3D-Review
Jahrzehntelang hat die Menschheit fremde Galaxien bereist und fernab unserer Milchstraße Kolonien gegründet, nur um um zu erkennen, dass es kein weiteres Leben im All gibt. Als man daraufhin zurück zur Erde strebt, gibt es einen erbitterten Krieg um den blauen Planeten, in dessen Folge unser Heimatplanet zur Sperrzone erklärt wird. Der legendäre Weltraumpirat Captain Harlock will dies nicht hinnehmen und buchstäblich mit Gewalt die Zeit zurückdrehen (Quantensprünge und explodierende Fixpunkte unseres Universums sollen das möglich machen), doch an Bord seines Schiffes „Arcadia“ befindet sich bereits der Spion Yama, der dies verhindern soll...
Ein Animationsfilm. Der mitunter sehr sperrig-opernhaft wirkende und mittels Motion-Capture-Verfahren inszenierte „Space Pirate Captain Harlock“ ist als eigenständiger Kinofilm die Wiedergeburt einer japanischen TV-Serie aus 1978, die – damals wenig erstaunlich – wie selbstverständlich Motive aus „Star Wars“ und „Star Trek“ miteinander mischte und mit einer gehörigen Portion Seeräuberromantik abschmeckte. Das Reboot aus den Händen von Shinji Aramaki, ganz heutigen Ansprüchen gerecht werdend mit CGI und 3D auf der Höhe der Zeit, folgt zwar noch mit den wichtigsten Figuren den Ursprüngen, wandelt dafür aber inhaltlich auf völlig neuen Pfaden: während früher der fortwährende Kampf gegen Aliens im Mittelpunkt stand, gibt es heute eine philosophisch erhöhte Space Opera mit episch angelegten Schuldkomplexen und „geliebten“ Feindschaften wie bei einem Peckinpah-Stoff. So muss man dann auch feststellen, dass es gerade an der Geschichte etwas hakt und nicht immer alles sehr schlüssig vorgetragen wird. Die mit viel visuellem Bombast eingeläuteten Actionszenen, die mitunter in ihrer Schießfreudigkeit an „Clone Wars“ erinnern, sind jedoch eine Augenweide und allemal wert, sich mit „Space Pirate Captain Harlock“ anzufreunden, denn wenn der Totenkopf-Bug der Arcadia den Nebel durchstößt, ist helle Freude angesagt. Das 3D-Bild ist recht beeindruckend (wenn auch nie referenzwürdig). Pop-Outs, die als solche erkennbar sind, drängen sich nur wenig aufgesetzt in den Vordergrund. Auf jeden Fall stimmt die Tiefenstaffelung und der konstante Gesamteindruck in punkto Dreidimensionalität. Wenn es wirklich (technisch betrachtet) etwas zu bekritteln geben sollte, dann wären das die minimal leblos wirkenden Gesichter und die gebremste Akustik bei „Space Pirate Captain Harlock“, dem an manchen Stellen der richtige Rumms fehlt. Bildformat: 2,35:1.
© Selbstverlag Frank Trebbin