Review

I'm a Bitch, I'm a Lover, I'm a Child(killer), I'm a Mother… 

„Proxy“ ist ein hundsgemeiner Mamischocker mit einigen Stilblüten bis nach Hitchcockland genauso wie einigen bösesten Haudrauftiefschlägen auf die selbst die „Neue Französische Härte“ damals stolz gewesen wäre… Erzählt wird von einer werdenden Mutter, die überraschend und gewalttätig nach einem Frauenarzttermin ihr Baby mit einem Backstein mehr oder weniger aus dem Leib totgeprügelt kriegt. Wumms, lasst das mal sacken! Doch richtig nimmt die Geschichte erst danach Fahrt auf und macht mächtig neugierig, wenn sie in einer Selbsthilfegruppe eine weitere ehemalige Mutter mit eigenen Geheimnissen und Problemen kennenlernt…

Mamas unter sich

„Proxy“ ist ein echter Schocker und irgendwie schwer zu bewerten, beschreiben oder zu fassen. Er startet direkt mit einer der unangenehmeren Szenen, die ich seit langem gesehen habe. Streut dann immer wieder ein paar dieser üblen Tabubrüche, Blutbäder und Tiefschläge ein, was auch ein gutes Stück gewollt und erzwungen wirken kann, eben nur des shock values wegen. Doch dazwischen brilliert er dann noch viel eher mit einem absolut unberechenbaren Figuren- und Thrillergeflecht, das alte Spannungsmeister stolz machen würde. Das wird wiederum dann teils von steifen Schauspielleistungen etwas eingerissen und das sehr offene Ende wirkt nicht positiv offen, sondern eher als ob Ideen und Budget und Spielzeit ausgegangen wären. Was sich insgesamt aber schlimmer anhört als es ist. Denn allgemein ist „Proxy“ schon ein Brett und Geheimtipp. Hat mir exzellent gefallen. Gerade die Mixtur aus abartigen Härten und diffizilen Mysterien ergibt erstaunlich „unterhaltsame“ oder zumindest packende zwei volle Stunden. Das ist zum Teil sehr heftig, gewagt, sowohl sexuell als auch mütterlich wie menschlich tun sich hier höllentiefe Abgründe auf. Teils auch comichaft überzogen. Teils aber auch gruselig nah an echten Fällen. Mit frischen Gesichtern und unangenehmen Stellen en masse garniert. Nichts für werdende Mütter, Eltern, schwache Nerven. Kommt definitiv auf den Stapel der abgefuckten Filme. Nicht direkt ein Serbe oder „Martyrs“ - aber angenehm oder spaßig ist dieses zittrige Vexierspiel nicht. Was gut ist. Und somit weiß ich nicht genau, wie „Proxy“ seit über einem Jahrzehnt unter meinem Radar fliegen konnte. Danke und Gruß an Bela B, der mich via Kino+ auf ihn aufmerksam gemacht hat. Muss ich jetzt nicht jede Woche sehen und ist beileibe nicht perfekt - aber seine Stärken und garstigen Ausschläge bleiben im Gedächtnis und Mark! Einer für die Sammlung. 

Ein perverses Puzzle

Fazit: einer der sicksten (und leider irgendwie auch steifsten) Schwangerschaftsschocker aller Zeiten - zwischen Hitchcock und „Inside“ - den kaum einer kennt. Absolut gemein - und teils genial! 

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