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"Are you smart, sexy and seductive?" Unter den etwa zweihundert Bewerberinnen, die diese Zeitungsanzeige mit "ja" beantworteten, befand sich auch die knapp 18jährige Doris Young aus Singapur. Wie sich herausstellte, stand die Produktionsgesellschaft BAS Film Productions hinter dieser Annonce, da man eine junge Schauspielerin für einen geplanten Actionfilm suchte. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Doris bekam die Hauptrolle, nannte sich fortan Marrie Lee, und ist dreißig Jahre später, obwohl sie nur eine handvoll Filme gedreht hat, ein veritabler Kultstar (nicht nur in ihrem Heimatland) und gern gesehener Gast auf diversen Filmfestivals.
Die Figur, mit der sie untrennbar verbunden ist, ist die philippinische Antwort auf all die taffen, selbstbewußten und schlagkräftigen Ladies des Blaxploitationkinos. Zu Beginn von Cleopatra Wong, quasi im Rahmen des Vorspannes, sehen wir die Titelfigur bei diversen Aktivitäten: Cleo beim Motorradfahren im unwegsamen Gelände; Cleo bei Schießübungen mit Pfeil & Bogen bzw. Pistolen; Cleo beim Kampfsporttraining (sie versohlt ihren zwei männlichen Sparringpartnern den Hintern, ohne sich groß anzustrengen); Cleo beim entspannten Tanzen in der Disco. Und schließlich Cleo im Bett mit einem Lover. Doch das amouröse Abenteuer wird durch das Klingeln des Telefons gestört. "I'd better answer the phone. Could be important!" meint die pflichtbewußte Agentin. Und ihr Gespür trügt sie nicht. Wie sich herausstellt, werden im asiatischen Raum große Mengen an Falschgeld in Umlauf gebracht, mit dem Ziel, die jeweiligen Landeswährungen zu destabilisieren. Ganz klar ein Fall für Cleopatra Wong, die dem Schurkenpack die Suppe gehörig zu versalzen gedenkt.
Cleopatra Wong
ist ein herrlich naives aber rundum gelungenes B-Movie mit einigen Anleihen bei Englands berühmtesten Geheimagenten, James Bond. Der preiswerte Streifen bietet im Prinzip alles, was ein Film dieser Art braucht: eine sexy Heldin, die jeden vermöbelt bzw. abknallt, der bei drei nicht auf den Bäumen ist, schöne, exotische Schauplätze (gedreht wurde in Singapur, in Hongkong, und auf den Philippinen), jede Menge Spaß und Action, einen schmissigen, funkigen Score (der nahezu nonstop dudelt), und wunderbar trashigen Charme en masse. Logikfanatiker und Wahrscheinlichkeitskrämer sollten Cleopatra Wong meiden wie ein Schneemann das Solarium, alle anderen sollten am hanebüchenen und etwas unmotivierten Geschehen jedoch voll auf ihre Kosten kommen. Auch wenn viele der teilweise irren Dialoge scheinbar ernst und ohne das Gesicht zu verziehen vorgetragen werden, möchte ich wetten, daß Bobby Suarez sehr wohl wußte, daß sein Film ein abstruser Heuler der Extraklasse ist. Denn auch wenn es nicht offenkundig ist, man hat das Gefühl, daß ständig ein spitzbübisches Grinsen unter der Oberfläche hervorlugt. Und so steuert die Handlung auf das große, lange Finale zu, das zu einem Verbot des Filmes in Malaysia geführt hat. Cleo stürmt mit vier Top-Agenten (darunter auch Franco The One Armed Executioner Guerrero) das katholische Kloster, welches die Verbrecher zu ihrer Basis umfunktioniert haben, was dazu führt, daß unsere als Nonnen verkleideten Helden jede Menge als Nonnen verkleidete Gangster abknallen und dazu Sprüche loslassen wie "Freeze, or you're a dead nun!" oder "Move your unholy asses!". Nach Genuß dieser kleinen, unbeschwerten Sternstunde des Filipino-Trash-Kinos wünscht man sich zwei Dinge. Erstens, daß es doch mehr solcher Knaller da draußen geben würde. Und zweitens, daß Cleopatra Wong zu Lebzeiten noch im richtigen Bildformat veröffentlicht wird, denn Dark Sky Films hatten leider nur Zugang zu einem Vollbildmaster, was die Freude am Film doch erheblich trübt.
Cleopatra Wong war ein Hit, und so verwundert es nicht, daß es in Dynamite Johnson (Superboy 2 - Der Blitz aus dem All) und in Devil's Angels (Pay or Die) ein Wiedersehen mit der coolen Heldin gab. Lange Zeit hielt sich auch wacker das Gerücht, daß es mit The Vengeance of Cleopatra Wong ein weiteres Sequel geben könnte. Spätestens mit Bobby Suarez' Tod am 8. Februar 2010 ist dieses Projekt jedoch ebenfalls gestorben.

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