Der Nachfolger zu Orson Welles Überfilm Citizen Kane (1941) beschreibt die tragische Geschichte der ruhmreichen Familie Amberson zur Jahrhundertwende in Indiana, ihren Aufstieg und Fall sowie ihre tragischen Verwicklungen, in die die Familie Morgan sehr stark involviert ist. Eugene Morgan, der im Jugendalter Isabel Amberson hofierte, verspielte sich durch ein profanes Missgeschick alle Chancen bei ihr. Nach 18 Jahren kehrt er schließlich als gemachter Mann, er ist erfolgreicher Automobilingenieur, mit seiner Tochter Lucy zurück. Als Isabel schließlich verwitwet, hält der elegante Gentleman Eugene erneut um ihre Hand an. Doch auch diesmal gibt es ein Hindernis. Es ist ihr Sohn George, der schon als Kind eher berüchtigt war.
George ist ein unsympathischer, herrischer und arroganter Egoist, der glaubt, sich alles nehmen zu können. So kann man seine Bemühungen gegenüber Lucy Morgan dahingehend bewerten, dass ihm die Verhaltensmuster eines Kavaliers fremd zu sein scheinen. Auch hat er eine ganz eigene Auffassung vom "wahren Leben", die in keinem Fall darin besteht, einen Beruf auszuüben, sondern nur das zu tun, was ihm Freude bereitet; man könnte ihn also fast schon als frühen Verfechter der Spaßgesellschaft bezeichnen.
George lebt in starren Vorstellungen und lehnt die Industrialisierung und den Fortschritt ab, da er das Geschäft der Ambersons sukzessive in den Ruin stürzt. Er projiziert diese Ablehnung auf Eugene Morgan, gegen den er ohnehin Animositäten hegt, da er durch ihn das öffentliche Bild der Ambersons gefährdet sieht. Morgan avanciert also zum ultimativen Feindbild, zum ambivalenten Unheilsbringer der Familie im geschäftlichen und gesellschaftlichen Sinn.
Den gesellschaftlichen Untergang und die Härte des Lebens, mit dem er durch die Abweisung Lucys und den Bankrott der Ambersons konfrontiert wird, verschaffen für einen kurzen Moment Genugtuung, die aber im nächsten Moment ehrlichem Mitleid weicht.
Die starke Kürzung des Filmes von ursprünglich 148 auf knapp anderthalb Stunden erweckt nicht selten den Eindruck als würden wichtige Ereignisse fehlen. Auch das Mitfühlen mit den Charakteren wird erschwert, da sich die über Jahrzehnte verlaufende Entwicklung in Zeitraffer abzuspielen scheint. Da überrascht die plötzliche Weltreise, die Krankheit Isabels und auch der Glanz bröckelt nicht, sondern fällt ganz plötzlich ab und stellt den Zuschauer vor vollendete Tatsachen. Die Figuren werden trotzdem überzeugend dargeboten, was wohl vor allem daran liegt, dass Welles hier auf den Kern seines arrivierten Ensembles aus Citizen Kane (1941) zurückgegriffen hat; im Einzelnen: Joseph Cotten, Agnes Moorehead, Erskine Sanford und Ray Collins. Welles selbst begnügt sich hier mit der Rolle des ironischen Erzählers, der nicht ohne Seitenhiebe die Entwicklung der Industrialisierung kommentiert. Man hätte ihn sich auch sehr gut als George vorstellen können. Eine Möglichkeit, mit der aber keineswegs eine Schmälerung der Leistung Tim Holts intendiert werden soll, der mit seiner sehr guten Interpretation die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu absorbieren versteht.
Das Attribut "konventionell" versteht Welles anscheinend als Brandmarkung, denn auch hier arbeitet er energisch mit neuartigen Erzähltechniken, interessanten Überblendungen und Schattenspielen. In Sachen Soundtrack verlässt sich Welles aber auf Altbewährtes und engagiert mit Bernard Herrman (Citizen Kane (1941), Psycho (1960), Taxi Driver (1976), Kill Bill (2003)) erneut einen der bedeutendsten seines Fachs, der es schafft die dramatische Entwicklung des Filmes trotz der fehlenden Mosaiksteine überzeugend zu unterstützen.
Bei dieser endgültigen Fassung (die herausgeschnittenen Szenen wurden vernichtet, um eine spätere Rekonstruktion zu verhindern) kann man nur mutmaßen, dass der Film seiner eigentlichen Prämisse nicht vollends gerecht wird und daher nur mit dem Bewusstsein zu genießen ist, dass er der Anpassung an den Hollywood-Mainstream zum Opfer fiel. Und so fehlt Der Glanz des Hauses Amberson der Titel gebende Glanz und dem Zuschauer bleibt nur die Ahnung von etwas ganz Großem.