Review

Gilliam ausser Kontrolle

Terry Gilliam-Filme erkennt man auf eine Meile Entfernung. Bunt trotzdem dreckig, naiv trotzdem anspruchsvoll, futuristisch trotzdem retro. Stilistisch ein wahrer Meister, der schon einige unverwechselbare Meisterwerke erschaffen hat. "The Zero Theorem" ist keines davon, steht aber eindeutig in der Tradition zweier, nämlich "Brazil" und "12 Monkeys". Fast eine Art Trilogie der melancholischen Dystopie. In "Zero Theorem" geht es um einen abgeschotteten Zahlenfreak, der nicht viel von der Welt hält und der im Auftrag einer alles kontrollierenden Grossfirma die Formel knacken soll, die beweist, dass alles null ist, dass nichts von Bedeutung ist und dass das Leben sinnlos ist. Keine schöne Aussicht, aber bei dieser stupiden Zukunft fast schon eine sinnvolle Beschäftigung...

"The Zero Theorem" könnte kaum mehr Gilliam sein und Fans seines Stils schwelgen schnell auf Wolken. Ob es kurze Blicke auf die bedrängenden Straßen sind oder Quohens zur Computerhölle umgebaute Kirche - die Sets, Kostüme und auch Charakter quellen über vor schrulligen Details, die jederzeit eine zweite Sichtung rechtfertigen. Erst recht wenn man mit die philosophischen Denkansätze ansprechend findet. Der Film ist vor allem in seiner Ausstattung ein Fest, besonders wenn man bedenkt, dass Gilliam lange nicht mehr mit so einem geringen Budget gearbeitet hat (ca. 10 Mio.). Unser aller Lieblingsösterreicher Christoph Waltz spielt endlich mal keinen Bösewicht und zeigt, was für ein begnadeter und vielseitiger Darsteller er ist. Er trägt den Film auf seiner glänzenden Glatze. Leider ist die Story arg dünn und der romantische Part hat einfach nicht bei mir gezündet. Zudem rief der Film wenig Neugier hervor, die aufgeworfenen philosophischen Fragen weiter zu ergründen und ähnliche traurige, fast schon ironische Visionen unserer Zukunft kennt man zu genüge - nicht zuletzt wesentlich besser von Gilliam selbst. 

Fazit: der Abschluss von Terry Gilliams inoffizieller Dystopie-Trilogie ist eine süße, detailverliebte & total gilliamsche One-Waltz-Show, die im Endeffekt nur hartgesottenen Fans des einzigartigen Regisseurs oder des starken Hauptdarstellers zu empfehlen ist. Philosophisch anspruchsvoll!

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