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Die Idee zum Science-Fiction Klassiker Independence Day  kam dem vielleicht bekanntesten Schwaben der Filmbranche, Roland Emmerich, bei der Europa Promotiontour 1994 für seinen damals aktuellen Hit Stargate. Der provokanten Frage eines Reporters, warum er einen Film wie eben diesen entworfen habe, wenn er eh nicht an Außerirdische glaube, entgegnete er süffisant: "Können Sie sich vorstellen, Sie wachen eines Morgens auf und über den Hauptstädten der Welt kreisen 15 Meilen breite, intergalaktische Raumschiffe?" Darauf hin kontaktierte Emmerich Produzent Dean Davlin, ihm sei gerade der Geistesblitz schlechthin für sein nächstes Projekt gekommen. Für die Umsetzung der patriotischen, postapokalyptischen Weltuntergangsvision erhielt er ein zu dieser Zeit nicht ganz unwesentliches Taschengeld von 80 Millionen Dollar und somit war die  vom Studio vorgegebene konzeptionelle Marschrichtung eigentlich klar: Maximale Massentauglichkeit, um so viele Geschmäcker anzusprechen wie nur irgendwie möglich, oder anders ausgedrückt: Amerikanisches Popcornkino par excellence! Die Entscheidung, ob diese Vorstellung jetzt nun Jubelstürme oder Brechreiz auslöst, überlasse ich selbstverständlich Ihnen, werte Leserschaft. Emmerichs dystopische, futuristische Hochglanz Interpretation des Independance Days ist heute auch ein Stück weit Kinogeschichte, musste aber ungeahndet des enormen finanziellen Erfolgs massiven Gegenwind seitens der Kritiker einstecken.

Die verwendete Erfolgsformel ist denkbar einfach, polarisiert aber auch ungemein, was für ID 4, so ein Alternativtitel, Fluch und Segen zugleich bedeutete. Man nehme eine publikumsträchtige PG-13 Freigabe, differenzierte, in Klischees badende Charaktere aus sämtlichen Bevölkerungsschichten mit bewegenden Einzelschicksalen, erweitere diese durch bildgewaltige Action, aufwendige Effekte sowie eine fast schon unsägliche USA-Glorifizierung und verbinde all diese Komponenten mit einer reißerischen Science-Fiction Story: Geschlagene 48 Stunden vor dem amerikanischen Unabhängigkeitstag bemerkt das Pentagon ungewöhnliche atmosphärische Funksignale, anschließend werden riesige außerirdische Raumschiffe vor den Toren Amerikas und des gesamten Planeten gesichtet. Die Bevölkerung jubelt dem intergalaktischen Besuch erwartungsvoll entgegen. Doch deren Absichten sind alles andere, nur nicht friedlich, denn die Töne terminieren einen tödlichen Countdown, bei dessen Ablauf die Aliens globale bedeutsame Städte dem Erdboden gleich machen. Der Untergang der kompletten Zivilisation steht bevor und nach einer ergreifenden Rede des US Präsidenten Whitemore (Bill Pullmann) an seine Nation stemmen sich eine Hand voll mutiger Amerikaner am Independence Day gegen das drohende Ende. Das technische Genie David Levinson (Jeff Goldblum), der vorlaute Kampfflieger Steve Hiller (Will Smith), der dem Alkohol nicht abgeneigte Vietnamveteran Russel Casse (Randy Quaid) und der erfahrene Stabschef der US Armee William Grey (Robert Loggia) versuchen mit einem heldenhaften Gegenschlag die Zukunft unserer Spezies zu sichern...

Ein hoch auf die Vorurteile und wenn die nicht nur nach meiner Ansicht abgedroschen wirkenden Stereotypen dafür sorgen, dass das Publikum mitfiebert sowie verstärkte Sympathie für die Protagonisten entwickelt, heiligt zumindest der Zweck die Mittel und die Verantwortlichen dürften sich auf die Schulter klopfen, gut gemacht. Im Falle von ID 4 werden die Grenzen des Erträglichen bewusst ausgelotet und in Anbetracht der absolut überzogenen Hurra USA Beweihräucherung meiner Meinung nach auch überschritten. Von der "Nur Amerika kann die Welt retten" These und der peinlich reaktionären Präsidentenansprache an sein Land einmal abgesehen darf in Indenpence Day ein sein Leben lang verpönter Technik Freak das der Menschheit überlegene außerirdische Kommunikationssystem mit einem simplen Computervirus austricksen oder die bemitleidenswerte Schnapsdrossel wird mit einer im wahrsten Sinne des Wortes geflogenen Harakiri Aktion zur gefeierten Schlüsselfigur des menschlichen Überlebenskampfes. Mit weiteren Vorwürfen von wegen unglaubwürdig möchte ich mich jetzt mal weitgehendst zurückhalten, schließlich befinden wir uns  ja, wie wir alle wissen, in einem Science-Fiction Film. Independance Day gleicht salopp formuliert einer von Pathos und Patriotismus triefenden Seifenoper, die mit einem zugedrückten Auge und Hinblick auf die grandiose Action aber auch verdammt viel Spaß bereiten kann.

