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Es ist der 2. Juli, noch zwei Tage bis zum größten amerikanischen Feiertag. Doch dieses Jahr geschieht etwas, was die Menschheit auf Dauer verändern wird. Über allen Metropolen der Erde tauchen gigantische Raumschiffe auf. Die Frage, ob wir allein im Universum sind oder nicht, ist endlich beantwortet. Der Präsident der USA, Thomas Whitmore (Bill Pullman), warnt vor Panik und hegt die Hoffnung, einen friedlichen Kontakt zu den außerirdischen Besuchern herzustellen.

Zeitgleich entdeckt der Satellitentechniker und Öko-Freak David Levinson (Jeff Goldblum), dass die weltweiten Satellitenstörungen auf einen versteckten Code der Aliens zurückzuführen sind, der sich als Countdown herausstellt. Es gelingt ihm, den Präsidenten und seine Ex-Frau Connie (Margaret Colin), die Pressesprecherin im Weißen Haus ist, rechtzeitig zu warnen und mit ihnen zu fliehen.

Derweil ist der Countdown abgelaufen und die Aliens beginnen ihre Angriffe, die nicht nur eine bisher nie dagewesene Panik in den Straßen auslösen, sondern auch nichts als Schutt und Asche zurücklassen. Die großen Städte sind ausgelöscht, Los Angeles und New York existieren nicht mehr. Weltweit wiederholen sich die schrecklichen Ereignisse, systematisch werden alle Institutionen der NATO vernichtet. Luftgegenangriffe mit konventioneller Waffentechnik verpuffen am Schutzschild der extraterrestrischen Raumschiffe.

Unter den Kampfpiloten befindet sich auch der junge Farbige, Captain Steven Hiller (Will Smith), ein kaltschnäuziger Himmelhund, der mit der hübschen Stripperin Jasmine (Vivica A. Fox) und deren Sohn zusammenlebt. Nach einem riskanten Luftmanöver gelingt es ihm, eines der Aliens lebendig gefangen zu nehmen und schleppt es durch die Wüste zum nächstgelegenen Stützpunkt - der Area 51. Dass diese tatsächlich existiert und dass in den 1940er Jahren tatsächlich ein außerirdisches Raumschiff dort geborgen wurde, erfährt der Präsident auch erst jetzt von seinem Berater, auf der Flucht in der Air Force One. Nun macht sich auch das Staatsoberhaupt, gemeinsam mit seinem Stab sowie David Levinson und dessen Vater (Judd Hirsch) auf, um neue Erkenntnisse über die Invasoren aus dem All zu gewinnen.

In dem unter der Erde liegenden Atomwaffenbunker wurden die Aliens und ihre Technologie jahrzehntelang erforscht, jedoch ohne nennenswertes Ergebnis. Das neu eingetroffene Exemplar der unbekannten Spezies soll nun ebenfalls untersucht werden. Die Geschehnisse geraten jedoch außer Kontrolle, und das Alien tötet einen Wissenschaftler, wird dann aber, nachdem es die Motivation seiner Spezies für die Invasion verraten hat (nicht dass diese weiter wichtig wäre;-)), selbst getötet.

David, der mittlerweile völlig resigniert hat, wird durch eine Zufallsbemerkung seines Vaters zu einer genialen Idee inspiriert. Die Invasion kann nur abgewendet werden, wenn das Schutzschild der Aliens durchdrungen werden kann. Daher soll das Mutterschiff mit einem Computervirus infiziert werden, der auch die Schutzschilder der Tochterschiffe deaktivieren würde. Während Levinson und Hiller sich mit dem mittlerweile reparierten UFO auf ein Himmelsfahrtskommando begeben, plant Präsident Whitmore einen weltweiten Gegenschlag, der in dem Moment durchgeführt werden soll, in dem die Schutzschilde deaktiviert sind. An der Schlacht nehmen auch der Präsident selbst, seines Zeichens ehemaliger Kampfflieger, sowie der versoffene Vietnamveteran und Ex-Air-Force-Pilot Russel Casse (Randy Quaid) teil, der mit den Aliens noch eine Rechnung offen hat, seit er vor zehn Jahren von ihnen entführt wurde. Können die Menschen die Welt retten und die Invasoren zurückschlagen? Am Unabhängigkeitstag ("Independence Day") fällt die Entscheidung.

