Beizeiten angekündigtes Prequel zu einem der Erfolge des Chinesischen Kinojahres 2010, in dem mit Detective Dee and the Mystery of the Phantom Flame die Rückkehr von Tsui Hark auf die kommerziell einträgliche und gleichzeitig auch künstlerisch wertvoller als zuvor aufgenommene Schiene gelungen ist. Nach einer kleineren Durststrecke, in dem die Arbeiten des mit prominentesten Vertreters des einstigen Hong Kong Kinos seltsam verloren, auch unpersönlich und vor allem an den Wünschen und Bedürfnissen des Publikums vorbei inszeniert waren, gelang dem ehemaligen Tausendsassa mit einem ausgerechnet höchst massenwirksam eingeleiteten Gong'an fiction Projekt die Besinnung auf die Stärken und so der Weg an die vorderste Front zurück. Beide Werke, sowohl das Original als auch das Prequel sind Blockbuster-Matinee per se und damit schon recht erkenntlich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hin, aber noch mit genug Eigenheiten in der Visualität, Eigenarten im Drehbuch und der Kopplung früherer Tugenden mit heutigen Techniken und Bedingungen hin inszeniert. Die Komplexität der Zivilisation aufgelöst durch fundamentale, grenzenlose Kräfte der Vorstellung und der Natur:
665 A.D., Luoyang. Angesichts der drohenden Gefahr seitens des koreanischen Buyeo-Königreiches setzt die Tang-Dynastie eine massive Seeflotte zusammen, die allerdings auf dem Wege der Verteidigung auf Hoher See trotz kurzer Gegenwehr komplett zerstört werden, was schnell dem sogenannten "Sea Dragon" zugeschoben wird. Der Kopf des Justice Department, Yuchi Zhenjin [ William Feng ] wird von Wu Zetian [ Carina Lau ], der Beraterin des Kaisers Gaozong [ Sheng Chien ] mit der Erkundung auf Auflösung dieses Mysteriums innerhalb einer zehntätigen und sonst für Ihn tödlich verlaufenden Frist beauftragt. Währenddessen stößt Neuankömmling Di Renjie [ Mark Chao ] kurz vor seinem Dienstantritt im Justice Department auf eine laufende Entführung der den "Sea Dragon" versöhnlich stimmen sollenden Konkubine Yin Ruiji [ Angela Yeung Wing ] bei dessen Vereitelung auf ein halbmenschliches Reptil, eine komplettierte Verschwörung gegen das Kaiserhaus und Attentätern aus der zwischen China und Japan lebenden Dondo-Bevölkerung. Zusammen mit dem medizinischen Assistenten Shatuo Zhong [ Lin Gengxin ] und entgegen des Willens von Yuchi geht Di gegen das Unheil an.
Die Hauptfigur des Dee dabei ein historisch verbürgter Mythos, der als "the mainstay of the Tang dynasty" in die anonym verfasste Legendenbildung ging, von Robert Hans Van Gulik auch für die westliche Leserschaft übersetzt und von ihm selber sowie Frédéric Lenormand, Eleanor Coone und Zhu Xiao-di in weiteren Geschichten fortgeführt wurde. Die "Celebrated Cases of Judge Dee" als Basis für ein von Tsui eigens entwickeltes Konstrukt verschiedener Abhängigkeiten, in der die Elemente von Action / Thriller / Wu xia pian zuvor ebenso die Rolle spielten wie auch jetzt weiterhin mit Adventure / Fantasy als Beifügung und Ausweitung der Optionen kredenzt und gespielt wird. Eine Animation der Ideen in scheinbarer Spontaneität, in der sowohl von Inhalt als auch dann der Form alles erstmal möglich ist, eventuell auch einmal von seiner Herkunft her erklärt wird, aber dies sicher nicht zwingend nötig ist.
So spielen politische Gemauschel vor und hinter den Kulissen, die entsprechend les- und fühlbaren Analogien zur aktuellen Lage der Nation und seiner Umgebung und allgemein konspirative Interessen ebenso eine Rolle wie die Medizin, die Kultur, das System von Recht und Ordnung, die Holmesianischen Referenzen – die ja eigentlich Vorwegnahmen der Schlussfolgerungen aus Beobachtung und Wahrnehmung des von A. C. Doyle geschriebenen Detektivs und keine Nachahmungen sind –, gleichsam eine Rolle wie period piece swordsplay in hohen Lüften und eine Kreatur und Zeichnung wie frisch von Creature from the Black Lagoon (1954) bzw. auch Swamp Thing (1982).
Die Akzeptanz des Sinnlosen, Alles in allem und noch mehr oben drauf, was diesen Ritt oder eher Flug durch die Optionen der Unterhaltungsbranche auch ständig facettenreich und gleichzeitig verfänglich für die Anspannung und Entspannung im Wechsel suchende Publikumsschar und auch vergänglich in seinem Wissen darum macht. Tsui, der seine Karriere mit dem Erstellen und Beschreiben fremder, mysteriöser Welten und deren Absurditäten, Groteskheiten und Spannungsereignisse wie die New Wave Klassiker The Butterfly Murders (1979) und We're Going to Eat You (1980) begonnen und spätestens mit Zu: The Warriors from the Magic Mountain (1983) auch entscheidend bis heute geprägt hat, erschafft das Gleiche hier zwar mit wesentlich mehr Geld, Glanz, Licht, und auch Übersichtlichkeit und Ruhepolen, bleibt sich aber im Grunde treu und wandert von Beginn an komplett in die Tiefe von Milieu und Szenerie.
Eine übervölkerte Stadt, deren Künstlichkeit durch den Einsatz von Computereffekten zwar sichtlich, dies aber ebenso wie die auch anderen mangelnden Effekte nicht elementar störend ist. Ebensolche Kamerafahrten winkeln sich durch die breiten, aber zugelaufenen Strassen ab und schwelgen zufort entweder in die Luft oder in die Tiefe, in den Himmel oder die See und anderen Gewässer hinein. Wo kein Raum mehr ist, wird neuer geschaffen und/oder andere Bedingungen zum sich Ausbreiten, mit Hilfe der Magie des Phantastischen und der Märchen gesucht. Auf dem Erdboden selber vielleicht die Prämisse und die Befugnisse geklärt, die Austragung aber nicht auf festen Boden, sondern in anderen Sphären und Materien, wie an einer heftig umkämpften Kletterwand einer scheinbar unendlich tiefen Höhle, unter einer Horde von giftigen und fleischfressenden Pflanzen oder auf den zersplitterten Schiffsplanken inmitten auf dem tobenden Meer fixiert.