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Was fällt uns dazu noch ein? Bo Derek vielleicht als erstes. Hochgezogene Wangenknochen, strahlende Augen, und für einen Film aus den 70ern ein paar ganz normale Nacktszenen (spätere Versionen auf Video und DVD enthielten witzigerweise immer weniger Nacktszenen...)

Dann natürlich der Bolero von Maurice Ravel. Die wage Hoffnung, dass vielleicht doch noch ein paar heiße Sexszenen dazukommen - während der Bolero spielt!

Dann gibt es da diesen Mann, der in der Midlifecrisis steckt. Tatsächlich beginnt der Film an seinem 42. Geburtstag. Finanziell ausgesorgt und künstlerisch begabt und in einer idealen Beziehung mit einer starken Frau, schaut er sehnsüchtig den jungen Frauen hinterher, die ihn weniger erfreuen als vielmehr an sein Alter erinnern. Und dann kommt diese eine, die 11 auf einer Skala von 1 bis 10, die Traumfrau. Unauffällig versucht er mit ihr in Kontakt zu kommen. Doch was dann passiert, darauf ist er nicht gefasst...

Hält der Film den heutigen Ansprüchen noch stand? Nein, das Tempo funktioniert nicht mehr. In den 70er Jahren hat man gerne 2 Stunden vor dem Fernseher verbracht, um einfach nur zuzuschauen, wie schöne Menschen aus schönen Häusern herauskommen, einen schönen Strand entlang gehen, und dann wieder in ihr schönes Haus zurückgehen. Oder zuzuschauen, wie die Sonne im Meer versinkt. Heute wirkt das langatmig. (Da ich eine ungeduldige Natur bin, habe ich immer wieder versucht, an solchen Stellen vorzuspulen, und gerade in dem Moment passierte dann etwas entscheidendes - woraufhin ich zurückspulen musste, und alles langweilige nochmal angucken und dadurch der Film noch länger dauerte...) Wenn man das aber der damaligen Zeit zuschreibt, ist der Rest des Films durchaus spannend bis unterhaltsam.

Ist es denn nun witzig oder melodramatisch? Ganz klar beides. Gerade zu Beginn des Films gibt es einige echte Knaller. Zum Ende hin wird die Dramatik größer. Was man aber aus diesem Klassiker lernen kann ist, wie sich "Komödie" in den letzten 20 Jahren verändert hat. Die Geschwindigkeit an Witzen und Slapstick hat rasant zugenommen. Fragt man sich bei Casino Royale aus dem Jahre 1967 (David Niven, Peter Sellers, Ursula Andress, Woody Allen, Orson Welles, Jean Paul Belmondo, Peter O’Toole, 7 Regisseure, 9 Drehbuchautoren) kopfschüttelnd, ob das eigentlich eine Komödie ist, und worauf die vermeintlichen Witze wohl damals angespielt haben mögen, hat dieser Film wenigstens Lacher im 10-Minuten-Takt. Heute versucht ein Komedian ja in jedem Halbsatz zwei Witze zu machen.

Optisch ansprechend, teilweise witzig, mit etwas Liebe zu alten Filmen durchaus die Zeit wert.

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