Als ihre religiös verblendete Mutter nach langer Krankheit stirbt, beschließen die junge Elsa und ihre sechs noch jüngeren Geschwister aus Angst vor dem drohenden Waisenhaus, sie still und heimlich im eigenen Garten zu bestatten. Nach außen hin gelingt es den Kindern trotz der neugierigen Haushälterin Qayle den alltäglichen Schein zu wahren und dank einer gefälschten Unterschrift sogar weiterhin die Rente ihrer Mutter von der örtlichen Bank zu beziehen. In der kleinen Kapelle im Garten hält man von jedoch nun an nachts Seancen ab, um mit der Verstorbenen in Kontakt zu treten. Eines Tages steht plötzlich der Lebemann Charlie auf der Türschwelle der Kids und gibt sich als ihr seit Jahren verschwundener Vater aus. Zunächst hilft er Elsa und den anderen noch dabei, den Schwindel aufrecht zu erhalten, in Wahrheit hat er es jedoch auf das Ersparte der Verstorbenen abgesehen... Jack Claytons hierzulande fast völlig unbekannter "Jede Nacht um neun" ist ein relativ zurückhaltend inszeniertes Gothic-Schauermärchen, das vor allem durch die guten darstellerischen Leistungen seines Casts (sowohl von Seiten der enorm geforderten Kinder als auch Dirk Bogarde als einziger Erwachsener von Belang) besticht. Könnte man die Chose von der Ausgangssituation her noch als reines Drama abtun, ist man sich nach den ersten unheimlichen Seance-Szenen schon gar nicht mehr so sicher, denn ab da scheint der Streifen trotz des Fehlens "echter" Geister in die Spukhaus-Ecke zu tendieren. Der verwinkelte viktorianische Kasten, in dem ein Großteil der Handlung spielt, kommt da zwar dank der geschickten Ausleuchtung ziemlich creepy rüber, ist aber bloß Staffage für ein paar läppische Atmosphäre-Übungen. Der eigentliche Inhalt mäandert stattdessen munter zwischen den damals mächtig hippen "Psycho"-liken Neurosen (Mutter-Fixiertheit etc.) und der Möglichkeit einer Proto-Version der Stephen King-Kurzgeschichte "Kinder des Zorns" samt ihrer religiösen Verbrämtheit hin und her, spielt allerdings keine seiner Trümpfe so richtig aus, was die Sache im Endeffekt nur noch unausgewogener macht. Fraglich allerdings, ob der Regisseur sich durch seine zaghafte Herangehensweise an den Stoff selbst einiges an Potential verbaut oder letztendlich doch schlicht etwas Subtileres im Sinn gehabt hat. Getragen wird "Jede Nacht um neun" neben den gut aufspielenden Kinder-Darstellern hauptsächlich von George Delerues melancholischem Score, der das Ganze glücklicherweise nicht noch zusätzlich mit Schmalz zukleistert. Die stete Abfolge von mehr oder weniger Charakter-orientierten Momenten, die fast völlig für sich alleine stehen, kennzeichnet den Streifen dann aber doch wieder als Drama, zumal auch das Ende heutzutage längst nicht mehr so schockt, wie es das wohl 1967 noch getan hat. Schade.
6/10