Globaler Kampf für die Unabhängigkeit
Der 2. Juli, ein ganz normaler Tag - obwohl doch nicht so ganz, denn schon früh morgens werden Telekommunikationsignale empfindlich gestört. Um was es sich bei dem Störfaktor handeln könnte, ist zunächst unklar, bis schließlich ein riesiges Raumschiff von der Größe eines Viertels des Mondes als Ursache ausgemacht wird. Als ob dem nicht genug wäre, schweben aus diesem Mutterschiff noch zahlreiche weitere, ebenfalls ziemlich große Untertassen gen Erde und platzieren sich scheinbar wahllos über den großen Städten. Was hat das zu bedeuten?
Fernsetechniker David Levinson (Jeff Golblum) fängt dabei ein Signal ab, dass er als einen Countdown interpretiert. Schafft er es noch rechtzeitig nach Washington, um Präsident Thomas Whitmore (Bill Pullman) davon zu unterrichten? Hilfe in Form von Kampfpilot Steven Hiller (Will Smith) ist bereits angefordert. Da kommt was Großes auf die Menschheit zu, denn diese Aliens verstehen keinen Spaß.
Mit Indepence Day stieg Deutschlandexport Roland Emmerich zu den ganz großen Regisseuren Hollywoods auf und lässt es dementsprechen ordentlich krachen. Mit dem 75 Millionen Dollar Budget veranstaltete er ein Leinwandspektakel, welches bis dato noch nicht in diesem Ausmaß zu sehen war.
Die eigentliche Story ist dabei so althergebracht wie dünn und würde vermutlich maximal 5 Scriptseiten lang sein. Was hier jedoch eindeutig im Vordergrund steht sind die visuellen Effekte, die zusammen mit Terminator 2 wohl zu den Besten gehören, die das 90er-Jahre Popcornkino zu bieten hat. Selbst nach mehr als 15 Jahren braucht sich der Blockbuster in Sachen Effekten nicht hinter aktuellen Werken zu verstecken.
Schon die reguläre Kinofassung dauert weit über 2 Stunden, im Directors Cut werden einige Szenen nochmals erweitert, um einige Handlungsstränge zu verdeutlichen und den vor allen den größeren Nebencharakteren ein bisschen mehr Tiefe zu geben. Wirklich notwendig wäre das nicht gewesen, es verlangsamt das Erzähltempo aber auch nicht merklich.
Die 3 Protagonisten Will Smith, Bill Pullman und Jeff Goldblum teilen sich dabei die Laufzeit relativ gleichmäßig untereinander auf. Unterstützung kommt dabei von den ihren Frauen, die aber keine allzu tragende Funktion erhalten. Bester Nebendarsteller ist neben Judd Hirsch als Davids Vater sowie Randy Quaid als alkoholabhängiger, geistig leicht verwirrter Sprühflugzeugflieger, der vor allem bei seinem ältesten Sohn nicht sonderlich beliebt ist und sich erst durch den finalen letzten Angriff wieder Respekt verschafft.
Emmerich versteht es, trotz der langen Laufzeit keine Längen entstehen zu lassen und die Spannung konsequent aufrecht zu erhalten. Sicher ist schon von vorneherein klar, dass die Menschheit gewinnen wird, dennoch entwickelt sich der Schlagabtausch mit den Aliens nicht zu geradlinig.
Einziger wirklicher Schwachpunkt ist der stellenweise arg triefende Pathos, wenn Präsident Withmore flammende Reden über den Zusammenhalt der Menschheit hält oder seine Frau den nächsten Tag nicht mehr erlebt. Das ist leider typisch amerikanisch und hätte nicht unbedingt in dieser teils ausufernden Form sein müssen. Wenig überraschend auch, dass die Amis die Lösung für das Alienproblem herausbekommen und die restliche Welt nur brav die Anweisungen befolgt.
Abgesehen davon stimmt der große Rest aber und man bekommt knapp 2 1/2 Stunden Popcornkino vom Feinsten serviert. Kein großer Anspruch, kein psychologischer Tiefgang, sondern einfach nur grundsolige, durch fantastische Computertricks aufgemotzte PG-13 Action, die auch nach all den Jahren nichts von ihrer Faszination eingebüßt hat. Für mich neben den alten Star Wars-Filmen einer der besten Vertreter des Sci-Fi Genres.