Review
von Trashstore75
Die Kritik beruht auf der Extended Version!
Die Schwaben sind allgemein als sehr sparsame Knauserer bekannt. Es gibt jedoch einen ihrer "Gattung", der den Sparstrumpf gerne an den Nagel hängt und das Geld anderer Leute verpulvert.
Die Rede ist von keinem geringeren als Deutschlands Regie-Export Roland Emmerich, dem Master Of Desaster, der naive Geschichtenerzähler und Inszenator infernalischer Zerstörungs- und Weltuntergangsorgien. Ein Mann, der nicht kleckert, sondern klotzt und wie kein anderer prädestiniert ist, ein Katastrophenszenario auf die Leinwand zu bannen, das Amerika im Angesicht einer außerirdischen Invasion dem Erdboden gleich macht.
Und somit ist sein Invasions-Epos "Independence Day" nicht nur Sinnbild Amerikas als eine starke Nation im Kampf für ihre Freiheit und ihr Überleben, sondern auch für millionenschweren Mainstream-Mega-Mumpitz, das alle gängigen Versatzstücke des Hollywood-Kintopps bedient:
vom rührseligen Kitsch bis hin zum lautstarken Hurra-Patriotismus begleitet von orchestraler Marschmusik - Emmerich schöpft aus dem Fundus des Katastrophen- und Science-Fiction-Genres aus dem Vollen und liefert die gesamte Bandbreite an Klischees ab.
Während die lange Einführung der Haupt-Protagonisten mit all ihren zwischenmenschlichen Problemen und Schicksalen dem Schema früherer Desaster-Movies wie "Erdbeben" oder "Die Höllenfahrt der Poseidon" folgt, sorgt ab dem zweiten Drittel des Films das Potpourri aus "Area 51-Verschwörung", "Star Wars"-Action und "Alien"-Thrill für Kopfschütteln.
Die Katastrophe lässt nicht lange auf sich warten, die Zerstörung Amerikas ist mit bombastischen Special Effects eindrucksvoll in Szene gesetzt - ja, der gute Roland schafft es sogar in den ersten 40 Minuten Spannung und Dramatik zu erzeugen.
Doch kaum ist halb Amerika in Schutt und Asche gelegt tendiert "Independence Day" vom Invasions-Schocker zum heillos übertriebenen und unfreiwillig komischen Trash-Overkill, das mit verschrobenen Wissenschaftlern, kranken Kindern, über sich hinauswachsenden Alltagshelden und dem genretypischen Hund das komplette Ensemble des Katastrophenfilms vereint hat. Der Quoten-Schwarze darf natürlich auch nicht fehlen, eine Rolle die Will Smith auf dem Weg zu einer steilen Karriere auferlegt wurde. Seine infantile Begegnung der dritten Art zeugt qualitativ vielmehr vom unterirdischen Humor aus Filmen wie "Bad Boys" oder der TV-Serie "Der Prinz von Bel Air", während Bill Pullman als Präsident nicht nur als Führer der freien Nation, sondern gleich als Held des globalen Widerstands gegen die Aliens glorifiziert wird. Eine patriotische Rede und Emmerichs naive Weltanschauung verbunden mit aufgesetzter Kritik zur fortwährenden Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts setzen diesem sinnfreien, von frühpubertärer Phantasie nur so strotzendem Knallbonbon die Krone auf.
5/10