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Emilio Scardamaglia schuf mit „Die Mörderklinik" seinen einzigen Film als Regisseur, war aber als Produzent wesentlich fleißiger. Warum er letztlich nur einmal auf dem Regiestuhl Platz nahm, ist mir nicht bekannt, aber an der Qualität des Films kann es nicht gelegen haben.


Dabei muss man sagen, dass filmArt wohl für Verwirrung sorgte, als es „Die Mörderklinik" prominent in seine Giallo-Reihe aufnahm, denn Scardamaglia liefert uns hier ganz klassischen Gothic-Horror mit ein paar Whodunit-Einsprengseln, der sich wesentlich mehr auf die Filme der Hammer-Productions bezieht als auf Bavas „Blutige Seide". Auch wenn 1966 die Genrekonventionen noch nicht ausformuliert waren, fällt es mir zu schwer, „Die Mörderklinik" überhaupt dem Giallo zuzuordnen, obwohl hier eine finstere Gestalt mit einem Rasiermesser auf Opferhatz geht.


Auffallend ist, wie sehr man seine Herkunft verleugnen wollte, denn alle Akteure verschleiern durch Pseudonyme ihre italienische Herkunft. Scardamaglia selbst nannte sich Michael Hamilton und der Komponist Francesco des Masi wurde kurzerhand zu Frank Mason. Hier ist eindeutig zu sehen, dass wir uns zeitlich noch vor der großen internationalen Erfolgswelle italienischen Genrekinos befinden, das wohl erst mit Dario Argento so richtig Fahrt aufnahm und die Produktion suchte in der Öffentlichkeit einfach die Nähe zum Horrorfilm seiner Zeit, womit die Genrezuordnung auch wesentlich zutreffender wäre. Schließlich spielt die Handlung am Ende des 19. Jahrhunderts und hat sogar ein echtes Monster zu bieten, wenngleich dieses nur äußeren Schrecken verbreitet.

Die betitelte Klinik ist äußerst passend in Szene gesetzt und die Kamera und das Setdesign sorgen für einen wohligen Schauer, der immer den Geist alter Gespenstergeschichten atmet. Die Ausleuchtung besonders der Außenszenen in der Nacht erinnern teils an den visuellen Großmeister Mario Bava und wenn dann der klassische Score mit einem abgedämpften Bass angereichert wird, haben wir es durch und durch mit einem Gruselfilm der alten Schule zu tun.



Fazit

„Die Mörderklinik" wurde von filmArt falsch gelabelt und ist kein Giallo, aber dafür ein sorgfältig, wenngleich vielleicht etwas behäbig, inszenierter Gruselfilm, der mit einem atmosphärischen Setdesign, äußerst solider Kameraarbeit und einer mäßig interessanten Geschichte aufwartet. Optisch bietet er eine Qualität, die sogar über vielen Titeln anzusiedeln ist, die in den nächsten 10-15 Jahren dem Publikum das Fürchten lehren sollten. Aber sonderlich spannend ist der Film nicht, so dass man sagen kann, dass der Film zwar keine Zeitverschwendung ist, aber dem Käufer, der wegen der gelben Verpackung zugegriffen hat, recht wenig Aufregendes zu bieten hat.    

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