Review
von Dan-Gore
Story :
Bei einem Spaziergang im Wald findet ein Mann eine Frauenleiche.
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegt er die Polizei zu rufen, doch eine dunkle Obsession die tief in ihm schlummert bewegt ihn dazu die Leiche mit zu nehmen.
Zuhause vergeht er sich sexuell an der Verstorbenen um seine sexuellen Gelüste zu befriedigen.
Durch diesen sexuellen Akt mit der Toten versucht der Namenlose Macht und Dominanz zurück zu erlangen - Macht die ihm seither im Leben verwährt blieb.
Seitdem seine Freundin mit ihm Schluß machte ist sein Leben ein einziger Trümmerhaufer.
Auch in der Beziehung fand er kein Glück, da diese nur auf Verachtung, Demütigung und sexueller Befriedigung basierte.
Durch die Rache an seiner Ex verspricht sich der Namenlose endlich wieder ein "normales" Leben frei von Unterwürfigkeit führen zu können und er hat auch schon einen Plan geschmiedet......
Bewertung :
Neben Pädophilie, Inzest und Zoophilie ist Nekrophilie eines der großen Tabuthemen und mir persönlich ist kein demografischer Kulturkreis bekannt in der eine sexuelle Liebesbeziehung zu Verstorbenen toleriert wird.
Auch auf cineastischer Ebene gibt es nicht wirklich viele Filme die sich diesem brisantem Thema annehmen und die einzigen Titel die mir direkt in den Sinn kommen sind NEKROMANTIK 1 & 2, AFTERMATH, THE AFTERMAN, MOSQUITO DER SCHÄNDER oder auch LUCKER THE NECROPHAGUS.
Auch CLERKS von Kevin Smith und VISITOR Q von Takashi Miike schneiden die Liebe zu und mit Toten zwar an, doch im Vergleich zu den eben genannten auf eine überzogene, satirische und humoristische Art und Weise.
Schon am Titel NECROPHILE PASSION lässt sich bereits erkennen, das sich auch Regisseur Tom Heidenberg bei seinem Einstand als Regisseur diesem heiklem Thema angenommen hat.
Wird ein solches Thema ernsthaft angegangen, was Heidenberg letztendlich auch tut, liegt es auf der Hand das es sich bei NECROPHILE PASSION um einen Indie-Film handelt der polarisieren wird.
Aufgrund des provokantem Coverartworks dürfte der ein oder andere schon auf NECROPHILE PASSION aufmerksam geworden sein.
Durch diesens besagte Cover und auch aufgrund des Trailers und der Inhaltsangabe zum Film wird sich bei den meisten eine Assoziation zu Jörg Buttgereits Indie-Art Klassikern NEKROMANTIK 1 & 2 zwangsläufig einstellen.
Auch wenn sich der Grundtenor von NECROPHILE PASSION dem von Buttgereits Arbeiten ein wenig ähnelt, ist Heidenbergs Debüt aber alles andere als ein uninspirierter Abklatsch.
Während es in den beiden NEKROMANTIK Filmen doch Primär um die Liebe, sexuelle Anziehung und Kopulation mit einer Leiche geht, ist dies in NECROPHILE PASSION eher sekundärer Natur.
Hier dient die sexuelle Interaktion mit einem Leichnam nämlich nicht zur reinen Befriedigung, sondern steht symbolisch für das zurückgewinnen von Macht und der Befreiung aus der Unterwürfigkeit.
Der männliche Protagonist im Film befand sich nämlich in einer Beziehung, in der ihm der devote Part zugeordnet war.
Neben dem verbalem Missbrauch, sieht sich dieser auch mit handfester Gewalt konfrontiert, die ihm erst zu dem desillusioniertem und gebrochenem Menschen machte, den er nun verkörpert.
Wer jetzt aber eine sinnlose Aneinanderreihung von Gore FX und Leichenschändungen erwartet, liegt hier vollkommen falsch.
Auch wenn es hier einige derbe FX zu sehen gibt, richtet NECROPHILE PASSION den Fokus mehr auf den Hauptdarsteller und eine intensive Charakterstudie offenbart sich dem Zuschauer.
Dieser Hauptcharakter wird von Günther Brandl gespielt und dieser liefert eine sehr authentische Performance eines kranken und desillusionierten Mannes.