Emmerichs pompös anmutendes Effektgewitter muss sich auch vor aktuellen Produktionen beileibe nicht verstecken und wenn ich Ihnen jetzt verrate, dass ID 4 nächstes Jahr Silberhochzeit feiern könnte, werden Sie vermutlich ungläubig mit den Achseln zucken.  Die CGI Effekte Anno 1996 entsprachen aber bei weitem nicht dem technischen Standard von heute und waren relativ kostenintensiv, weswegen Emmerich den überwiegenden Teil der bombastischen landschaftlichen Vernichtungssequenzen mit aufwendigen Miniaturmodellarbeiten und klassisch authentischer Pyrotechnik realisierte. Gebäude, Straßen, Sehenswürdigkeiten sowie zahlreiche Denkmäler wurden für die späteren fulminanten Explosionen naturgetreu nachgestellt und auch die gigantischen Raumschiffe der Aliens sind mechanisch erbaute Gebilde. Die Detonation des (nachgebauten) weißen Hauses benötigte beispielsweise eine Planung von einer Woche und erforderte insgesamt 40 Sprengladungen. Ein weiteres unbestrittenes Actionhighlight von Independence Day liefert die temporeiche Schlacht zwischen dutzender Ufos und amerikanischen Kampfjets, atemberaubende Manöver und spektakuläre Phaserwaffen Duelle bringen den Zuschauer nicht nur einmal zum begeisterten Staunen. Sind Sie ein Freund von etwas härterer graphischer Gewaltdarstellung? Ja? Dann muss ich Ihnen leider ein kleines bisschen den Wind aus den Segeln nehmen, 99 % der Action ist quasi jugendfrei, was aber mit Blick auf die Altersfreigabe bestimmt keine Überraschung sein dürfte.

Personell konnte Emmerich auf meiner Meinung nach fähige Schauspieler zurück greifen, welche seine schablonenhaften Vorgaben gemessen am Ergebnis evident in die Tat umgesetzt haben. Dem damals aufstrebenden Will Smith gelang es als ehrgeiziger Pilot ausgezeichnet, seinen King Dingeling Coolness Faktor aus dem ein Jahr zuvor erschienen "Bad Boys" zu transferieren, was vor allem beim jüngeren Publikum gut angekommen sein muss, während der aus "die Fliege" und dem "Jurrassic Park" bekannte Jeff Goldblum mit seiner Brille und seiner bedachten Artikulation das perfekte intellektuelle Gegenstück verkörpert. Meinen persönlichen Sympathiepreis vergebe ich an Randy Quaid, dessen Darbietung des liebenswerten alkoholabhängigen Familienvaters, der von allen nur belächelt wird, am Ende aber zum tragischen Helden aufsteigt, erwähnenswert herzergreifend ausgefallen ist. Bill Pullmann als US- Staatsoberhaupt und Robert Loggia als US-Armee Anführer können hingegen sprichwörtlich gesehen nur ihre Hausaufgaben erfüllen, zu mehr reicht es meines Erachtens leider nicht.  Abschließend muss zu den vielköpfigen Nebendarstellern noch konstatiert werden, dass alle Beteiligten auf einem durch die Bank solidem Niveau agieren und Ihren Teil zum insgesamt professionellen Erscheinungsbild des Filmprojekts beitragen.

Interessant zu wissen ist, dass Independence Day trotz des vielseitig kritisierten US-Patriotismus knapp 62 % seines weltweiten Kinoumsatzes (511 von 817 Millionen Dollar) aus den nicht amerikanischen Märkten beziehen konnte. Und was lernen wir daraus? Ein Blockbuster muss eben nicht immer "Everybodys Darling" sein, um wirtschaftliche Erfolge zu feiern und ID 4 ist ein beeindruckendes Beispiel hierfür. Öffentlich geführte, kontroverse Diskussionen ergeben erhöhte Aufmerksamkeit und eine alte Volksweisheit besagt: Solange man über dich spricht, bist Du interessant. Für mich persönlich zählt Roland Emmerichs Epos bestimmt nicht zu meinen absoluten Lieblingsstreifen. Ich respektiere aber seine hervorragende technische Arbeit und behaupte, Independence Day ist ein Film, der obgleich spürbarer Defizite auch dank seiner ansprechenden Grundthematik, seinem phänomenalen Effektkino, seiner temporeichen Action und seinen gefälligen Darstellern genügend Argumente für einen packenden, unterhaltsamen Popcorn Filmabend liefert. MovieStar Wertung: 7 von 10 Punkte.

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