kurz angerissen*
Schwer zu argumentieren, dass „The Zero Theroem“ nicht mit „Brazil“ und „12 Monkeys“ eng verzahnt wäre. Wieder kleidet Terry Gilliam eine bürokratische Alptraumwelt in einen technokratischen Ameisenhaufen und bietet die Traumgebilde der Fantasie als einzigen Fluchtweg. Nachempfindbare Sorgen eines gewöhnlichen Büroangestellten werden so weit übersteigert, dass Karikaturen zum Vorschein kommen und die Waage von Komödie und Tragödie auf beiden Seiten schwer belasten.
Die Stimmung schwankt permanent zwischen agoraphoben und autophoben Tendenzen, die typisch für Gilliam mit einer grenzenlos schwankenden Kamera dargestellt werden, welche asymmetrische, unangenehm nahe Bilder erzeugt. Das Habitat der Hauptfigur ist passenderweise eine alte Kirche, die allerdings mit haufenweise elektronischem und nichtelektronischem Krempel zugestellt ist. Christoph Waltz stellt mit völlig enthaartem Köpf die allmähliche Verflüchtigung der Individualität dar, und das macht er mit einer geradezu ekstatischen Abhebung von den Rollen, zu denen er normalerweise seit „Inglourious Basterds“ verpflichtet ist.
Wie originell dieser kauzige Trip in ein schwierig zu verortendes Paralleluniversum ist, sei mal dahingestellt. Gesetzt den Fall, dass man mit Gilliams Eigenarten keine Probleme hat, ist „The Zero Theorem“ aber ein visuell prachtvolles, immer in Bewegung befindliches Wunderwerk, das zwar nicht zu seinen originellsten Beiträgen seit „Fear and Loathing in Las Vegas“ (1998) gehört. Aber mit Sicherheit bietet es seither die höchste Immersion, wenn man bedenkt, wie fabelartig und unnahbar seine Arbeiten in den 00er Jahren waren.
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