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Wien nach dem Zweiten Weltkrieg. Trümmer sind noch immer Teil des Stadtbilds, die Leute bauen ihre Leben wieder auf, es blüht der Schwarzmarkt. In dieses Geschehen kommt Holly Martins, seines Zeichens Autor, aus den USA angereist. Sein Freund Harry Lime hat ihn eingeladen und Arbeit versprochen, doch folgt bald nach Hollys Ankunft die Ernüchterung. Harry ist tot, ein Unfall direkt vor seinem Wohnhaus hat ihn aus dem Leben befördert. Dabei war Harry noch in Begleitung von zwei Bekannten. Oder war da etwa noch jemand?

So macht sich Holly auf die Suche nach dem titelgebenden dritten Mann, der ebenfalls bei diesem Unfall zugegen war. Und mit seinen Ermittlungen kommen die Zweifel und manche Enthüllung, das von Graham Greene geschriebene Skript bietet die ein oder andere Wendung. Diese kommen zwar nicht übermächtig, passen aber zum allgemeinen Fluss dieses Klassikers – was in beide Richtungen verstanden werden kann.
„The Third Man“ spaziert durch seine Geschichte zwar zielgerichtet, aber auch in einem eben moderaten Tempo. Hier spielt auch die trotz ihrer Qualitäten im Kern übersichtliche Geschichte mit hinein, die nicht alle ihre Einzelteile gewinnbringend darbietet. So sind unter anderem Hollys romantische Anwandlungen gegenüber Anna nicht gerade konturreich geschrieben.

Dennoch hält der von Carol Reed inszenierte Streifen einige Highlights bereit. Wien nach dem Krieg bietet eine eindrückliche Kulisse, die eben aufgrund ihrer Erscheinung so real wirkt, wie man es beim Film selten sieht. Die Trümmer und beschädigten Häuser wirken in dem schönen Schwarzweiß noch kontrastreicher, das Spiel mit Licht und Schatten kommt gerade in den vielen Nachtszenen zur Geltung und beschert einen ansprechenden visuellen Stil, der von den mitunter schiefen Bildern noch unterstützt wird. Optisch macht das was her, sowohl über- als auch unterirdisch, wobei nicht alles in Wien gedreht wurde. Manches entstand im britischen Studio, dennoch wirkt das hier für seine Zwecke ausreichend authentisch und liefert atmosphärisch einigen Stoff.
Bekannt ist der Film natürlich auch für seine Musik und diese (zumindest das Hauptthema) brennt sich tatsächlich ins Gedächtnis. Der von Anton Karas auf einer Zither eingespielte Score gibt dem Werk eine ganz eigene Note. Und so gelungen dies ist, so wirkt es mitunter verwirrend, scheint die musikalische Untermalung das Szenario durch ihren Einsatz immer wieder etwas aufzuhellen. Dies steht szenenweise im Kontrast zu dem Gezeigten und hebelt den ernsten Ton der jeweiligen Sequenz aus. Wobei „The Third Man“ per se kein todernster Film ist, Humor gibt es durchaus immer wieder. Und manch stark geschriebene Zeile, die das Skript trotz der insgesamt eben wenig tiefgründigen Geschichte abliefert. Dazu noch eine famose letzte Szene, die schön lang ausgespielt einen gelungenen Schlusspunkt setzt.

Das Ensemble ist insgesamt sehenswert, doch gerade mit Joseph Cotten als Holly Martins werde ich nicht so recht warm. Zwar macht sein Charakter eine lange Wendung über die Laufzeit des Films durch, dennoch verblasst er mangels Ausstrahlung einfach hinter dem weiteren Cast. Als da wären Alida Valli als Anna Schmidt, Trevor Howard als Major Calloway und natürlich auch Orson Welles als Harry. Welles' Präsenz wirkt auch hier, der Cast ist ebenso im Hinblick auf die Einheimischen passend besetzt. Der Wechsel zwischen den Sprachen und die daraus resultierenden Verständigungsprobleme werden nicht überstrapaziert und bieten hier eine sinnvolle Ergänzung.

„The Third Man“ bietet einen einnehmenden visuellen Stil und darin real wirkende und ebenso ansprechende Bilder des als Kulisse dienenden Nachkriegswien. Dazu der Score von Anton Karas, das ist schon einmal die halbe Miete für ein atmosphärisches Szenario. Hinzu kommt ein überwiegend gut spielendes Ensemble und eine interessante, aber eben nicht sonderlich tiefschürfende Geschichte. Dennoch zurecht ein Klassiker, ein Stück filmisches Grundwissen und ein gelungener Thriller mit komödiantischen Elementen.

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