautor Greg McLean der Welt eine ebenso atmosphärische wie beklemmend-effektive australische Variante klassischer amerikanischer Genre-Werke á la „the Hills have Eyes“, „Wrong Turn“ oder „the Texas Chainsaw Massacre“, welche (in Sachen Besetzung) nicht nur mit dem ersten Leinwandauftritt Teresa Palmers aufwartete, sondern vielen Betrachtern vor allem dank einer grandiosen Performance John Jarratts im Gedächtnis verblieb, der den meisten bis dato entweder nur als charmanter Co-Moderator der Sendung „Better Homes and Gardens“ oder aus seiner Zeit in der beliebten Fernsehserie „McLeod´s Daughters“ vertraut war – im Rahmen von McLean´s Streifen aber ausgerechnet in der völlig anders gearteten Rolle des sadistischen Psychopathen Schrägstrich Serienmörders Mick Taylor brillierte. Unabhängig des erfahrenen Erfolgs und Zuspruchs dauerte es im Folgenden allerdings stolze acht Jahre, bis 2013 dann endlich ein Sequel „das Licht der Öffentlichkeit“ erblickte – mit Greg und John erneut mit von der Partie, dieses Mal jedoch u.a. ein wesentlich höheres Budget sowie inhaltlich und stilistisch (in bestimmten Belangen und Bereichen) eine durchaus abgewandelte Ausrichtung aufweisend…
Zurzeit befindet sich Mick gerade wieder einmal auf der Jagd nahe des Wolfe-Creek-Meteoritenkraters innerhalb der nur spärlich besiedelten Region Kimberley – auf Schweine, wenn man ihn denn mal fragen sollte, in Wahrheit jedoch auf ausländische Touristen, welche es in diese abgeschiedene, landschaftlich allerdings sehr reizvolle Gegend „Down Under“ gezogen bzw. verschlagen hat. Zwei eben jener Reisenden sind die beiden deutschen Backpacker Rutger (Phillipe Klaus) und Katarina (Shannon Ashlyn), die fernab der nächsten Stadt gegen Abend keine Mitfahrgelegenheit mehr ergattern können und sich von daher notgedrungen dazu entschließen, einfach vor Ort in der Wildnis zu zelten. Es ist aufgrund ihres entzündeten Lagerfeuers, dass Mick inmitten der ansonsten stockfinsteren Nacht auf sie aufmerksam wird – worauf er bis direkt an ihre Schlafstätte heranfährt, sie „freundlicherweise“ auf die akute Brandgefahr (mitsamt eines damit verbundenen Verbots) hinweist und ihnen zudem auch gleich den Vorschlag unterbreitet, sie gern ein Stück weit in seinem Pick-Up mitzunehmen. Als sich das Pärchen darüber nicht einig wird und Rutger mit dem Einheimischen im Zuge dessen immer grämlicher aneinander gerät, hat letzterer irgendwann schlichtweg genug davon und sticht den jungen Mann kurzerhand brutal nieder. In einem unachtsamen Augenblick des Killers gelingt der schockierten Katarina ihrerseits jedoch die Flucht – hinein in die einsamen Weiten des Outbacks, wo sie an einer Straße aber schon bald auf den Briten Paul (Ryan Corr) trifft, der sie flugs zu sich in seinen Wagen holt und ihr entsprechende Hilfe anbietet. Mit ihrem Verfolger weiterhin dicht auf den Fersen, beginnt sogleich ein gnadenloses Katz&Maus-Spiel ums blanke Überleben…
„Wolf Creek 2“ eröffnet mit einer Szene, in der ein Polizisten-Duo am Rande eines ländlichen Highways in ihrem Dienstfahrzeug hinter einer Plakatwand darauf wartet, einen der wenigen Vorbeifahrenden eventuell auf der Basis einer Überschreitung des vorgegebenen Tempolimits anhalten zu können. Wie es der Zufall (oder das Schicksal) so will, braust just dann „niemand anders“ als Mick Taylor an ihnen vorüber – allerdings offenbart die betreffende Radarpistolen-Messung, dass er sich dabei noch einige km/h unterhalb der gesetzlichen Beschränkung befand. Angesichts der weitestgehenden Ereignislosigkeit ihrer Aufgabe entscheiden sie sich aber dennoch dafür, ihm für das „angebliche Vergehen“ einen Strafzettel zu verpassen – bei dessen Ausstellen sie ihn obendrein auch noch arg herablassend und schikanierend behandeln. Nahezu zweifelsfrei ist dem Zuschauer gewahr, dass diese Situation gewiss nicht „friedlich“ ausgehen wird – und voilà: In den anknüpfenden Minuten sprengt ein Projektil einem der Gesetzeshüter dreiviertel seines Kopfes weg, während sein Partner zuerst diverse Knochenbrüche sowie ein tief in sein Rücken gerammtes Messer erleiden muss, bevor er schließlich mit Benzin übergossen und verbrannt wird. Stracks erhalten Kenner des Vorgängers ihre Erinnerungen an Mick, sein Auftreten und seine garstigen Taten aufgefrischt – wohingegen „Newcomer“ auf Anhieb ein unmissverständlich-anschauliches Bild der Sachlage vermittelt bekommen. Im Einklang mit diesem bewusst so gewählten Einstieg entfaltet sich der Verlauf fortan auf dem „Pfad“ einer veränderten Herangehensweise an die Materie: Profitierte Teil eins noch ungemein ersprießlich von seinem beängstigenden Realismus, entpuppt sich die Geschichte und ihre Darreichung im Vorliegenden nun als eine u.a. viel stärker auf Action sowie eine morbide Form von „Spaß“ setzende Angelegenheit…
