-Spoiler-
Moderne Rotkäppchen Version – viel schwarzer Humor – Besetzung heute besser als damals – oft unrealistisch
Betrachtet wurde die MCP DVD.
Cast:
Aus heutiger Sicht könnte man geneigt sein, dem Film eine Starbesetzung nachzusagen. Als der Film jedoch gedreht wurde schien das etwas anders. Mit Kiefer Sutherland hatte man jemanden, der seit längerer Zeit keine wirklich überzeugende Hauptrolle vorzuweisen hatte seit seinen Erfolgen „The lost Boys“ und „Flatliners“, Brooke Shields hatte ebenfalls seit dem Megaerfolg von „die blaue Lagune“ nichts berauschendes hervorgebracht und Reese Witherspoon befand sich am Anfang ihrer Karriere.
Heute, acht Jahre nachdem der Film abgedreht wurde, kann man der Besetzung mehr abgewinnen. Kiefer Sutherland hat mit der Kultserie „24“ wieder an alte Zeiten anschließen können (gerade wird Staffel 3 der Serie gedreht) und Reese Witherspoon startete im gleichen Jahr mit „Fear“ richtig durch und ist nun eine sehr gut bezahlte Schauspielerin. Auch der kurze Auftritt von Brittany Murphy fällt etwas stärker ins Gewicht, da sie ebenfalls nach diesem Film, die Sprung an die Spitze schaffte mit „8Mile“ und „Voll Verheiratet“. Ebenfalls eine Nebenrolle spielt Dan Hedaya, den einige vielleicht aus Filmen wie „Daylight“, „der Club der Teufelinnen“ oder „Zivilprozeß“ kennen.
Zuständig für die Musik ist Danny Elfmann, der unter anderem die Musik zu „Sleepy Hollow“ und „Nightmare before Chrismas“ lieferte.
Nicht unerwähnt sollte außerdem beachtet bleiben, dass Oliver Stone („Natural Born Killers“) als ausführender Produzent an dem Projekt beteiligt war.
Rotkäppchen:
Eigentlich kann man „Freeway“ weder als Roadmovie noch als Drama oder als Thriller bezeichnen, vielmehr würde die Bezeichnung „moderne Märchenverfilmung“ sich besser eignen, denn während des gesamten Films hält sich die Story, oft modernisiert und verändert, an das berühmte Märchen Rotkäppchen.
Dies beginnt schon mit der Anfangssequenz. Zwei Minuten lang werden Bilder eines Wolfes gezeigt, der jungen leichtbekleideten Mädchen hinterherjagt. Weiter geht es mit dem Weg zur Großmutter und dem roten Körpchen, dass Vanessa von zu Hause mitnimmt. Auf dem Highway trifft sie dann den „bösen Wolf“, dem sie ihre Geheimnisse anvertraut und nicht erkennt und der sie vom rechten Weg abweißt und auf Umwege führt, nämlich direkt in das staatliche Gefängnis. Nachdem sie dort entkommen ist geht sie zu ihrer Großmutter. Dort findet sie, genau wie in der Märchenvorlage, eine offene Tür vor und entdeckt Bob im Bett ihrer toten Großmutter, verkleidet als letztere.
Entscheidend unterscheidet sich die Story aber in dem Charakter des Rotkäppchens, denn Vanessa ist keineswegs das artige nette Mädchen, dass schließlich vom Jäger gerettet wird, sondern eine harte und teilweise sehr brutale Teenagerin, die sich zu wehren weiß.
Realismus? Keine Spur!
Was negativ auffällt ist lediglich der Mangel an Realismus und Logik. Vanessa feuert ein gesamtes Magazin auf Bob und der überlebt, wenn auch als schwer Behinderter, Bob versteckt sich als Großmutter angezogen im Bett von Vanessas Großmutter, Larry (Vanessas Stiefvater) ist als durchtrainierter Bodybuilder ein armer Schlucker und dazu noch drogensüchtig und viele andere Beispiele könnten folgen. Allerdings muss man dem Film auch zu Gute halten, dass er sich an die Märchenvorlage halten wollte, damit kann man das Ende auch erklären.
Schauspielerleistungen:
Die Schauspieler agieren alle samt recht gut. Kiefer Sutherland macht seinen Job als Antagonist richtig gut und hat einige starke Szenen, beispielsweise sein halber Nervenzusammenbruch als Vanessa ihn mit einer Waffe bedroht, sein Gejammer im Krankenhaus nachdem ihm mitgeteilt wurde, dass er einen künstlichen Darmausgang benötigt und seine Mimik nach dem Unfall können überzeugen.
Reese Witherspoon flucht sich ganz anständig durch ihre sehr harte Rolle. Ich finde jedoch sie kann den schmalen Grad zwischen schwarzen Humor und Drama nicht so gut rüberbringen.
Etwas blass wirkt auch die dritte Protagonisten Brooke Shields, die nur wenig Szenen hat und nur wirklich mitreisen kann bei ihrem Selbstmord, und diesen spielt sie nichteinmal sehr überzeugend. Sie verfängt sich einfach zu sehr in Klischees und hat meiner Meinung nach auch nicht die nötige Ausstrahlung, die man braucht um in Hollywoods erster Liga mitzuspielen.
Hervorheben möchte ich noch kurz Brittany Murphy, die als drogensüchtige, lesbische, vernarbte und verrückte Gefängnisinsassin einen guten kleinen Auftritt hat.
Hohes Tempo:
Der Film lebt unter anderem auch durch sein unglaublich hohes Tempo. In den knapp 100 Minuten des Films gibt es zahlreiche Wendungen und Überraschungen (Verhaftung der Eltern, Flucht von zu Hause, tot von Vanessas Verlobten Chopper, Bobs freundliche Aufnahme, Bob als Killer entlarvt, Vanessa übernimmt Kontrolle und richtet Bob, Bob schleppt sich in Krankenhaus, Vanessa wird entlarvt und verurteilt, Vanessa leidet im Gefängnis, bricht aus, klaut einem Mann das Auto, fährt zu ihrer Großmutter, tötet Bob und am Ende kommen die Polizisten), was durchaus gut ist, da man immer erwartungsvoll in die nächsten Minuten geht. Bei so einem Tempo ist es klar, dass negativ heraussticht, dass die Figuren nicht wirklich gut charakterisiert werden, aber ich denke in diesem Falle hat der positive Aspekt überwogen.
Crazy:
Man kann eigentlich nur crazy sagen, denn genau das ist dieser Film. Unglaublich schrill und absolut durchgeknallt. Jeder muss leiden und niemand kommt gut weg. In den bisherigen Meinungen, die ich über den Film gehört habe ist oft von Kult oder von totalem Trash die Rede. Ich denke der Film ist weder das eine noch das andere, sondern halte ihn für wirklich gelungen aber nicht für Kult, denn man hat ähnliches schon früher gesehen. Der Brutalitätsfaktor ist ganz gut, aber nicht berauschend und rechtfertigt nicht die Grundlage für etwas besonderes.
Matthew Bright legte drei Jahre später mit „Freeway II – Highway to Hell“ noch einmal ein Sequel nach.
7 von 10 Punkten