Roland Emmerich Filme sind ja meist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits visuell opulent, mit state-of-the-Art Special F/X und jeder Menge Krawall-und-Kabumm-Action; andererseits inhaltlich meist sehr dünn, ohne Substanz – ein schnell verspeister Snack für zwischendurch, ohne großen Nährwert, anspruchslose Blockbuster-Kost für den geneigten Durchschnittsamerikaner. Konnte ich mit seinen frühen Filmen noch einiges anfangen, z. B. seiner eher unbekannten 80er Komödie Hollywood Monster, dem Star Wars/Poltergeist-inspirierten Kinder-Sci-Fictioner Joey oder dem unterhaltsamen Actioner Universal Soldier mit Jean-Claude van Damme und Dolph Lundgren, hat sich das in der Post-Independence-Day-Zeit ziemlich erledigt. Dass die Propagandavorwürfe bei letzterem nicht ausblieben, einem Film, in dem die USA die ganze Welt rettet, noch dazu an ihrem höchsten Feiertag, ist mehr als verständlich. Gekrönt wird dieser Umstand von der vor Pathos und Patriotismus triefenden Rede an seine Mitstreiter vor dem finalen militärischen Gegenschlag. Aber auch die Szene gegen Ende, als die von Randy Quaid verkörperte Figur sich mit einem locker-flockigen Spruch auf den Lippen zum Wohle aller selbst opfert (Stichwort: der "amerikanische Held, auf den man stolz sein kann"), hinterlässt einen faden Beigeschmack. Ein weiterer Kritikpunkt war die mangelnde Glaubwürdigkeit, dass ein simpler Computervirus die außerirdische, uns weit überlegene Technologie so einfach aus den Angeln heben kann. Aber gut, über Realismus sollte man meiner Meinung nach bei einem Unterhaltungsfilm nicht zu viel diskutieren.

Obwohl die Leistungen einiger Darsteller in der Öffentlichkeit kritisiert wurden, haben mir die Performances alles in allem sehr gut gefallen. Es sollte hier niemand einen Citizen Kane oder ein oscarreifes Arthouse-Drama erwarten. Die Hauptrollen sind mit Will Smith (Der Prinz von Bel-Air, Men in Black, Bad Boys, I am Legend) als vorlautem Pilot und Jeff Goldblum (Die Fliege) als idealistischem Öko-Freak und Satellitentechniker gut besetzt. Die Chemie zwischen beiden stimmt, auch wenn sie erst in der zweiten Hälfte des Films aufeinandertreffen und verhältnismäßig wenig gemeinsame Screentime haben. Aber die "Fat Lady", die Siegeszigarre, die zwischen Smith und seinem Fliegerkumpel (Harry Connick, Jr.) ein Ritual geworden ist, erfüllt auch die ihr zugedachte Rolle als Smith und Goldblum von ihrer Weltrettungsmission zurückkommen. Margaret Colin als Goldblums Ex-Frau und Pressesprecherin des Präsidenten ist entzückend und schlagfertig, selbiges trifft auch auf Vivica A. Fox (Kill Bill Vol. 1) zu, die die Frau an der Seite Smiths spielt, eine exotische Tänzerin und Mutter eines kleinen Jungen. Die Schnell-Hochzeit kurz vor der gefahrvollen Mission ist natürlich klischeebeladen hoch zehn, fügt sich aber ganz gut in das Gesamtbild des Films ein. Bill Pullman (Lost Highway, The Grudge) gibt den charismatischen, aber in der Öffentlichkeit wegen seiner Politik auf Kritik stoßenden, Jung-Präsidenten sehr überzeugend. Über Randy Quaid (Interceptor, Purgatory – Showdown auf dem Weg zur Hölle) als stets sturzbetrunkener Agrarflieger, der in seinem Suff auch schon mal das falsche Feld besprüht, und der, seitdem die Aliens vor Jahren sexuelle Experimente an ihm vorgenommen haben, an einem Trauma leidet, konnte ich mich schon damals bepissen. Er erinnert mich in seiner Rolle ein bisschen an den ähnlich angelegten Charakter in Schöne Bescherung, in dem er Chevy Chases grenzdebilen, aber herzensguten Cousin Eddie spielt.

Bemerkenswert ist, dass der Film auch in den kleineren Rollen prominent und passend besetzt ist. So finden sich in weiteren Rollen: Mary McDonnell als Frau des Präsidenten; Judd Hirsch, Davids Vater, der als Jude in Stunde der Not seine Mitmenschen bekehren will und den ganzen Film über für den ein oder anderen Lacher gut ist; Robert Loggia (Lost Highway, Over the Top) als dem Präsidenten treu ergebener General; James Rebhorn als schleimiger Berater; Adam Baldwin (Full Metal Jacket, Predator 2) als pragmatischer Major Mitchell; Brent Spiner als durchgeknallter Dr. Okun; Harry Connick, Jr. als Hillers Sprüche klopfender Fliegerkumpel, Leland Orser (Resurrection, Taken) als Wissenschaftler, Dan Lauria (der Vater aus Wunderbare Jahre) als Offizier sowie in einer frühen Rolle Giuseppe Andrews (Cabin Fever, Detroit Rock City).

