Review

Der 1968 produzierte "Patricks Höllentrip" war schon für damalige Zeiten ein höchstens mittelmäßiger Thriller, der letztendlich nur im Finale mit brillanten Schockbildern aufwarten konnte. Dennoch Grund genug, um zwei Jahre später ein leicht abgeändertes Remake made in Italia aus dem Fleischwolf zu hauen - und zwar mit den damals typischen Zutaten aus Splatter, Gore und Sex. Das Ergibnis war ernüchternd, selbst bei der Zielgruppe fiel der Film fast einstimmig durch und ganz ehrlich - wenn sich das Label Astro nicht um beide Filme für eine DVD-Auflage stark gemacht hätte, würde ich wohl keinen dieser beiden Filme kennen.

2013 steht wieder mit dem sensationellen Namen "Patrick" für die Smartphone-Generation ein Remake in den Startlöchern, das sich storymäßig weitestgehend an das 68er Pendant hält.

Krankenschwester Kathy (Sharni Vinson), die sich erst vor kurzem von ihrem Freund getrennt hat, beginnt in einer anderen Stadt ein neues Leben. Ihren Beruf übt sie bei Doktor Roget (Charles Dance, "Alien 3", "Last Action Hero") aus, der sich in einer zum Krankenhaus umgebauten Villa auf Langzeitkomapatienten spezialisiert hat. Neben der exzentrischen Oberschwester Cassidy (Rachel Griffiths) lernt sie auch noch die nette Krankenschwester Williams (Peta Sergeant) kennen, die sie in die Arbeit einführt. Sichtlich berührt ist Kathy von dem jungen, gutaussehenden Patrick (Jackson Gallagher), dem sich der Arzt besonders verpflichtet fühlt. Dementsprechend hat Patrick auch ein Einzelzimmer. Als Kathy eines Tages alleine auf dem Zimmer ist, scheint er Lebenszeichen zu zeigen. Doch Roget vergewissert ihr, dass diese Zuckungen nicht unnormal bei Komapatienten seien. Dennoch reagiert Patrick immer intensiver auf Kathys Anwesenheit, so dass er sogar telekinetische Kräfte freisetzt. Dennoch kann Kathy nicht erahnen, auf was sie sich eingelassen hat: Aus ihrem Antrieb, Patrick zu helfen wird schnell zum Überlebenskampf und Horrortrip, da Patrick eine sehr dunkle Vergangenheit hat...


"Gut", hat sich Regisseur Mark Hartley gedacht, der bisher eher durch außergewöhnliche Dokumentationen aufgefallen ist ("Not Quite Hollywood", "Machete Maidens Unleashed!") "so lau wie das Original soll mein Film nicht sein!" und drückt direkt im Opener schon mal auf die Tube, in dem er eine namenlose Krankenschwester über den Jordan schickt...
Schon ab dieser Stelle wird dem Zuschauer klar, dass Hartley seine Hausaufgaben gemacht hat. Denn handwerklich sieht das alles verdammt gut aus. Schnitt, Beleuchtung, Ton, Kamera - ein Hauch von Kinoatmosphäre. Ab dieser Szene werden sich jedoch die Lager spalten, dass es sich gewaschen hat...


Sinn oder Logik hat dieser Einstieg nicht im Geringsten und das sind auch die beiden Schlüsselwörter, mit dem der Filmgenuss fällt oder sich eben auf hohem Level bewegt. Wer nach einem logischen Schocker/Horrorfilm sucht, ist dermaßen fehl am Platz, wie ich es selten erlebt habe. Das heißt entweder: Hirn komplett auf Standby schalten und den Film genießen, oder die einzige Alternative: Vor "Patrick" zu flüchten, bevor Filmfreunden des anspruchsvollen Films die Eier platzen - und die Definition von "Anspruch" bei einem Horrorfilm geht schon sehr weit. Jeder von euch dürfte wissen, zu welcher Gruppe er eher tendiert.
Hartley setzt alle Gesetze außer Kraft, um eine Schocksequenz an die nächste zu hängen. Manchmal geht das so weit, dass ich ab und an das Gefühl hatte, an einem Filmriss zu leiden. Kurze Abschnitte, die zwar effektiv wie die Sau rüberkommen, aber völlig deplatziert wirken.

Das beginnt schon bei den ganz harmlosen Dingen wie der Location: Ein dermaßen runtergekommenes Landhaus wurde quasi als "Krankenhaus" zweckentfremdet, bei dem es aus jedem Zimmer, ja aus jeder Pore nach Leichenschauhaus oder Irrenanstalt gammelt. Eins steht fest: Hier würde man nicht einmal seine schlimmsten Feinde für eine Nacht unterbringen. Das sorgt natürlich auf der einen Seite für eine morbide Grundstimmung. Auf der anderen Seite dürfte schon hier für viele Zuschauer der Groschen gefallen sein.
Dass die Schauspieler durch die Bank durch einen guten Stiefel runterspielen, werden die meisten nach dem x-ten aufgesetzten Schockeffekt verdrängen und wütend ins Couchkissen beißen.
Und so geht die Chose weiter, steigert sich eigentlich immer mehr in Schwachsinn und man muss eben selber abschätzen können, wo die Schmerzgrenze liegt, das Gebotene einfach so zu schlucken.


"Patrick" ist ein äußerst intensiver Horrorfilm geworden, mit massig Schockeffekten und einigen derben Szenen (womit auch die KJ berechtigt wäre), jedoch geht das dermaßen auf Kosten der Logik und des "guten" Filmgeschmacks, dass man den Film einfach nur scheiße finden oder sich wie Schmidts Katze über einen gelungenen Höllentrip freuen kann.

Da mir auch John McLanes freier Fall im Luftschacht bei "Stirb Langsam" nichts ausmacht, zähle ich mich dieses eine Mal zur zweiten Gruppe und finde dieses zeitgemäße Remake zu den etwas besseren Horrorfilmen in der letzten Zeit.

7/10

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