Die fortschrittliche Welt oder vielmehr die USA (ist ja in den Köpfen vieler Menschen das gleiche) wird von einer bösartigen Alien-Rasse beinahe dem Erdboden gleichgemacht bis ein Computerspezialist mit einem Army-Großmaul und tatkräftiger Unterstützung
des Golfkrieg erprobten US-Präsidenten den Angriff abwehren kann...
Also gut - die hirnrissige Story, zusammengeklaut "as usual", dürfte ja inzwischen hinlänglich bekannt sein. Mit "Independence Day" hat Roland Emmerich nun also nach "Universal Soldier" und "Stargate" den absoluten Tiefpunkt in Sachen Innovation und Unterhaltungskino erreicht (daß er uns mit "Godzilla" eines besseren belehrte, wußte ja 1996 noch niemand).
Dabei beginnt Alles so vielversprechend mit zitterndem Mondstaub, den riesigen Raumschiffen ("V" lässt grüßen) und natürlich den grandiosen Explosionen von, wieder mal, nur US-Wahrzeichen.
Jeff Goldblum als Sympathieträger mit Laptop und der unvermeidlichen geschiedenen Ehefrau (die wenigstens nicht auch noch Holly Gennaro heißt) und Bill Pullman als etwas lascher Präsident schaffen es beinahe zu jedem Zeitpunkt, den Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen, Mary McDonnell als verdammte Präsidentengattin und Vivica A. Fox als Prolo-Liebchen mit Kind bilden die Brücke zur in den USA so hoch gelobten Familie und die Randgruppen sind natürlich auch vertreten (ein Alkoholiker fliegt für sein Land in den Tod und sein halbindianischer Sohn hat davon immerhin einen Patrioten-Spruch eines Generals als Grabdreingabe - die Invalidenrente wird wohl trotzdem gestrichen!).
Überhaupt Patriotismus - diese immer wieder gerne genommene Eigenschaft der US-Amerikaner in einem teuren Sommer-Blockbuster gewinnbringend einzusetzen hat niemand anderer besser drauf als unser Schwabe Emmerich, der den Amis darüberhinaus auch noch zeigt, dass man mit 80 Millionen Dollar einen Film so aussehen lassen kann, als wäre er doppelt so teuer gewesen.
Was er ebenso über die Jahre perfektioniert hat, ist der Aufbau einer unruhigen Spannung (die Szene mit den Raumschiffen, die aus den Wolken über New York den Himmel verdunkeln, ist einfach grandios). Allerdings sollte er doch die Drehbücher langsam nicht mehr selbst schreiben, denn was das Inszenieren von großem Effekte-Kino angeht, da macht er vielen einheimischen Regisseuern mit seinem Alien-Invasions-Epos was vor, schafft es aber zu keiner Zeit, die Charaktere glaubhaft handel zu lassen, ohne dabei allzuvile Zugeständnisse an das erwartete Millionenpublikum in den USA zu machen.
Den größten Schaden dadurch trägt hier die Rolle von Will Smith. Der All-American-Star, der all das verkörpert, was Amerikaner so gerne haben (!), darf hier den Welten-Beschützer spielen, der auch mal ein Alien ausknockt (die peinlichste Szene im ganzen Film), darüber hinaus aber außer Fliegen nur Familie und Gebete im Kopf hat. Dass dazu immer wieder ein "lockerer" Spruch über seine Lippen kommen darf, um mit diesen wirklich hirnrissigen und unpassenden One-Linern für die Lacher zwischen den Science-Fiction-Gefechten sorgen soll, ist dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Hier geht bei mir eindeutig die Nerv-Skala in den roten Bereich (und das schaffen sonst nur altkluge Kinder, die wegen dem Zuschnitt auf das Zielpublikum mal eben schnell ein paar dumme Aktionen ausführen dürfen, um zu zeigen, dass da eine große Gefahr besteht).
Da Smith aber nun mal der einzige menschliche Schwachpunkt des Filmes ist, damit aber leider die Tradition begründete, dem Helden noch häufiger einen dunkelhäutigen Sidekick zu Seite zu stellen, der nichtssagende und dumme Sprüche klopft, kann man eigentlich darüber hinwegsehen, dass die Autoren Emmerich und Devlin wohl lieberInszenieren/produzieren als zu schreiben aber ich kann das in diesem Fall nicht!
Unter dem Strich bieten uns der schwäbische Wunderknabe und sein Produzent ein mit bekannten Gesichtern gespicktes, leidlich unterhaltsames (50 Minuten kürzer hätten auch nicht geschadet) Invasions-Effekte-Spektakel, das mit himmelschreiendem Patriotismus nervt und in jeder Beziehung inkonsequent bleibt. Von dem katasrophalen Zuckerwatte-Ende mal ganz abgesehen!
Ein paar sehr gute Momente retten leider nicht die vertane Zeit und zum Thema Invasion gibt es ebenfalls bessere Beiträge. Bleibt zu hoffen, dass Roland Emmerich nicht ewig dieses für den amerikanischen Markt zurechtgebogene Plastik-Produkt als seinen größten Erfolg bezeichnen muss!