Kurz vor dem US-Unabhängigkeitstag, dem 4.7., genau am 2.7., verdunkeln sich weltweit die Himmel über Großstädten. Riesenraumschiffe, die sich von ihrem majestätischen Mutterschiff gelöst haben, werfen Schatten über Metropolen wie New York, Moskau und Washington beabsichtigen, die Welt-Machtzentren zu attakieren. Eingehende Versuche der Kontaktaufnahme oder Wege die Eindringlinge zu stoppen, scheitern kläglich. Binnen weniger Minuten löschen sie mit einer apokalyptischen Feuersbrunst Washington, Moskau, New York und andere Metropolen aus. Die Menschen organisieren in der scheinbar ausweglosen Situation den Widerstand. US-Präsident Thomas J.Whitmore (Bill Pullman) kann ebenso entkommen und eilt samt Stabsleuten zur Geheimstation "Area 51", wo ein 1947 abgestürztes UFO seit dem sogenannten „Roswell-Zwischenfall“ untersucht wird. Mit Computerexperte David Levinson (Jeff Goldblum) und dem heißspornigen, dunkelhäutigen Jungpilot Steven Hiller (Will Smith) heckt man einen Plan aus. Man will einen Virus in den Computer des feindlichen Mutterschiffs schleusen. Die beiden starten ins All, während die Helden auf der Erde, darunter der amerikanische Präsident höchstpersönlich, eine Fliegerstaffel auffahren, um den Ausfall des unüberwindlichen Schutzschirms zum Gegenangriff zu nutzen.
Kritik
Das ist der Science-Fiction-Ober-"Blockbuster" 1996. Ein unfaßbar patriotischer "Star Wars"-"X-Files"-70er-Katastrophen- und Invasionsstreifen der 50er Jahre, hier vor allem "Earth Vs.The Flying Saucers"-Abklatsch-Mix, dessen phantasielose Kreaturen irgendwo zwischen dem "Predator" und denen aus "Abyss" liegen. Die bedingungslose Aggressivität der Außerirdischen läßt sich leicht als Rechtfertigung für Aufrüstung und Militarismus verstehen. An Originalität mangelt es total, an allen Enden. Wieder einmal triumphiert uneingeschränkt der unerschütterliche Erfindungsgeist der unbezwingbaren Menschheit.
Das Regisseur Emmerich-Produzent-"Partner"-Dean Devlin-Drehbuch ist extrem löchrig und mit derart dämlichen Dialogen gespickt, daß einem die Haare wehtun. Trotz vieler ansonsten fähiger und namhafter Darsteller gibt es nur Abziehbild- Charaktere aus der Ami - Retorte, welche die hemmungslose schwarz- weiß –Malerei, die sich in unendlich vielen Details erkennen läßt, zusätzlich unterstreichen. Da gibt es zum Beispiel den chaotischen und schrägen Computerexperten, den filzigen Langhaar - Forscher und den jungen, glücklichen Heißsporn, der auch noch eine große Klappe hat.
Trotz aller eingestreuten Witze nimmt man (wie die Macher des Produktes) sich anscheinend ernst und vor allem sehr wichtig. Schließlich geht es ja um die Rettung der Welt !
Die Modelleffekte sind gut, die CGI´s (Computer Generated Images) zum Teil peinlich, wurden aber unverständlicherweise mit Preisen überhäuft. (Universe Readers Choise Award, Oscar, Golden Sattelite Award, Nominierung für den BAFTA Film Award)
Die ab der etwa 45.Minute einsetzende „Action“ erschlägt förmlich, obwohl die fast spielerische Zerstörungsfreude schon irgendwie sehenswert ist. Die guten Anfangs- Spannungsmomente, als die Invasoren regungslos und bedrohlich warten, werden dadurch aber leider aufgegeben und Publikumswirksamkeit regiert unkontrolliert. Und ab diesem Punkt ist dann alles aus.
Warum mußte der Präsident so heldenhaft gezeichnet werden und schließlich selbst (!) in einen Kampfflieger steigen? (...Emmerich als deutscher Regisseur ist patriotischer als jeder Ami...)
Was soll die völlig mißge- "time" -te, hochlächerliche Szene im Tunnel, in der die Feuerwalze unschlüssig über ihre Geschwindigkeit und ihre Richtung ist ?
Was ist mit dem aufgesetzten Multi – Kulti - Scheiß ?
Warum ist die Zukünftige des Piloten Nackttänzerin?
Fragen über Fragen, die eigentlich keinen beschäftigen.
