Eben noch über Van Helsing geschrieben, jetzt über Independence Day oder:
Effektkino gestern und heute.
Independence Day ist und war genauso ein relativ hohler Effekte-Film wie Van Helsing, daher mein Vergleich, aber im Gegensatz zu Van Helsing kommt hier zumindest etwas Spannung auf.
Natürlich kann man sich bei ID darüber aufregen, wie fürchterlich US-patriotisch das alles ist, als wie toll und aufopfernd die armen, von Aliens angegriffenen Amis dargestellt werden.
Mit der derzeitigen Regierung von Bush jr. sollte man Bill Pulmans Präsidenten ohnehin nicht vergleichen. Und die Tatsache, das während der Angriffe der US-Präsi im Weißen Haus bleibt, während sein gesamter Stab in Sicherheit gebracht wird, ebenso wie die Tatsache das am Ende der Präsi höchstpersönlich die Fliegerstaffel anführt, rechne ich auch mal zur Science-Fiction dazu.
Und worüber sich Gnadenlos-Realisten am meisten aufregen werden ist wohl, das ausgerechnet ein Nicht-Amerikaner so einen Film gemacht hat.
Aber was soll das? Hätte Emmerich mal versuchen sollen, hier in Deutschland so einen Popcornfilm zu drehen?
Mir graut es schon bei der Vorstellung, wie das Ergebnis ausgesehen hätte. Da wäre vermutlich Til Schweige in der Jeff-Goldblum-Rolle zu sehen gewesen.
Trotzdem kann man Emmerich natürlich auch vorwerfen, sich bei den Amis einschleimen zu wollen.
Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf, immerhin geht es nur um einen Film. Der soll unterhalten und mehr nicht. Schließlich ist es ein bombastischer Roland Emmerich Popcornfilm, mit gelungenen Effekten, netten Sprüchen und bekannten Darstellern.
Wer mehr Tiefgang und bodenständige Handlung erwartet, ist selber schuld.
Überhaupt gilt auch hier: wenn man mal das Gehirn einschaltet, stolpert man augenblicklich über die größten Logiklöcher sowie offenkundige Fehler.
Trotzdem bekomme ich immer wieder Gänsehaut, wenn ich den gewaltigen Schatten sehe, der sich über den Mond legt, schließlich die Erde erreicht und die Raumschiffe in Größenverhältnissen über dem Planeten schweben, die man sich kaum vorstellen kann.
Aber ich gelte ja gemeinhin als naiv und halte sogar die „Golden Girls“ für eine realistische Serie. Mein Therapeut bedankt sich dafür.
So nehme ich auch Independence Day als guten Film an, ob das nun für mich oder gegen mich spricht. Ich fühle mich gut unterhalten und wenn im Film die Zerstörungsorgie und die kopflosen Fluchten beginnen, kann ich mich nicht dagegen wehren, mit den Darstellern zu zittern und zu hoffen.
Wer schließlich nach dem etwas zuckerigen Ende erst richtig anfängt über den Film zu motzen, dem möchte ich Judd Hirschs Antwort geben, als ein General zum ihm sagt er sei kein Jude: Nobody’s perfect.