Bei seinem Kinodebüt ließ sich McLean damals ein ebenso bedachtes wie ergiebiges Maß an Zeit, um seine Protagonisten in die Story einzuführen – was die Intensität der zweiten Hälfte (dank der in der vorangegangenen Phase aufgebauten „Connection“) gar noch zusätzlich steigerte. In diesem Fall wurde jegliches „Heranführen“ des Publikums an die Figuren allerdings auf ein absolutes Minimum beschränkt: Mit Sicherheit ein Pluspunkt für all jene, die in erster Linie möglichst viele Gewaltakte herbeisehnen – für den Streifen an sich jedoch ein klarer Verlust, da ihm auf diesem Wege eine Menge (potentiell sehr nachhaltige) „dramatische Wucht“ entgeht. Was ich übrigens als vergnüglich empfand, war dass sich Rutger und Katarina untereinander immerzu auf Deutsch unterhalten – und zwar mit einem (der australischen Herkunft der Akteure verschuldeten) recht eigenwilligen Akzent. In der Originalfassung weisen diese Passagen Untertitel auf – wobei aber allein schon aufgrund der Aussprache und Dialoge Micks ohnehin von jeglicher Synchronisation eigentlich bloß nur abgeraten werden kann (bzw. gar muss). Innerhalb seiner begrenzten Screen-Time agiert Phillipe Klaus (TV´s „Devil´s Dust“) passabel – jedoch merklich schwächer als seine Film-Partnerin Shannon Ashlyn („the Road Home“), welche insbesondere den Horror des ihr Widerfahrenen restlos glaubwürdig transportiert. Als Katarina auf Paul trifft, verschiebt sich der Plot-Fokus auf Seiten der Gejagten mit einem Mal hin zu seiner Person: Ein interessanter wie überraschender Schritt, der relativ gut funktioniert – zumal Ryan Corr („Where the wild Things are“) den Part redlich meistert, speziell je weiter die Handlung voranschreitet. Erwähnenswert ist dabei, dass man trotz ihrer jeweils nur knapp gefassten Einführung in die Geschehnisse durchaus mit ihnen mitzufiebern vermag – obgleich auf eine eher oberflächliche Art und Weise: Per se verdienen sie es „als Menschen“ einfach nicht, einem solch grausamen Irren wie Mick in die Hände zu fallen…
Junge Leute werden in einer abgelegenen Region von einem psychopathischen Killer gehetzt, gefoltert und ermordet: Nahezu frei herausragender Abwandlungen wird sich auch hier an dieses charakteristisch-gängige Genre-Schema gehalten. Zumindest aber bietet das Outback dem Ganzen ein wunderschönes sowie „von Natur aus“ bereits mannigfache Gefahren bergendes Setting, welches Cinematographer Toby Oliver („Beneath Hill 60“) optisch überaus ansprechend einzufangen wusste. Unterlegt mit einem soliden Score des Österreichers Johnny Klimek („Cloud Atlas”), erhält der Betrachter verschiedene unerwartet actionreiche Set-Pieces geboten, bei denen das auf etwas über sieben Millionen Dollar angehobene Budget am deutlichsten zur Geltung kommt und man sich des Öfteren an Werke á la „Duell“ oder „the Hitcher“ erinnert fühlt. Hochklassig arrangiert, mangelt es diesen Szenen weder an Rasanz, Spannung noch Schauwerten. Darüber hinaus kann man sich nur schwer ein fettes Grinsen verkneifen, wenn Mick auf einmal in einem gekaperten Truck auftaucht und das mächtige Gefährt unverzüglich als Waffe gegen den „nur“ einen Jeep fahrenden Paul einsetzt. Es ist in diesem Kontext, dass McLean seinen mit Abstand vordergründigsten „Gag” präsentiert: Zum Klang des Songs „the Lion sleeps tonight“ kreuzt eine Gruppe Kängurus den Highway direkt vor Mick´s Laster – was darin resultiert, dass er (lauthals lachend sowie zynische Sprüche von sich gebend) etliche der prachtvollen Tiere frontal rammt und/oder überfährt. Blutig mit Hilfe von CGIs dargestellt, erweckt diese Sequenz einen arg zweischneidig-eigenwilligen, irgendwo zwischen „offensiv schwarzhumorig“ und „bösartig-überflüssig“ zu verortenden Eindruck – wonach es dann nicht allzu lange dauert, bis diese Fahrzeug-Hatz in einer imposanten Ereignisfolge voller Blechschäden und meterhohen Flammen ihr spektakuläres Ende findet…