Schon in seiner Jugend wurde dieser durch die Verachtung seines Umfelds ihm gegenüber geprägt und zu dem gemacht was er heute darstellt - eine lebensverachtende, lethargische Persönlichkeit, die durch Rache an den Peinigern und der Schändung von Leichen seine Macht und Kontrolle über seine Leben zurückgewinnen möchte.
Auch Eldrid Remy, die als die Ex-Freundin vor der Kamera agiert und den weiblichen Konterpart des Leichenschänders darstellt, kann wirklich überzeugen - durch ihre eiskalte und dominant-destruktive Art entwickelt sich beim Zuschauer schnell eine Antipathie für sich, selbst wenn keine Identifikation mit dem männlichen Part stattfindet.
Lediglich die Aktrice die in den Rückblenden die Mutter des Nekrophilen spielt, hat einen leichten Hang zum Overacting und hier wäre etwas weniger mehr gewesen.
Da diese aber eine recht kurze On-Screen Zeit hat, kann über dieses Manko hinweg gesehen werden.
Im Endeffekte handelt es sich um ein nekrophiles Kammerspiel, welches von grade mal zwei Schauspielern getragen wird, und diese überzeugen auf ganzer Linie.
Nicht nur bei der Größe des Ensemble, sondern auch bei der Auswahl der Sets ist diese "Limitierung" zu verzeichnen.
Grade mal zwei verschiedenen Kulissen - ein Waldstück und die Wohnung des Mannes - kamen zum Einsatz und dies genügt auch vollkommen.
Die Wohnung in ihrer spartanischen Einrichtung verleiht dem Hauptprotagonisten noch einmal mehr Tiefe - diese steht hier nämlich symbolisch für die innerliche Leere des Mannes und sein tristes Leben wirkt dadurch noch authentischer.
Ein anderes wichtiges Element von NECROPHILE PASSION ist hier der von René Bidmon komponierte Score, der neben orchestralen Klängen auch Stücke präsentiert die am besten dem Industrial-Gothic zuzuschreiben sind.
In ihrer depressiv-düsteren Art unterstreichen diese in wuchtigem Sound perfekt den Grundtenor des Films und ermöglichen es NECROPHILE PASSION seine von Verachtung geprägte morbid-grausame Art vollends zu entfalten.
Kinematographisch gibt NECROPHILE PASSION keinen Grund zu Beanstandungen und Regisseur Tom Heidenberg war sich zweifelsohne im Klaren wie sein Debüt visuell aussehen sollte um die angestrebte Wirkung beim Publikum zu erzielen.
Die Rückblenden werden in grobkörnigen S/W Bildern präsentiert, welche beim Zuschauer das gleiche Gefühl von Schmerz, Demütigung und Zorn auslösen, wie es beim Hauptprotagonisten der Fall ist.
Insgesamt ist das Kolorit bei NECROPHILE PASSION sehr blass gehalten, was wiederum erneut die Tristesse manifestiert und symbolisiert.
Auch wenn die FX sekundärer Natur sind, wurden diese nicht stiefmütterlich behandelt und so gibt es einige blutige und verweste Schauwerte zu bewundern.
Diese wurden durch die Bank weg mit viel Detailverliebheit und Akribie inszeniert, damit sich vor dem Zuschauer die gesamte Collage aus Hass, Wut, Gewalt, Sex, Demütigung, Tot, Lethargie, Depression, Liebe und Verachtung entfalten kann - was sie letztendlich auch in ihrer vollen Pracht und Wucht tut.
Die Story mag sich auf den ersten Blick zwar recht dünn anhören, doch als essenzieller Aufhänger reicht diese vollkommen aus um den Grundtenor des Films zu transportieren.
NECROPHILE PASSION als minimalistischen und leicht experimentellen Film mit transgressiver, traumatischer, verstörender und provozierender Wirkung zu beschreiben ist nicht zu weit hergeholt.
Das sich aufgrund der Thematik die Geister an diesem Werk scheiden werden liegt auf der Hand und zartbesaitete Filmfans dürfte mitunter in eine angeekelte Schockstare verfallen.
Filme, die eine ähnliche Wirkung erzielen wie NECROPHILE PASSION kann man fast an einer Hand abzählen und Tom Heidenberg hat hier zweifelsohne eine Ausnahmewerk erschaffen.
9 von 10 Frauenleichen