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Von den Nu Images Spezis Lerner, Dimbort und Short in Verbindung mit ihrem alten Weggefährten Boaz Davidson produzierter Versuch Tarantino nachzueifern – das ist „Hard Cash“.
Als erstes braucht man natürlich einen grundsympathischen und total gewitzten Hauptcharakter, in diesem Falle Taylor (Christian Slater), ein meisterhafter Planer krummer Diebestouren. Doch leider geht direkt in der Auftaktszene ein derartiger Raub schief, was allerdings an dem trotteligen Mitarbeiter liegt. Damit die anderen fliehen können, lässt sich Taylor dann verhaften. Alles altbekannter Tobak, aber immerhin ist der versuchte Raub geschickt gemacht.
Ein Jahr später ist Taylor auf freiem Fuß und besucht seine kleine Tochter bei seiner Freundin und Komplizin Paige (Sara Downing), die sich um das vorlaute Gör während Daddys Gefängnisaufenthalt gekümmert hat und jetzt zu einer Art Ersatzmutti geworden ist. Taylor will für seine Schäfchen Knete ranschaffen und organisiert den nächsten raffinierten Coup, der wohl das Highlight des Films darstellt, da er fast so gut durchkomponiert ist wie die Diebeszüge in „Ocean’s Eleven“ und Co.

Doch dann erleben Taylor und seine Meute eine böse Überraschung als es ans Teilen gehen soll: Die Scheine gehören dem FBI und sind markiert. Während sie versuchen die Knete waschen zu lassen, entbrennen interne Konkurrenzkämpfe und das FBI ist auch noch hinter ihnen her…
„Hard Cash“ ist vor allem eines: Überfrachtet. Das Drehbuch wildert in nahezu allen Genres und macht aus dem Stoff bald einen von jenen Thrillern, in denen jeder jeden betuppt und alle Charaktere ein doppeltes bis dreifaches Spiel spielen. Leider besitzt „Hard Cash“ nicht die Raffinesse von „Wild Things“ und Co, sodass sich gegen Ende die Wendungen so sehr überschlagen, dass der Zuschauer keine rechte Lust mehr hat der Story zu folgen. Das ist schade, denn das Drehbuch ist nicht undurchdacht und würde vermutlich richtig clever wirken, hätte man einige der Betrügereien weggelassen anstatt den Zuschauer damit zu erschlagen.
Im Bereich Schauwerte ist „Hard Cash“ ebenfalls unentschlossen und schwankt zwischen Actionfilm und Caper Movie. So gibt es ein paar Auseinandersetzungen sowie eine ganz nett inszenierte Verfolgungsjagd (auch wenn die Rückprojektionen extrem künstlich wirken, wenn man die Schauspieler in den Autos sieht). Doch den Actionfan reißt das alles nicht vom Hocker, denn dafür ist zu wenig. Da sind die paar gezeigten Raubzüge schon deutlich unterhaltsamer, denn die Coups sind recht raffiniert erdacht und sind nett anzusehen. Leider nutzt der Film diese Stärke nur dreimal (Auftakt, Wettbüro, Geldtransporter).

Damit der Genremix dann noch so richtig überfrachtet ist, knallt das Drehbuch dem Zuschauer auch noch Komik und Dramatik um die Ohren. Letzteres äußerst nervig, denn immer wenn es um Taylor, seine Tochter und die Ersatzmutti in spe geht, dann holt „Hard Cash“ die unpassende Kitschkeule raus, was zu mittelschweren Brechreizen führt (z.B. wenn sich das Kind darüber beschwert, dass Daddy seinen Lebensunterhalt auf zwielichtige Weise verdient). Die Witze hingegen sind ganz OK. Zwar keine Oberbrüller, aber einige Running Gags wie die Russengangster mit der Handfixierung sind durchaus amüsant.
Schauspielerisch liegt „Hard Cash“ auf gutem B-Niveau, da man hier quasi eine illustre Besetzung aus abgehalfterten Ex-Stars und Hollywoods zweiter Reihe zusammengecastet hat. Slater und Kilmer (die daraufhin noch bei „Mindhunters“ zusammenarbeiteten) verkörpern ihre Rollen solide, Bokeem Woodbine ist immer eine sichere Bank und auch Daryl Hannah ist ganz OK. Witzig: Die Auftritte von Verne Troyer, den man noch als Mini Me aus den „Austin Powers“-Filmen kennt.

„Hard Cash“ ist vieles ansatzweise, aber nichts so richtig. So krankt der Mix trotz netter Ideen vor allem an der Unentschlossenheit des Plots, der zwar Fans verschiedenster Genres ansprechen will, aber keinen so richtig satt macht. Durchaus ansehbar dank guter Momente, aber eher unteres Mittelmaß.

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