Der mitreißende Score von David Arnold wurde mehrfach ausgezeichnet und untermalt das Geschehen perfekt. Was mir aber als jungem Zuschauer wirklich in Erinnerung geblieben ist, ist der Song "It’s the End of the World as we know it (and I feel fine)" von R.E.M., der zu Beginn des Films läuft, als das erste Signal des sich der Erde nähernden Raumschiffs aufgefangen wird, und dessen Titel für sich selbst spricht. Dass der Song von R.E.M. stammt, habe ich allerdings erst ein paar Jährchen später erfahren – obwohl ich mich heutzutage ernsthaft frage, wie man einen R.E.M. Song nicht erkennen kann. ;-)

Vermarktungstechnisch hat man sich für einen erfolgreichen Start dieses Streifens enorm ins Zeug gelegt. So wurde eine Marketingkampagne bis dahin ungekannten Ausmaßes gestartet, u. a. kaufte man sich in das Werbeprogramm des Super Bowls ein, und jeder, der sich halbwegs mit den Vorlieben der Amerikaner auskennt, weiß, dass die Einschaltquoten am Super Bowl-Abend astronomisch sind, ebenso wie die Kosten für Werbezeit. Obwohl der Filmstart in den Staaten für den 3. Juli 1996 angesetzt war, brachte man ihn angesichts der gewaltigen Resonanz doch schon einen Tag früher in die Lichtspielhäuser – am selben Tag, an dem die Filmhandlung beginnt.

In Deutschland startete er im September – und ich war dabei. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass mir der Film eine Menge Spaß gemacht hat. Meine Lieblingsszene war die, in der Will Smith nach seinem Jetabgang das Alien in der Wüste K.O. schlägt, es schweißüberströmt im Unterhemd und mit cooler Sonnenbrille im Gesicht hinter sich her zieht und dabei permanent meckert, das Alien hätte ihm den freien Tag verdorben, er könnte doch jetzt auf einer BBQ-Party sein – großartig! Ich war damals 15, fast 16, und es war eine Zeit, in der man sich noch nicht so viele Gedanken gemacht hat – weder um Filme, noch um sonstige Dinge. Es war eine herrlich unbeschwerte Zeit, in der die Blockbuster noch, trotz der bahnbrechenden Effekte, (halbwegs) bodenständig waren und einen enormen Unterhaltungswert und Charme besaßen. Jurassic Park, Independence Day, Goldeneye etc. – ich hab sie alle gern gesehen. Mit heutigen Blockbustern kann ich ja oft nur wenig anfangen.

Anbei eine Kritik, die mir besonders gut gefallen hat:
…furios-frische Mischung aus "Krieg der Welten", "Krieg der Sterne" und "Unheimliche Begegnung der dritten Art" mit den besten Zutaten aus "Top Gun", "Der Stoff, aus dem Helden sind" und anderen luftigen Leinwand-Abenteuern der letzten Dekade, sowie schaurig-schöne Reminiszenzen an die großartigen Kommunistenangst-Metaphern der fünfziger Jahre wie etwa "Tarantula". (kino.de)

Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Obwohl der Film auf genauso viel Kritik wie Zustimmung stieß, schafften es "Schwäbisch Spielbergle" Emmerich und Co-Drehbuchautor Dean Devlin bei einem Budget von ca. 75 Millionen US-Dollar weltweit über 800 Millionen Dollar in die Kassen zu spülen. Der Film, der ursprünglich als Fortsetzung zu Stargate geplant war (na, hättet ihrs gewusst?), heimste zahlreiche Preise ein, darunter die Golden Screen Awards, einen BMI Film Music Award (David Arnold), einen Grammy und natürlich den Oscar für die Best Visual Effects.

Gerüchten zufolge soll 20th Century Fox mittlerweile mit einer Fortsetzung liebäugeln. Nach dem weltweit kommerziellen Erfolg von James Camerons Avatar stehen die finanziellen Mittel bereit. Die sind auch bitter notwendig: Neben den sicherlich alles übertreffenden Special F/X kommen möglicherweise auch weitere horrende Kosten auf das Studio zu - laut Infos aus dem Netz fordert Will Smith eine Gage von 20 Millionen Dollar. Dreharbeiten sollen angeblich bereits für dieses Jahr geplant sein, auch wenn ich nicht sagen kann, wie aktuell oder zuverlässig diese Aussage ist. Die Fans dürfen gespannt sein.

Kleiner Tipp: Die Vorgeschichte zu der der Handlung in Teil 1 ist übrigens 1997 in Form eines Romans von Stephen Molstad unter dem Titel "Silent Zone – Independence Day" und in der deutschen Übersetzung "Indepence Day ID4 – Was geschah in Area 51" erschienen. Dort wird die Geschichte des im Film leicht durchgeknallt wirkenden Forschungsleiters Dr. Brakish Okun erzählt, der Titel ist Programm. Ich habe das Buch gelesen – nette Kost für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.

Empfehlenswertes Medium ist die limitierte Cinedition Blu-ray Veröffentlichung von Fox, die den Film in einer ansprechenden Qualität präsentiert (vor allem der Ton rummst gewaltig) und mit einem gelungenen Design sowie einigen Extras aufwartet. Ein schickes Mediabook mit 3D-Hologramm,16-seitigem Booklet und 35-mm-Senitype-Filmcell, das allerdings nur die Kinofassung auf Blu-ray aufweist, die etwas längere Special Edition liegt lediglich als DVD bei.

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