Nach acht Jahren reichlich verspätet folgende Fortsetzung zu der damals logischen Steigerung im thailändischen Actionkino, die auch zu Recht für Resonanz und Trittbrettfahrer aus aller Herren Länder sorgte. Spätestens mit dieser weiteren Erzählung der Geschichte sind die früheren Hochzeiten besonders unter der Regie von Prachya Pinkaew allerdings endgültig passé und vorbei, wurden auch andere Epigonen entweder kritisiert oder weitgehend ignoriert und hat man den einstigen Staffelstab nach nur kurzem Besitz und viel Leerlauf mittlerweile an Nachbar Indonesien, dort allerdings auch in die Hände von nur einer Person, der treibenden und alleinigen Kraft von Gareth Huw Evans abgegeben. In allen Belangen allerhöchstens Durchschnitt und mit eh bescheidenen Erwartungen komplimentiert, erweist sich Tom Yum Goong 2 als schon unterhaltsames Konstrukt, dass aber trotz viel Action und pekuniären Aufwand im Dreh keinerlei Inspiration versprüht und filmisch selber nicht viel für die Inszenierung der Stunt- und Kampfsequenzen sorgt, sondern diesen eher widerspricht. Materiell ein ungestümer Kobold, formell leider nicht:
Ein Waffenstillstand der Regierung und Separatisten in der Republik Katana soll in wenigen Tagen amtlich in Thailand besiegelt werden. Währenddessen wird der Dorfbursche Kham [ Tony Jaa ] mit der Entführung seines Elefanten, angeordnet durch den Gangster LC [ RZA ] und ausgeführt durch den Händler Suchart Vilawandei [ Adinan Buntanaporn ] als potentieller Attentäter 'engagiert' und motiviert. Kham, der sich nicht gerade freiwillig als Bauernopfer aufgeben will, bekommt es in seiner Gegenwehr sowohl mit LCs Hauptschergen [ Marrese Crump ] als auch mit Sucharts kampferprobten Nichten Ping-ping (Yanin "Jeeja" Vismitananda) und Sue-sue [ Theerada Kittiseriprasert ] mehrmals zu tun. Auch der Freund und Polizist Sergeant Mark [ Petchtai "Mum Jokmok" Wongkamlao ] scheint angesichts der terroristischen Bedrohung wenig auf eine enge Zusammenarbeit erpicht zu sein.
"...pretty disappointed with your last five years."
Anders als im ersten Abenteuer, welches die Internationalität durch einen geographischen Abstecher in die große, weite und westliche Welt mit der Reise nach Sydney suchte, wird hier in heimischen Gefilden, dem ländlichen Außenort Surin, der Metropole von Bangkok und dem Touristenreservoir Phuket verblieben. Die Aufregung wird dennoch gesucht, wenn auch nur als Vorwand für die Erzählung gefunden, die mit einem Fantasiegebilde eines neu gegründeten Staates und dortiger politischer und gesellschaftlicher Unruhen zwischen der Obrigkeit, Rebellen und dem einfachen Volk ausgekleidet ist. Über die eigentlichen Begebenheiten wird man nur am Rande und ganz zu Beginn durch Texttafeln, dem möglichst einfachen Wege des schieren Scheins und nur so Tun informiert. Wirkliche Bewandtnis hat dies ganze Milieu aus Putsch und Attentatsversuchen nicht. Dafür ist der Elefant anfangs wieder als Köder da, aber so richtig involvierend darum kümmert sich die Regie natürlich auch nicht.
Im Grunde ist die Handlung in seinem Universalismus gleichzeitig leer und schon wieder mit Unnützen oder Unergiebig Versorgten Dingen wie das Agieren von Interpol, eine mysteriöse Undergroundsociety aus free fightern, dort auch installierten Undercoveragenten oder tödlichen halbnackten battle babes, mit tatsächlichen oder vorgetäuschten Todesfällen, einem Mordkomplott, mehreren Attentaten usw. gefüllt. Alles viel Gründe dafür, sich möglichst schnell in alle Richtungen zu bewegen und die Feinde und Gegner um sich zu scharen; wofür auch sogar gesorgt wird, aber mit möglichst wenig Esprit, auch wie als Zugeständnis an das (längst abgesprungene) Publikum und mit wenig Ehrgeiz oder wenig Geschick. De facto werden die Grundzüge des Erstlings wiederholt, nur trotz wesentlich erhöhten Budgets von über 15 Mio. USD erstaunlicherweise immer eine Nummer kleiner, ärgerlicherweise stark schwankend und uneben in der Qualität, und nur vereinzelt gleichwertig in der Verve gänzlicher Elimination. Höhepunkte sind vorhanden, gerade die beherzten Scharmützel gegen Marrese Crump, aber etliche Male wie als Appetizer von urwüchsiger Wucht und nicht als vollständig sättigendes Gericht. Großteils entbehrlich ist ausgerechnet die aufwändigste Szenerie, in dem sich auf dem weitflächigen Hausdach erst mit einer Horde mit Motorrädern berittener Schergen duelliert, dann der Sprung auf das gegenüberliegende Haus ver- und das Heil im Entkommen durch die Gassen und Strassen gesucht wird. Ebenso, wie die Dreharbeiten immer wieder durch Einflüsse wie Unwetterkatastrophen, Verletzungen, aber auch Eheschließungen und Schwangerschaften unterbrochen oder im Plan geändert werden mussten – was dem Projekt von vornherein reichlich negative Presse einbrachte – , so wirkt auch der oft (un)fertige Schnitt zu selten als gesamte Einheit und involvierend im Kontext.
Geboten wird dafür ein speditiver Abenteuerspielplatz mit vielerlei Möglichkeiten, eine Handvoll milder aufregender Zirkusnummern, manche davon genutzt, manche nur zur Hälfte und wie eilends im Nebenher und manche auch vollkommen ignoriert. Die waghalsigen Stunts der Troupe von Phanna Rithikrai sind theoretisch immer noch vorhanden, aber wo man sich früher mit viel Hauruck und Haudrauf in Dutzendwerken wie Petch Lui Plerng [1988], Pong Pong Chung [1992], Plook Mun Kuen Ma Kah 4 [1994] und selbst zuletzt in Bangkok Knoockout (2010) im Geröll und um und in und durch Holzhütten getümmelt hat, werden heute müde 3D-Effekte, Explosionen und Karambolagen auch aus dem Computer und anderes Gehabe und Getue als davon ablenkender Faktor und so Negation des eigentlichen Spektakels supplementiert. Eine große Keilerei, wenig erkenntniskritisch, in der der Hauptdarsteller als tatsächliche Attraktion diesmal leider reichlich passiv und desinteressiert und wie auf der Flucht statt der Konfrontation eingesetzt wird.