ACHTUNG!
Das folgende Review enthält Handlungsspoiler! Wer nicht über Story-Elemente aufgeklärt werden möchte, sollte dieses Review nicht lesen.
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Snowpiercer würde ich als eine Mischung aus genial und totalem Schrott bezeichnen. Denn die Handlung ist in gewisser Weise nachvollziehbar und enthält auch eine Portion Gesellschaftskritik, aber im Endeffekt machen das Szenario und logische Lücken das Gesamtbild wieder kaputt.
In einer postapokalyptischen Zeit herrscht auf der Erde eine Eiszeit. Die letzten Überlebenden fahren in einem Zug. Hier beginnt Snowpiercer bereits absurd und verwirrend zu werden. Denn auch wenn das Szenario im ersten Moment interessant und unverbraucht wirkt, über die Rahmenhandlung wird der Zuschauer im Dunkeln gelassen. Wie es zu der Eiszeit kam ist zwar nicht relevant, aber wieso fährt man in einem Zug? Und wohin? Gibt es ein Ziel?
Am Ende des Zuges leben die Menschen unter elenden Bedingungen in ihrem eigenen Dreck. Sie werden mit minderwertiger Nahrung versorgt, ansonsten bleiben sie sich selbst überlassen. Es ist nur logisch, dass sie das nicht hinnehmen wollen und einen Aufstand planen, mit dem sie den Zug übernehmen wollen. In Gesprächen wird von fehlgeschlagenen Revolutionen erzählt, von der Obrigkeit wird dem Abschaum eine Lektion erteilt, doch der Plan bleibt bestehen. Als sich herausstellt, dass die bewaffneten Wachen keine Munition haben, was damit erklärt wird, dass bei der letzten Revolution alles verschossen wurde, geht es los.
Man schafft es schließlich weiter vorzudringen. Es wird mit Äxten und Macheten aufeinander eingedroschen, es gibt derbe Verluste auf beiden Seiten, doch man schafft es eine Geisel zu nehmen und mit ihrer Hilfe weiter zu kommen. Doch hier, im mittleren Teil des Films, wird es komplett absurd. Man steht plötzlich einer in Saus und Braus lebenden High Society gegenüber, die in dieser postapokalyptischen Welt ein Leben lebt, von dem man nur träumen kann. Man durchquert Gärten, in denen frische Früchte wachsen, ein Aquarium, in dem Fische für Sushi gezüchtet werden, eine Schule, Wellness-Bereiche, eine Discothek, was soll das alles?
Und ständig wird von "der Maschine" geredet. Es steht zwar immerzu im Raum, dass es sich um das handelt, was ein Leben in diesem Zug überhaupt möglich macht, aber leider wird man nie darüber aufgeklärt was sie ist und was sie genau macht.
Natürlich gibt es auch ein paar Schießereien. Doch hatten nicht die Wachen am Anfang keine Munition? Wieso hat man im vorderen Teil des Zuges welche? Wieso gibt man den Wachen im hinteren Teil keine? Solche Logik-Löcher nerven.
Auch wenn am Ende, als man den großen Anführer trifft, alles erklärt wird und das Gesamtbild im Prinzip ein logisches Ganzes ergibt, fühlt man sich als Zuschauer dennoch nicht befriedigt. Man hat einfach die Welt, so wie sie im 21. Jahrundert existiert, auf einen abgeschlossenen Bereich abgebildet. Und das mit all seinen Facetten, wie Ghettoisierung, Klischees zur High Society, Anführern, Exekutive, usw. Über das Ziel des Zuges wird man mehr oder weniger aufgeklärt, man fährt einfach auf der ganzen Welt nur im Kreis. Wieso? Das wird nicht erklärt, vermutlich weil es keine vernünftige Antwort darauf gibt.
Hiermit wurde bereits fast alles gesagt, das Ende möchte ich nun aber nicht mehr vorweg nehmen. Im Prinzip war es nur logisch, dass es soweit kommen musste, aber zumindest ich persönlich stelle mir in solchen Situationen immer eine Frage: Egal wieviel Überlebenswillen man auch hat, wer hat Lust in einer postapokalyptischen Welt weiter zu leben, in der das Leben nicht lebenswert ist? Aber das ist eine andere Geschichte.
Schließlich denke ich mir, dass das Szenario mit dem Zug unlogisch ist und schlecht gewählt wurde, da der Sinn davon nicht erklärt wird. Es muss ja stattdessen keine stationäre Siedlung sein, wie es schon hunderte male in anderen Filmen ausgelutscht wurde, aber eine schlechte Erklärung wäre immer noch besser gewesen als garkeine.
Was bleibt ist ein Film, der wie gesagt in gewisser Hinsicht genial, in anderer Hinsicht jedoch totaler Schrott ist.