Die einzelnen Schauplätze sind abwechslungsreich und das schon früh aufgenommene Tempo ein angenehm hohes – bis McLean letzteres im finalen Drittel allerdings urplötzlich nahezu komplett zurückfährt, als Mick Paul in seinem unterirdischen „Verlies“ an einen Stuhl fesselt und mit ihm längeres Quiz veranstaltet, bei dem er ihm zehn Fragen zum Thema „Landesgeschichte“ zu stellen gedenkt: Beantwortet er fünf davon richtig, wird er freigelassen – wohingegen ihm jede falsche Lösung ein Finger kostet. Zweifellos nicht arm an Suspense und obendrein noch amüsant beizuwohnen – etwa da Paul mit seinem Peiniger gar traditionelle Lieder zu singen anfängt, um ihn von seinem verwerflichen Vorhaben abzuhalten – wirken diese Minuten alles in allem jedoch ein wenig zu ausgewälzt und forciert: Die Kombination aus grotesker Komik und „Torture-Porn“ mutet schlichtweg ein Stück weit „verquer“ innerhalb des Gesamtbilds der Verlaufsentfaltung an. Das „altbekannte“ Schleichen durch Labyrinth-artige, mit Fallen gespickte Korridore voller Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien (plus dem einen oder anderen noch lebenden Opfer) gibt´s dann ebenfalls noch – worauf der Film mit einem Mal in einem abrupten Ausklang mündet, der mich persönlich anständig zufrieden gestellt hat, bei manchen aber gewiss für (mehr oder minder ausgeprägte) Enttäuschung sorgen dürfte. Zudem weist eine eingeblendete Texttafel den Zuschauer abschließend erneut auf bestimmte wahre Begebenheiten hin, auf denen der Streifen (dem Verfasser nach) basiert – bloß verfügt das Vorangegangene nicht über die notwendige Glaubwürdigkeit in dieser Hinsicht, um das mit eben jener „Verknüpfung“ meist unweigerlich verbundene „unbehagliche Gefühl“ in der eigentlich angestrebten Intensität zu erzeugen: Der Film ist einfach zu „over the Top“ geraten, um noch ernsthaft als realitätsbezogen durchzugehen…
Nicht nur in den Bereichen „höherer Bodycount“ und „heftigere Gewalt“ grob vergleichbar mit „the Collection“ in Bezug auf „the Collector“, wurde bei diesem Sequel so ziemlich alles mindestens „eine Nummer größer“ konzipiert – inklusive Mick, der (anstelle der Backpacker) kurzerhand zum Hauptprotagonisten der Story avanciert ist und nun geradezu als „Antiheld“ portraitiert wird. Abgesehen davon, dass er ein irrer Psychopath ist, hat man ihm überdies ein klares Motiv zugeschrieben: Getreu des Slogans „Keep Australia beautiful!“ versucht er seine Heimat von Touristen (in seinen Worten: „Foreign Vermin“) „sauber“ zu halten. Problematischer und gravierender schlägt allerdings zu buche, dass er einem jetzt nicht mehr wie ein „authentischer“ Serienmörder vorkommt, sondern wie ein klassischer, oft genüsslich grinsender, vereinzelte „Späße“ treibender sowie regelmäßig beißend-humorige One-Liner von sich gebender „Movie Maniac“ in der Tradition von Freddy Krueger (in den späteren Teilen der betreffenden Franchise). An der Leistung John Jarratts gibt es indes nichts zu beanstanden: Mit einem angepassten Hang zum Overacting verkörpert er Mick absolut vorzüglich – als einen zutiefst abstoßenden Menschen, jedoch nicht ohne einer speziellen Form von Charisma. Dem Part an sich wäre es meiner Meinung nach allerdings besser bekommen, wenn McLean ihn nicht ganz so kräftig in eine angrenzend „selbstparodistische“ Richtung gelenkt hätte – u.a. taucht Mick stets am richtigen Ort auf, ist immerzu für einen lockeren Spruch zu haben und erscheint einem fast schon unbezwingbar in seiner Art. Unverkennbar ging es McLean und seinem Co-Autoren Aaron Sterns bei dieser Fortsetzung nur bedingt um solche Eigenschaften wie Logik oder Wirklichkeitsnähe – stattdessen schufen sie ein gleichermaßen brutales wie kurzweiliges „Genre-Entertaiment-Produkt“, das sich am Ende außerdem noch genügend Möglichkeiten für eine „weitere Zukunft“ offen hält…
Fazit: Packend, unterhaltsam und handwerklich kompetent in Szene gesetzt, wartet „Wolf Creek 2“ (2013) mit mehr Action, Tempo, Humor und Grausamkeiten als sein 2005er Vorgänger auf – im Gegenzug aber leider auch mit weniger Spannung, Realismus, Atmosphäre und Charakterentwicklung…
gute „7 von 10“