Review

kurz angerissen*

Die Joe-Hill-Geschichte zieht den Horror-Filmemacher Alexandre Aja ins Fantasy-Grenzgebiet und verortet ihn etwa an der gleichen Position, an der sich Guillermo del Toro zur Entstehungszeit von „Pan’s Labyrinth“ befunden hat. „Horns“ ist vieles gleichzeitig: Selten eklig und brutal, manchmal aber doch; meistens idyllisch und wunderschön gefilmt, dann aber auch wieder künstlich und bewusst aus der Szenerie herausreißend. Daniel Radcliffe wird weit aus seinem Potter-Schatten gezogen, was durch den Darsteller vermutlich begrüßt wurde, und tief psychologisiert, doch das Drehbuch ist bei Nebenfiguren auch ebenso gerne bereit, Absurditäten aufzutischen, wenn einige Akteure in Anwesenheit des Hornträgers wider Willen plötzlich völlig austicken und Regeln des sozialen Miteinanders ignorieren. Selbst verschiedene Zeitzonen werden nebeneinander erzählt, auf das Jugenddrama somit also auch noch ein Wegpfeiler gerichtet.

Aja inszeniert betont unentschlossen und bildet mit schlenkerreichen Tempo- und Perspektivwechseln die zerrissene Psyche des Protagonisten ab. Nicht zuletzt verursacht er auch beim Zuschauer ein Gefühl der Unsicherheit über die emotionale Deutung der Szenen und darüber, was als nächstes geschieht. Das fühlt sich erfrischend anders an, funktioniert aber trotzdem nur bedingt. Denn rund um die geheimnisumwitterte Juno Temple sollen die Wogen beruhigt werden, ihre Szenen sollen die kleinen leuchtenden Hügel in einem Sturm aus Verzweiflung sein. Um jedoch richtig wirken zu können, hätte die Pointe möglicherweise besser verschleiert werden sollen. So ist schon schnell deutlich, worauf alles hinausläuft, und die Magie kann ihre volle Strahlkraft nicht halten.

*weitere Informationen: siehe Profil

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