Review

So leicht lassen wir uns nicht ausrotten!

Pünktlich zum Start des reichlich verspäteten zweiten Teils diesen Sommer, kann man sich doch gerne nochmal den ersten Teil gönnen - denn nur wenige Filme aus den 90ern sind spassiger, kitschiger &, trotz komplett ausgereiztem, patriotischem US-Gefühl, sympathischer. Das liegt vielleicht an meiner eigenen Erinnerung, als ersten Film ab 12, den ich im Kino sehen durfte, oder den etlichen Malen, als die VHS-Kasette im Recorder ausgeleiert wurde. Vielleicht aber auch einfach daran, dass es ein extrem kurzweiliger Alieninvasionsfilm ist, der neue Maßstäbe gesetzt & sich gut gehalten hat. 

Heute hat man die Geschichte von Aliens, die die Welt mit enormer Militärpower erobern wollen, schon dutzendfach gesehen. Damals war das in diesem Ausmaß neu & atemberaubend. Neben den sogar heute noch ansehnlichen Zerstörungseffekten, bietet der Kracher noch eine 90er-Jahre-Stimmung per excellence, die (damals wie heute) coolsten Stars samt glänzender Chemie untereinander & kaum eine Minute Langeweile. Muss man nicht jedes Jahr am Unabhängigkeitstag gucken, alle paar Jahre ist bei mir aber definitiv "Independence Day". Eine Hausnummer, die "ID4: Resurgence" diesen Sommer zu toppen hat! Eine Chance, gebe ich ihm im Kino aber sicher, schon allein aus nostalgischen Gründen.

Es gibt zwei Fraktionen: die, die "Independence Day" abgrundtief verabscheuen, und die, die ihn lieben, mit ihm aufgewachsen sind & ihn sich immer wieder angucken könnten. Zu welcher ich gehöre, muss ich glaube ich nicht nochmal betonen. Um den Film gut zu finden, muss man bestimmte Dinge beherzigen: Nicht zu ernst nehmen. Den US-Patriotismus akzeptieren. Hirn bis zu einem gewissen Punkt ausmachen & Blockbuster-Logik anschalten. Keine High-Art oder ein cineastisches Meisterwerk erwarten. Wenn man sich an diese Grundsätze hält, bietet der erste moderne Sommer-Blockbuster einen guten Abend, klasse Action & viel bessere Unterhaltung, als viele, noch hohlere Nachahmer. Allein schon die riesige Idee mit den Alienschiffen über unseren Hauptstädten & der unfaire Kampf gegen eine Übermacht, kombinierte clever "Krieg der Welten" & "Rocky", auf die gesamte Menschheit ausgedehnt. Klar werden viele Klassiker kopiert, zitiert & sogar leicht parodiert, man verliert aber nie die Ernsthaftigkeit & es steht endlich mal wirklich spürbar etwas auf dem Spiel: unsere Welt!

Neben der welterschütternden Action, die trotzdem übersichtlich & nie überdosiert wirkt, machen den Film seine Darsteller aus. Vor allem Goldblum & Smith harmonieren perfekt & ihre finale Mission rauf aufs Mutterschiff der Aliens, ist immer wieder die perfekte Mischung aus Sci-Fi-Action & genau richtig getimter Comedy. Die zwei sind die Definition von Cool. Aber auch um die anderen Charakter, vom heldenhaften Präsidenten bis zum fast genauso heldenhaften Alkoholiker & Ex-Alien-Experiment, hat man Angst & zittert mit ihnen mit. 

Und wer kriegt bei der vielzitierten Unabhängigkeitsrede des Präsidenten, vorm vielleicht letzten Kampf der Menschheit, keine Gänsehaut? Emmerich als Zugezogener, zeigt den Amis wie Michael Bay & Co. mal, wie man Patriotismus richtig macht. So platt, ein Wunder, dass das vor 20 Jahren viele zu ernst genommen haben. Es ist keine Parodie, ein dickes Augenzwinkern ist jedoch kaum zu übersehen. Ebenso wenig wie die Einflüsse von "Alien" bis "Unheimliche Begegnung der 3. Art" & "Star Wars" - jedoch raffiniert neu kombiniert, zu etwas bombastisch Eigenem. 

Fazit: einer der gewaltigsten Katastrophenfilme, einer der spaßigsten Filme der 90er & ganz oben in Sachen Alieninvasionen! Emmerichs bester Film & für meine Generation so langsam schon Kult! Plus eine der besten Motivationsreden aller Zeiten, Goldblum & Smith in Topform & enormer Spass an der Zerstörungsorgie - was will man mehr?!

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