kurz angerissen*
„47 Ronin“ ist immerhin nicht der Ethno-Blockbuster-Trash, auf den man ihn im Vorfeld reduziert hätte. Kostüme, Ausstattung und Cast überraschen mit nicht für möglich gehaltener Authentizität; Hollywood’sche Klischeevorstellungen vom Blutrot japanischer Sonnenaufgänge werden zwar umgesetzt und auch mit US-Heimatrecht in Form von „Fluch der Karibik“-Piratenhäfen in einen opulenten Landschaftsteppich gewoben, der Tonfall ist über weite Strecken aber ähnlich ernst und besonnen wie in einem „Last Samurai“ oder vielleicht sogar einem der jüngeren Historienfilme von Takashi Miike.
Dann aber bevölkern Kreaturen den Bildschirm wie aus Camerons Pandora oder Jacksons Mittelerde entflohen, eine knollengesichtige Kreatur aus dem Computer erinnert an Wolverines Sparringpartner aus dessen erstem Solofilm, Mönchsgestalten treten auf, die aus dem Star-Wars-Universum stammen könnten. „Zombie Boy“ Rick Genest feiert gar einen sinnlosen Sekunden-Cameo, mit dem er – oder vielmehr sein Ganzkörpertattoo - es sogar auf das Cover-Artwork schafft.
Der Film gibt einerseits vor, eines der wichtigsten Nationalmythen Japans erzählen zu wollen, verbirgt den Blick auf die Ronin allerdings durch fadenscheinigen Budenzauber aus dem Rechner. Auch ist es immer wieder nur Keanu Reeves, der entscheidenden Einfluss auf die Geschichte nimmt, nicht etwa das Kollektiv als solches. Spricht der Off-Erzähler also von einer willensstarken Gruppe von Männern, so scheint er letztlich nur einen Mann zu meinen, der sich ohne Zögern jeder Kreatur in den Weg stellt. So funktioniert weder Legendenerzählung noch Unterhaltung so richtig. Die Produktionswerte hätten Besseres verdient gehabt.
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