Nach etwa 100 Minuten wird das Gefühl unerträglich, daß die Handlung unnötig in die Länge gezogen wird und am Ende steht ein dummes Finale, bei dem der gekämmte Fönfrisuren- Präsident der strahlende Held ist und alle wichtigen Personen überleben. Schönen Dank mein lieber Schwabe. Ich habe mich fast tot gelacht. Ich bezweifle, daß irgend jemand das so geplant hatte.
Hintergrund
Dann haben wir noch den Aspekt, daß der Film ein unverfrorenes Webeprodukt ist. Abgesehen von der Tatsache, daß das Ganze fast als Werbestreifen für das (US-) Militär durchgeht, ist es die Präsenz von „Skynews“ und Bob Friend, der ja tatsächlich Sprecher bei Rupert Murdochs Kommerzsender „Sky“ ist. Jener wird über Satellit in Europa, Nordamerika und Teilen von Asien verbreitet und ist wohl darum einem ziemlich großen Teil der Weltbevolkerung bekannt.
Auch alle anderen Fernseher in Independence Day sind auf Murdochs Satellitensender SKY eingestellt. Und das ist kein Zufall. Wie der Fernsehsender „Sky“ gehört auch „Fox“, das Studio, das „ID4“ (ein geflügeltes Wort mit ohne Bedeutung...) produziert hat........jawoll - Rupert Murdoch.
In der ersten halben Stunde von „Independence Day“ hängen darum alle, sogar „Mister Präsi“ die ganze Zeit vor der Glotze und gucken „Sky“!
Selten war bei einem Film die „Handlung“ so eng mit „Product Placement“ verzahnt wie hier. Wer braucht noch ein Drehbuch, wenn das Studio eine „Marketing“- Abteilung hat? Es werden die zu bewerbenden Produkte nicht mehr wie nebenbei im Film untergebracht, sondern sind integrierter Teil des Inhaltes.
Am Ende des Films lädt Jeff Goldblum darum von seinem „Powerbook“ einen Computervirus zum Raumschiff der Außerirdischen hoch, das umgehend in die Luft geht. Wäre dieses vollkommen absurde Spektakel auch dann in dem Film vorgekommen, wenn „Apple“ nicht viel Geld dafür bezahlt hätte, daß seine Computer in dem Film an hervorgehobener Stelle vorkommen? (kotz!)
Der kriselnde amerikanische Computerkonzern „Apple“ versuchte wiederholt, seine Computer in möglichst vielen amerikanischen „Blockbustern“ unterzubringen. Als Requisit tauchen „Apple“- Computer auch in „The Net“ und „Mission Impossible“ auf, womit der Computerkonzern in den USA auch warb. (Was leider keine gute Idee war: „Mission Impossible“ als „Slogan“ für „Apple“ - Computer? Warum nicht gleich „Dead Man Walking“ ? )
Auch der "Auftritt" von Jeff Goldblums „Powerbook“ in Independence Day wurde von „Apple“ werblich ausgeschlachtet. In Amerika warb der Computerkonzern in Anzeigen mit dem Slogan: "The power to save the world." (Und die Welt fragte sich, warum Apple von Microsoft so gnadenlos vom Markt gefegt wurde, wenn man mit „Apple“- Produkten sogar die Computersysteme von Außerirdischen kaputt bekommt...)
Die amerikanischen Filmstudios sind nach zehn Jahren hektischster "merger" und "take-over"-Schlachten der amerikanischen Medienkonzerne in riesige, unüberschaubare, transnationale Firmenkonglomerate eingebunden, die quer durch alle Wirtschaftszweige gehen. Das hat in den letzten Jahren zu unendlichen Cross-Marketing-Manövern geführt. Es gibt das Buch zum Film, das T-Shirt zum Buch, das Coumputerspiel zum T- Shirt, Die CD mit dem „Soundtrack“ zum Computerspiel...
Die amerikanischen Filmstudios sind mittlerweile in so gigantische „Trusts“ eingebunden, daß sie ihre Filme fast komplett mit Requisiten und Drehorten aus der eigenen Unternehmensgruppe versorgen und so für ihre Produkte und Dienstleistungen werben könnten. So wäre es im Kino möglich, komplette "Unternehmenswelten" zu schaffen, in denen sich die Handlung ausschließlich um zu bewerbende Waren dreht.
„Independence Day“ gibt einen Vorgeschmack davon, wie das aussehen wird, wenn die Handlung eines Films um die zu bewerbenden Produkte und Dienstleistungen gesponnen wird.
Viel Spaß beim Filmgucken!
Die technische Realisation der Code 2 – DVD ist sehr gelungen und bietet jede Menge aufschlußreicher Extras. Doch wird nur der davon begeistert sein, der den Film mag. Ich bin es nicht.