Die hochschwangere Esther Woodhouse wird auf dem Heimweg von ihrem Ultraschall-Termin von einem Unbekannten überfallen, der solange mit einem Ziegelstein auf ihren Bauch einschlägt, bis ihr ungeborenes Baby tot ist. Nachdem die Ermittlungen der Polizei nach dem Täter ohne jeden Erfolg bleiben, sucht Esther Zuflucht innerhalb einer Selbsthilfe-Gruppe für trauernde Mütter und lernt dort Melanie Michaels kennen, die angeblich ihren kleinen Sohn Peyton und ihren Ehemann Patrick bei einem Auto-Unfall verloren hat. Kurz darauf findet Esther jedoch heraus, dass Peyton und Patrick tatsächlich noch am Leben sind und Melanie die traurige Geschichte nur fabriziert hat, um sich zwanghaft in der Aufmerksamkeit und dem Mitgefühl ihrer Mitmenschen zu suhlen... und an dieser Stelle breche ich die Inhaltsangabe mal ab, denn die Handlung dieses Independent-Thrillers nimmt von da an einen ähnlich unvorhersehbaren Verlauf wie solche großen Genre-Klassiker wie "Psycho" oder "Dressed to Kill" (inklusive ständig hin und her mäandernder Zuschauer-Sympathien oder einiger abrupter Plot-Twists, die maximal irritierend daherkommen und nur als extrem verstörend empfunden werden können), was Zack Parkers "Proxy" also unweigerlich als Hitchcock- und De Palma-Epigone kennzeichnet, wozu auch die punktuell schwülstig aufspielende Musik und die bisweilen übertrieben kunstvolle Inszenierung einiger augenfälliger Sequenzen wunderbar passt. Dass Parker mit dem Müchhausen-by-proxy-Syndrom (aha!) einen Aufhänger gefunden hat, der bislang in solchen Genre-Streifen noch nicht bis zum Erbrechen durchgenudelt wurde, muss man ihm hoch anrechnen, ebenso, dass es ihm primär darum geht - mal abgesehen von dem echt schockierend-brutalen Einstieg in die Geschichte (schwangeren Frauen sei von dem Film AUSDRÜCKLICH abgeraten!) und einer extremen Gewalt-Einlage mittendrin - nicht mit vordergründigen Blut- und Splatter-Effekten zu unterhalten, sondern das Publikum tatsächlich für die Beziehungen zwischen den Figuren zu interessieren und auf subtile Art und Weise für eine tiefergehende Spannung zu sorgen. Nun ja... gut gemeint ist ja oft das Gegenteil von gut gemacht, und dem gegenüber steht dann auch die allzu offensichtliche Low Budget-Herkunft und eine ziemlich flache Optik, die "Proxy" ganz, ganz oft wie billigen DVD-Ramsch aussehen lässt. Zum Beenden vieler Szenen fällt Parker zudem auch nichts anderes ein als 'ne elende Schwarzblende, was eines meiner größten Pet-Peeves ist und ganz einfach verboten gehört. Das größte Manko von "Proxy" ist allerdings, dass ab einem gewissen Punkt klar ist, dass es in diesem Film ganz einfach niemanden gibt, mit dem man sich irgendwie positiv identifizieren könnte, weil sich jede einzelne der weiblichen Hauptfiguren schließlich als absolutes Monster entpuppt... und "Proxy" dadurch letzten Endes nur als Fingerübung in Sachen Heute-ziehen-wir-den-Zuschauer-runter entlarvt, die einen ohne abschließende Katharsis beinahe zwei Stunden lang durch die psychologische Kloake schleift und nach der man sich einfach nur gebeutelt und wie Dreck fühlt. Wer's braucht...
4/10