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Inspektor Loulou - Die Knallschote vom Dienst

Sein Vater war ein Held bei der Polizei - Er selbst ist nur eine trübe Tasse.

Die Rede ist von Michel Clément, Muttersöhnchen und Hobbykoch mit leichtem Übergewicht und schwachen Nerven. Mit Ach und Krach schafft er die Polizeischule. Der Polizeichef steckt ihn mit einem alten Hasen zusammen, der kurz vor der Pension steht und eigentlich nur noch eine ruhige Kugel schieben will. Den beiden Pappnasen wird die Journalistin Marie-Anne zur Seite gestellt (Tochter eines Verlegers), die etwas Postitives über die Arbeit der französischen Polizei schreiben soll. Allerdings stellen Michel und der Alte nur Unsinn an und veranstalten überall wo sie hinkommen nur Chaos.

Ausgerechnet jetzt sorgt der Meisterverbrecher Roger Morzini, der neue Staatsfeind Nr. 1, für Unruhe. Dank Michels Unfähigkeit bei einer Verfolgungsjagd kann Morzini der Polizei zum wiederholten Male entkommen. Marie-Anne, die Michel für einen putzigen Idioten hält, macht sich im Fernsehen über Morzini lustig und bezeichnet ihn als latent homosexuellen Macho, was diesem gewaltig in die Nase steigt. Nachdem er sich einer Gesichtsoperation unterzogen hat, macht er sich daran Michels Vertrauen zu gewinnen, um über ihn an Marie heranzukommen. Er spannt den ahnungslosen und blauäugigen Michel in seinen perfiden Plan ein, die Journalistin zu entführen. Dabei soll sich Michel bei ihr als Verbündeter Morzinis ausgeben, der ein Interview mit dem Verbrecher arrangieren soll. Des bösen Bubens Plan gelingt und er kann die Frau zu sich locken und von ihrem Vater das Lösegeld erpressen. Michel geht erst jetzt ein Licht auf (Nachdem ihm seine Kollegen prügelnderweise ordentlich heimgeleuchtet haben). Er ist entsetzt über seine eigene Blödheit und wächst über sich hinaus. Er befreit Julie, auf die er ja auch ein Auge geworfen hat, gesteht ihr seine Liebe, setzt Morzini fest und mit dem Lösegeld machen er und seine Holde erst mal ein schönes Leben.

Ja ja, die Franzosen! Eine leichtfüßige, herrlich schräge und verrückte Komödie aus dem Land des Rotweins und des Camemberts. Es wird viel Action und ein relativ archaischer Humor geboten, gelegentlich ist auch Platz für leisere Untertöne, aber auch für kleine Vulgaritäten. Der Regisseur Claude Zidi war/ist in Frankreich bekannt für unterhaltsame und spaßige Actionkomödien.

Der französischen Star-Komiker, Michelle Coluche, gibt hier mal wieder den selbstironischen pittoresken Clown, wie in vielen seiner Filme. Coluche war zu seiner Zeit eine komödiantische Granate. Sein Humor war immer sehr speziell, stets mit einem gewissen dramatischen Unterton. Er hat u. a. mit Louis De Funes in "Brust oder Keule" gespielt, war oft in französischen Fernsehshows zu sehen und kandidierte mit seiner Popularität für ein politisches Amt und engagierte sich sehr stark für die Ärmsten der Armen. Als begeisterter Motorradfahrer hat er sogar einen Rekord aufgestellt. Sein darstellerisches Spektrum reichte vom komischen bis hin zu dramatischen und düsteren Rollen (Siehe den Film "Am Rande der Nacht"). Leider verunglückte er 1986 mit gerade mal 41 Jahren bei einem Motorradunfall tödlich.

Und dann ist da noch Gerard Depardieu. Es ist erstaunlich wie schlank und drahtig der damals noch war. Er gibt seiner Rolle als Staatsfeind Nr. 1 einen zwiespältigen Touch, er erscheint als eine Mischung aus eiskaltem Mörder mit einem schrägen Sinn für Humor.

Der Film ist wesentlich besser als der dümmliche deutsche Titel vermuten lässt. Wer französische Komödien mag, wird hier bestens bedient. Einige Dialoge und Szenen bleiben im Gedächtnis, so z. B. wie Michel/Coluche Anne-Marie gegenüber den harten Mann spielen will, sich lässig eine Zigarette in den Mund steckt und dann an einem Hustenanfall fast erstickt. Auf der Herrentoilette wird er beim Umziehen von einem flüchtigen Verdächtigen überfallen und seiner Kleider beraubt, woraufhin ihn anderen Polizisten versehentlich verhaften und ihn in Unterwäsche unter Prügeln verhören. Als er später gefragt wird, ob er Beschwerde einreichen will, antwortet er: "Nicht so schlimm, das kann ja mal passieren." Schön ist auch die Szene, wo er zur Tarnung in seinem Auto mit einer Gummipuppe rummacht, diese zerplatzt und das zerfetzte Puppengesicht plötzlich wie eine Maske auf Michels Gesicht sitzt.

Gelegentlich gibt es im Film ein paar Brutalitäten (Michels Vater wird am Beginn des Films zusammengeschossen oder die Ohrfeigenorgie auf dem Polizeirevier) aber das ist alles eher Comichaft überzeichnet.

Der Film hat ja nun schon einige Jährchen auf dem Buckel (1980 gedreht), aber er hat das gewisse Etwas, was vielen aktuellen US-Top-Komödien abgeht. Hier paart sich ein schönes Drehbuch mit gut aufgelegten Schauspielern, die unter einer sicheren Regie voll aufdrehen und gelegentlich am Rand des Albernen vorbeischrammen.

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